Ein süßer Traum (German Edition)
deine Frau und deine Kinder kennenlerne. Ich habe gehört, du hast jetzt sechs Kinder?«
»Ja, sechs, und bald sind es sieben. Kinder und Geldsorgen«, sagte Franklin und sah Geoffrey eindringlich an. Aber er lud Geoffrey nicht zu sich nach Hause ein.
Gelächter, verständnisvolles Gelächter. Es wurde mehr Wein bestellt. Cyrus B. aber stand auf und sagte, er sei ein alter Mann, der seinen Schlaf brauche, und als er ging, merkte er an, dass er sie bei der Konferenz in Bermuda im nächsten Monat sicher sehen werde.
»Ich glaube, unsere alte Freundin Rose Trimble hat sich sehr gut gemacht«, sagte Franklin. »Unserem Präsidenten gefällt ihre Arbeit sehr.«
»Rose macht sich sicher gut«, sagte Andrew mit einem charmanten Lächeln, das Franklin falsch verstand.
»Und ihr seid alle so gute Freunde!«, schrie er. »Es ist so schön, das zu hören. Und wenn du sie siehst, grüße sie doch bitte ganz herzlich von mir.«
»Mache ich, wenn ich sie sehe«, sagte Andrew und bemühte sich um einen noch reizenderen Ton.
»Also dürfen wir bald großzügige Hilfe erwarten«, sagte Franklin, der ein bisschen betrunken war. »So eine großzügige Hilfe für unser armes, ausgebeutetes Land.«
Daraufhin sagte Genosse Mo, der sich noch nicht geäußert hatte: »Meiner Ansicht nach sollte es keine Hilfen geben. Afrika sollte auf eigenen Füßen stehen.«
Ebenso gut hätte er eine Bombe auf den Tisch werfen können. Er saß da, zwinkerte und grinste beschämt, während er den überraschten Blicken trotzte. Er und all seine Mitstreiter hatten über Neuigkeiten aus der Sowjetunion entweder hinweggesehen oder ihnen applaudiert; längst nicht mehr so viele Genossen hatten eingestimmt, als er jedes neue Massaker in China gefeiert hatte, und mit einer Handvoll Genossen hatte er den Ackerbau in ihrem Land ruiniert, indem sie unglückliche Farmer in landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften zwangen, wobei staatliche Schläger jeden, der Widerstand leistete, zusammenschlugen und ausplünderten: Nahezu alles, was er angeregt oder gefördert hatte, hatte sich als skandalös erwiesen, aber hier, in diesem Moment, an diesem Tisch, in dieser Gesellschaft, war das, was er sagte, genial, es war die Wahrheit, und weil er es sagte, musste man ihm doch alles andere vergeben.
»Das ist nicht gut für uns«, sagte er. »Nicht auf lange Sicht. Wusstet ihr, dass Simlia bei der Befreiung auf dem gleichen Stand war wie Frankreich kurz vor der Revolution?«
Gelächter, erleichtertes Gelächter. Sobald man sich auf Frankreich berief, auf die Revolution, war man wieder auf sicherem Boden.
»Nun, die Revolution war den schlechten Ernten zuzuschreiben, dem schlechten Wetter – im Grunde hat Frankreich geblüht. Und dieses Land auch – jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als man anfing, diese etwas unglückselige Politik zu machen.«
Es trat Stille ein, die an Panik grenzte.
»Was sagst du da?« Daniel war erhitzt und wütend, und sein Gesicht glühte unter dem roten Haar. »Willst du damit sagen, dass das Land unter den Weißen besser dran war?«
»Nein«, sagte Mo. »Das habe ich nicht gesagt. Wann habe ich das gesagt?« Er sprach undeutlich: Alle sahen mit Erleichterung, dass er ein wenig betrunken war. »Ich sage, dass es das entwickeltste Land in Afrika ist, abgesehen von Südafrika.«
»Und was willst du damit sagen?«, fragte Minister Franklin höflich, aber mit unterdrückter Wut.
»Dass ihr auf euren stabilen Fundamenten aufbauen und auf euren eigenen Füßen stehen sollt. Sonst sagen euch Global Money und Caring International und dieser Fonds und jeder Fonds – Anwesende ausgenommen« – unbeholfen hob Mo sein Glas und prostete der Runde zu –, »was ihr zu tun habt. Dieses Land ist schließlich kein Katastrophengebiet wie manch andere, die man anführen könnte. Ihr habt eine stabile Wirtschaft und eine gute Infrastruktur.«
»Wenn ich dich nicht so gut kennen würde«, sagte der Genosse Minister Franklin und sah sich nervös um, ob jemand die gefährlichen Worte gehört hatte, »dann würde ich sagen, du wirst von Südafrika bezahlt. Dass du ein Agent unseres großen Nachbarn bist.«
»O.k.«, sagte Genosse Mo. »Du brauchst trotzdem nicht gleich die Gesinnungshüter zu rufen.« Vor ein paar Tagen erst hatte man Journalisten festgenommen und eingesperrt, weil sie die falsche Meinung vertraten. »Unter Freunden habe ich mir erlaubt, meine Gedanken auszusprechen. Ich sage, was ich denke. Weiter nichts.«
Schweigen. Geoffrey
Weitere Kostenlose Bücher