Ein Sturm zieht auf
konnte.
Mit einem letzten verächtlichen Schnuppern, das der entsetzte Tooqui zu jeder anderen Zeit für beleidigend gehalten hätte, drängten sich die beiden Kholot an ihm vorbei und eilten den Tunnel entlang. Ihre Reaktion war mehr als seltsam. Er konnte doch sicher nicht so schlecht riechen, dass sie ihren Bau verließen? Dann erinnerte er sich an das Besucherhaus der Qulun, wo er von fremdartigen Gerüchen und merkwürdigen Aromen umgeben gewesen war. Offensichtlich hing genug davon an seinem Fell, um die Kholot nicht nur zu vertreiben, sondern sie auch noch davon abzuhalten, ihn zu beißen. Anscheinend waren die beiden Grasfresser zu dem Schluss gekommen, dass etwas, das schlecht roch, auch schlecht schmecken würde.
Von oben erklang ein aufgeregter Ruf, gefolgt von einem scharfen Knallen und dem schmerzvollen Aufheulen eines Kholot. Als es aus dem Bau kam, hatten die Qulun es offenbar mit ihrer Beute verwechselt. Sobald der unselige Graser identifiziert war, lachten die anderen Qulun ihren schießfreudigen Kameraden aus. Tooqui drehte sich in der engen Kammer herum und steckte den Kopf halb in den Tunnel. Er lauschte angestrengt.
»Das reicht jetzt. Es ist spät, und ich bin müde. Mir ist egal, was Baiuntu sagen wird.«
»Das finde ich auch«, erklärte ein anderer Qulun entschlossen und zügelte sein Sadain. »Sagen wir ihm einfach, wir hätten den Flüchtling erwischt und getötet und fertig.«
»Er ist allein hier draußen, ohne Vorräte. Die Prärie wird ihn sowieso umbringen.«
Auf dieses selbstsichere Gespräch folgte das Geräusch vieler davontrabender Sadain-Füße. Dennoch blieb Tooqui noch im Bau versteckt, bis er überzeugt war, dass er sich wieder herauswagen konnte.
Als er das schließlich tat, müde und schmutzig, aber immer noch am Leben, konnte er seine Verfolger nirgendwo mehr sehen. Er fand einen Stein und kletterte gerade hoch genug, um über das windgepeitschte Gras hinwegschauen zu können. Die Qulun brachen ihr Lager ab, und das mitten in der Nacht. Etwas musste sie sehr nervös gemacht haben. Soweit Tooqui wusste, waren noch nie Nomaden beobachtet worden, die ihr Lager mitten in der Nacht abbrachen.
Waren Meisterin Barriss und ihre Freunde noch am Leben? Und wenn nicht, was zählte das für ihn? Er war allein, ohne Essen, Waffen und Wasser, mehrere Tage zu Fuß entfernt vom nächsten Gwurran-Hügel. Er schlang die Arme um den Oberkörper, um sich gegen den kalten Nachtwind zu schützen, und sah sich um. Die weite Ebene war kein Platz für einen nervösen kleinen Gwurran! Jedes Geräusch ließ ihn zusammenzucken, jedes Anzeichen von Bewegung erschreckte ihn. Was, wenn es hier draußen Shanhs gab, die der Händlerkarawane folgten? Wenn sie seine Witterung aufnahmen, würde er nicht einmal so lange am Leben bleiben wie ein Birru mit seinen Spitzenflügeln in einem Sturm.
Selbst wenn er seinen Freunden helfen wollte, gab es nichts, was er tun konnte. Das Beste wäre, sofort nach Hause zu gehen. Mit einigem Glück würde er Wasser und etwas zu essen finden, und wenn nichts ihn aß, könnte er in ein paar Tagen wieder im Land der Gwurran sein. Er würde eine aufregende, dramatische Geschichte zu erzählen haben. Die Jüngeren würden ehrfürchtig zu ihm aufblicken, und selbst die manchmal so herablassenden Ältesten würden - wenn auch widerwillig - zugeben müssen, dass er viel erreicht hatte. Für den Rest seines Lebens würde Tooqui bei seinem Volk groß groß sein.
Und dennoch - und dennoch, da war Herrin Barriss, die ihn nicht erschossen hatte wie einen Dieb, sondern sich mit ihm angefreundet und sich für ihn eingesetzt hatte, als er seiner Sehnsucht, über das traditionelle Land der Gwurran hinauszureisen, Ausdruck verlieh. Und war es nicht das, was er jetzt tat? Sicher, als er seine Bitte ausgesprochen hatte, hatte er sich nicht vorstellen können, dass etwas wie das hier passieren würde. Niemand, nicht einmal Herrin Barriss würde ihm übel nehmen, wenn er so schnell nach Hause rannte, wie seine langzehigen Füße ihn trugen.
Ich muss es wissen, dachte er schließlich. Er musste es wenigstens wissen. Wenn Herrin Barriss und die anderen getötet worden waren, konnte er mit reinem Gewissen nach Hause gehen. Andererseits, wenn sie noch lebten.
Wenn sie noch lebten, würde sein eigenes Leben wahrscheinlich noch komplizierter werden, als es bereits war. Er sollte sich darüber freuen, versuchte er sich einzureden. Hatte er das nicht auch den Menschen gesagt? Dass Tooqui der
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