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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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Sie haben recht.«
    »Und Sie müssen Clever sagen, dass er herkommen kann.«
    »Aber er muss zur Schule gehen. Er kann nicht Arzt, ja nicht einmal Pfleger werden, wenn er keinen Schulabschluss hat.«
    »Ich kann die Schule nicht bezahlen.«
    Sylvia bezahlte jetzt das Schulgeld für vier seiner Kinder und für drei von Rebeccas Kindern. Pater McGuire bezahlte für zwei von Rebecca, aber er bekam nicht viel Geld als Priester.
    »Gehört er zu denen, für die ich schon bezahle?«
    »Nein. Sie bezahlen noch nicht für ihn.«
    Theoretisch waren die Schulen umsonst. Und anfangs waren sie auch umsonst gewesen. Überall im Land halfen Eltern, denen man Bildung für ihre Kinder versprochen hatte, beim Bau der Schulen mit, mühten sich ohne Bezahlung ab, bauten mit tief empfundener Hingabe Schulen, wo es noch nie Schulen gegeben hatte. Und jetzt mussten sie Schulgeld entrichten, und in jedem Schuljahr wurde es mehr.
    »Ich hoffe, Sie bekommen nicht noch mehr Kinder, Joshua. Das ist einfach dumm.«
    »Wir wissen, das ist eine Verschwörung der Weißen, dass wir aufhören sollen, Kinder zu haben, damit wir schwach werden und ihr machen könnt, was ihr wollt.«
    »Das ist so lächerlich. Warum glauben Sie so einen Unsinn?«
    »Ich glaube das, was ich mit eigenen Augen sehe.«
    »Ihr glaubt auch, dass es eine Verschwörung der Weißen gibt, euch mit Aids umzubringen« – er sagte Slim dazu. »Er hat Slim«, sagten die Leute; er oder sie hat diese Krankheit, von der man abnimmt. Joshua hatte sich alles angehört, was sie über Aids wusste, und war wahrscheinlich besser informiert als die Mitglieder der Regierung, die immer noch abstritten, dass es die Krankheit gab. Aber er war sicher, dass Aids absichtlich von den Weißen aus einem Laboratorium in den Staaten eingeführt worden war, eine Krankheit, die man geschaffen hatte, um Afrikaner zu schwächen.
     
    Das Selous Hotel in Senga war allen Rassen zugänglich und vielen Schmähungen ausgesetzt gewesen, lange vor der Befreiung. Jetzt war es ein angenehmes, altmodisches Hotel, das oft für sentimentale Zusammenkünfte von Leuten genutzt wurde, die unter den Weißen inhaftiert – Weiße von Weißen – oder verbannt gewesen waren, die unter Arrest gestanden hatten oder allerlei Schikanen ausgesetzt gewesen waren. Es war immer noch eins der besten Hotels, aber neue, die internationalem Standard genügten, schossen schon in den Himmel wie Pfeile in die Zukunft – eine Bemerkung von Präsident Matthew, die man in Werbebroschüren oft zitierte.
    Heute Abend stand ein Tisch für ungefähr zwanzig Personen prominent in der Mitte des Speisesaals, und die weniger bedeutenden Gäste sagten zueinander: »Schau, da ist Global Money.« »Und da sind die Leute von Caring International.« An einem Kopfende saß Cyrus B. Johnson, der Chef des für das hungernde Afrika zuständigen Bereichs von Global Money, ein silberhaariger, äußerst gepflegter Mann, der um seine Autorität wusste. Neben ihm saß Andrew Lennox und auf der anderen Seite Geoffrey Bone von Global Money beziehungsweise Caring International. Geoffrey war seit einigen Jahren Afrika-Experte. Auf seine Initiative hin hatte man Hunderte der neuesten, modernsten Traktoren einer ehemaligen Kolonie im Norden gespendet, wo sie nun rostend und verrottend an den Rändern der Felder standen: Ersatzteile, Know-how und Treibstoff hatten gefehlt, ganz abgesehen vom Einverständnis der Leute, die dort wohnten und gerne etwas weniger Grandioses gehabt hätten. Er hatte auch dafür gesorgt, dass man Kaffee in Teilen von Simlia anpflanzte, wo das Projekt scheitern musste. In Kenia waren Millionen von Pfund, die er ausbezahlt hatte, in habgierigen Taschen verschwunden. Hier in Simlia flossen Millionen durch seine Finger, die das gleiche Schicksal erlitten. Diese Irrtümer hatten seine Karriere in keiner Weise beeinträchtigt, wie es vielleicht in weniger noblen Zeiten gewesen wäre. Er war stellvertretender Leiter von CI und in ständigem Gespräch mit GM . Neben ihm saß sein ewig treuer Bewunderer Daniel, dessen roter Haarschopf noch immer dasselbe Leuchtfeuer war; Daniel wurde für seine jahrzehntelange Ergebenheit mit einem glänzenden Job als Geoffreys Sekretär belohnt. James Patton, der jetzt als Labour-Abgeordneter für Shortland in the Midlands im Parlament saß, war hier auf einer Informationsreise, aber im Grunde nur, weil Genosse Mo zu Besuch in London gewesen war und ihn bei Johnny getroffen und gesagt hatte: »Komm uns doch mal

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