Ein sueßer Kuss als Antwort
wieder gehen.“
Sie zuckte nicht einmal zusammen. „Ich – und einen Streit anfangen?“, sagte sie unbeeindruckt. „Nichts liegt mir ferner. Aber nachdem du auf meine Briefe nicht geantwortet hast, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich aufzusuchen. Ich hatte eigentlich vor, nach London zu kommen, doch dann hörte ich, dass du dich in Laurel Court aufhältst, dem Haus, in dem ich – auch wenn dich das wundern mag – mit Stephen sehr glücklich war. Aber weshalb ich eigentlich hier bin: Ich befinde mich zurzeit in einer schwierigen Lage, Lucas. Ich brauche Geld.“
„Warum überrascht mich das nicht?“ Lucas lächelte dünn. „Du warst schon immer gierig, Maxine! Für einen Moment hatte ich mich in der Hoffnung gewiegt, dass du deine Kinder sehen wolltest. Du erinnerst dich? Du hast zwei Töchter!“
„Die Kinder!“, stieß Maxine wütend hervor. „Immer geht es dir nur um die Kinder. Aber wie gesagt, deswegen bin ich nicht hier, da will ich dir gar nichts vormachen. Im Übrigen war ich mir von vornherein sicher, dass sie sich hervorragender Gesundheit erfreuen und bestens versorgt werden.“
„Du hast sie von Anfang an nur als Bürde empfunden, nicht wahr, Maxine?“, fragte Lucas bitter. „Eine Last, die dich ans Haus kettete und davon abhielt, das zu tun, was dir am meisten Spaß machte – auszugehen und zu flirten. Gott möge verhüten, dass deine Töchter jemals erfahren, was für ein Mensch ihre Mutter ist. Mein Bruder war einfach nur ein einfältiger Tor, der auf dich hereingefallen ist. Wie so viele andere vor ihm. Hätte Stephen auch nur einen Funken Verstand besessen, er hätte dich vor die Tür gesetzt.“
Eine Sekunde lang hatte Lucas den Eindruck, als huschte ein Schatten der Trauer über Maxines Gesicht. Aber er musste sich wohl getäuscht haben, denn sie erwiderte mit schneidender Stimme: „Du wirst lachen, wir hatten wirklich ziemlich viel Spaß miteinander. Sein Tod kam äußerst ungelegen.“
„Das glaube ich dir gern“, konterte Lucas zornig. „Und an mir bleibt es nun hängen, den verdammten Schlamassel, den ihr angerichtet habt, zu beseitigen.“
„Auch wenn du es nicht für möglich halten wirst, es tut mir wirklich leid. Das wollte ich nicht.“
„Es tut dir leid?“ Wieder stieß Lucas ein verächtliches Lachen aus. „Hör auf, dich für etwas zu entschuldigen, das unverzeihlich ist. Überhaupt – solltest du nicht bei deiner neuen Eroberung sein? Sir Alfred Hutton, der doppelt so alt ist wie du, und genauso mittellos? Oder wäre es nicht besser, wenn du zurück zu deinen Eltern ziehen würdest? Die wären doch sicher entzückt, ihre kostbare Tochter wiederzuhaben?“
Maxine verengte die Augen. „Du weißt genau, dass ich das schwarze Schaf der Familie bin. Mein Vater will mich nicht sehen.“
„Und … kann man es ihm verdenken?“, fragte Lucas sarkastisch. „Sein guter Name wird für immer von einem Makel befleckt sein durch dein skandalöses Verhalten. Du bist eine Ehebrecherin, und nachdem ich dich in flagranti erwischt hatte und mich von dir scheiden ließ, hast du versucht, mich zu ruinieren.“
Maxine sah ihn finster an. „Mit dieser Scheidung hast du mich erniedrigt, und dafür wirst du zahlen. Du bist mir noch etwas schuldig!“
„Ich? Ich wäre dir etwas schuldig! Und warum?“
„Weil du ohne mich deine ach so kostbaren Töchter nicht hättest. Ich meine es ernst, Lucas. Du musst mir Geld geben! Mir sind die Gläubiger auf den Fersen … wenn ich sie nicht bezahlen kann, laufe ich Gefahr, ins Schuldgefängnis zu kommen. Meine Lage ist verzweifelt. Ich brauche das Geld dringend!“
Lucas lachte bitter. „Tja, Maxine. Mit diesem Schicksal bist du nicht alleine. Wärst du nach London gekommen, hättest du ein fast völlig leeres Haus betreten. Dafür kannst du dich bei meinem unwürdigen Bruder bedanken, bei seiner Trunk- und Spielsucht. Du warst seine Geliebte … und jetzt hast du die Nerven, mich um Geld anzugehen. Ich soll dir Geld geben? Nenn mir einen einzigen Grund, warum ich das tun sollte!“
Maxine trat unvermittelt auf Lucas zu. So nah, dass ihr Gesicht fast das seine berührte . Ihre Augen funkelten, und ihre Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. „Damit das Balg deines Bruders nicht verhungert. Darum.“
Lucas erstarrte. „Ein Kind? Stephen hat ein Kind – mit dir? Du lügst!“
„Ganz und gar nicht. Dem Kind – ein Mädchen übrigens – geht es gut. Ich habe es zu einer Frau in Pflege gegeben. Gib mir Geld, und
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