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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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Simlia-Dollar, genug für ein paar Süßigkeiten aus dem Laden. Und sie gingen lachend in den Busch und machten Unsinn: Ihre Suche würde eher halbherzig sein. Beim Krankenhaus angekommen, traf sie Joshua, der gerade eine lange, ziemlich tiefe Schnittwunde nähte.
    »Sie waren nicht da, Doktor Sylvia.«
    »Nur fünf Minuten, und ich wäre da gewesen.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Dies war eine Streitfrage zwischen ihnen. Er vernähte jetzt Wunden, und er machte es gut. Aber er versuchte sich auch an Wunden, die mehr Geschick erforderten, als er besaß, und sie hatte ihm gesagt, dass er damit aufhören solle. Beide beobachteten das Gesicht des Jungen, der auf seinen Arm hinunterstarrte, wo die Nadel durch das zuckende Fleisch glitt. Er war tapfer und biss sich auf die Lippen, während Joshua ungeschickt weiternähte, bis Sylvia ihm die Nadel abnahm. Dann ging sie zu dem abgeschlossenen Schuppen, um Medikamente abzumessen. Er folgte ihr, und der Geruch von Dagga umwehte ihn. »Genossin Sylvia, ich will Arzt werden. Das will ich schon mein ganzes Leben lang.«
    »Niemand nimmt einen Mann, der Dagga raucht, zur Ausbildung an.«
    »Wenn ich in der Ausbildung wäre, würde ich aufhören.«
    »Und wer soll das bezahlen?«
    »Sie können das bezahlen. Ja, Sie müssen für mich bezahlen.«
    Er wusste – wie alle anderen auch –, dass Sylvia die neuen Gebäude bezahlt hatte, dass sie die Medikamente bezahlte und seinen Lohn. Man glaubte, dass hinter ihr einer der internationalen Spender stand, eine Hilfsorganisation. Sie hatte zu Joshua gesagt, nein, es sei ihr Geld, aber er wollte ihr nicht glauben.
    Auf einem alten Küchentablett, das Rebecca ihr überlassen hatte, arrangierte Sylvia Becher mit Medikamenten, kleine Tablettenhäufchen, darunter Vitamintabletten. Sie ging damit zu dem Baum, unter dem die meisten Patienten lagen oder saßen, und fing an, die Becher und die Tabletten zusammen mit Wasser zu verteilen.
    »Ich will Arzt werden«, sagte Joshua grob.
    »Wissen Sie, was es kostet, jemanden zum Arzt auszubilden?«, sagte sie über die Schulter zu ihm. »Zeigen Sie dem Jungen doch, wie man das schluckt, ich weiß, es schmeckt nicht gut.«
    Joshua sagte etwas, der Junge protestierte und schluckte die Medizin schließlich doch. Er war ungefähr zwölf und unterernährt – er hatte unterschiedliche Arten von Würmern.
    »Dann sagen Sie mir doch, was das kostet.«
    »Grob geschätzt, mit allem vielleicht hunderttausend Pfund.«
    »Dann bezahlen Sie für mich.«
    »So viel Geld habe ich nicht.«
    »Wer hat denn für Sie bezahlt? Die Regierung vielleicht? War das Caring International?«
    »Meine Großmutter hat mein Studium finanziert.«
    »Sie müssen unserer Regierung sagen, sie soll mich Arzt werden lassen, und sagen Sie ihnen, dass ich ein guter Arzt werde.«
    »Warum sollte eure schwarze Regierung denn auf diese schreckliche weiße Frau hören, Joshua?«
    »Präsident Matthew hat gesagt, dass wir alle eine Ausbildung machen können. Das ist die Ausbildung, die ich will. Er hat es uns versprochen, als die Genossen noch im Busch gekämpft haben, unser Genosse Präsident hat uns allen eine höhere Schulbildung und eine Ausbildung versprochen. Also, gehen Sie zum Präsidenten und sagen Sie ihm, er soll tun, was er uns versprochen hat.«
    »Wie ich sehe, vertrauen Sie den Versprechungen von Politikern«, bemerkte sie und kniete sich hin, um eine Frau anzuheben, die von der Geburt geschwächt war und ihr Baby verloren hatte. Sie hielt sie fest und spürte, dass die schwarze Haut, die warm und glatt hätte sein sollen, unter ihren Händen rau war und kühl.
    »Politiker«, sagte Joshua. »Sie nennen sie Politiker?«
    Ihr wurde klar, dass der Genosse Präsident und die schwarze Regierung – seine Regierung – in seinem Kopf einen anderen Platz einnahmen als
Politiker
, die weiß waren. »Wenn ich eine Liste mit den Versprechungen machen würde, die euer Genosse Mungozi gemacht hat, als die Genossen im Busch gekämpft haben, dann hätten wir alle etwas zu lachen.« Sylvia legte den Kopf der Frau sanft auf ein zusammengefaltetes Stück Stoff, das ihn vor der Erde schützte, die vom Regen schlammig war, und sagte: »Diese Frau, hat sie Verwandte, die ihr etwas zu essen bringen?«
    »Nein. Sie lebt allein. Ihr Mann ist gestorben.«
    »Woran ist er gestorben?«
    In letzter Zeit drang Aids in das allgemeine Bewusstsein ein, und Sylvia hatte den Verdacht, dass manche Todesfälle, die sie sah, nicht den Grund hatten, den

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