Ein süßer Traum (German Edition)
sah auf die Uhr. Daniel sah ihn gehorsam an. Einige Leute standen auf, ohne Genosse Mo anzusehen, der sitzen blieb, zum Teil aus Sturheit und zum Teil, weil er nicht mehr in der Lage war, geradeaus zu gehen.
»Vielleicht sollten wir über das Thema diskutieren?«, schlug er Franklin vor. Er sagte das unbeschwert und familiär: Schließlich kannten sie sich doch schon jahrelang, und hatten sie nicht lautstark, aber freundschaftlich über Afrika diskutiert, wann immer sie sich trafen?
»Nein, nein, Genosse, ich glaube nicht, dass ich zu diesem Thema noch etwas sage.« Franklin stand auf. Ein paar Schwarze, die bislang geschwiegen hatten, standen auch auf und erwiesen sich so als seine Berater oder Wachleute. Er grüßte Geoffrey und Daniel und verschiedene andere Repräsentanten der internationalen Großzügigkeit mit der geballten Faust, die er auf Schulterhöhe hob, und ging, von Schlägern flankiert, hinaus.
»Ich gehe ins Bett«, sagte Andrew. »Muss morgen früh raus.«
»Genosse Franklin hat jetzt womöglich vergessen, dass er uns für die Feier morgen Plätze versprochen hat«, sagte Geoffrey beleidigt. Er meinte das als Rüge für Genosse Mo.
»Ich kümmere mich darum«, sagte Genosse Mo. »Nennt einfach meinen Namen. Ich reserviere für euch Plätze auf der V.I.P.-Tribüne.«
»Ich will aber auch einen Platz«, sagte das Parlamentsmitglied James.
»Oh, keine Sorge.« Genosse Mo fuchtelte herum, als würde er freigebig Einladungen und Eintrittskarten verteilen. »Kein Grund für schlaflose Nächte. Ihr kommt hinein, ihr werdet sehen.« Sein Augenblick der Wahrheit war vorbei, der Dämon
Gruppenzwang
hatte ihn besiegt.
An dem Morgen, als Andrew erwartet wurde, gab es im Krankenhaus Probleme. Als Sylvia durch das schon wieder staubige Gebüsch den Hügel hinunterging, sah sie, dass die Hühner mit weit geöffneten Schnäbeln dalagen und nach Luft schnappten, und diesmal schützten sie sich damit nicht gegen die Hitze. Kein Wasser in den Dosen, aus denen sie tranken. Kein Futter in ihrem Trog. Sie sah Joshua, der sich schwankend mit einem Messer in der Hand über eine junge Frau beugte, die sich duckte und beide Hände ausstreckte, um ihn abzuwehren. Er stank nach Dagga und sah aus, als wollte er die Frau ermorden, die einen geschwollenen Arm hatte. Sylvia nahm ihm das Messer ab. »Ich habe Ihnen gesagt, dass Schluss ist, wenn Sie noch einmal Dagga rauchen. Jetzt ist Schluss, Joshua. Haben Sie verstanden?« Sein wütendes Gesicht mit den roten Augen, sein kraftvoller, drohender Körper überragten sie. Sie sagte: »Und die Hühner sterben. Sie haben kein Wasser.«
»Das ist Rebeccas Arbeit.«
»Sie waren doch übereingekommen, dass Sie das machen.«
»Nein, sie muss es machen.«
»Gehen Sie jetzt. Gehen Sie.«
Er schlich davon zu einem Baum, der ungefähr zwanzig Meter entfernt war, setzte sich und legte das Gesicht auf die Arme. Beinahe sofort kippte er um, schlafend oder bewusstlos. Sein kleiner Sohn Clever sah zu. Er hing jetzt die meiste Zeit beim Krankenhaus herum und tat eifrig jede kleine Arbeit, die man ihm gab. Sylvia sagte: »Clever, kannst du die Hühner füttern und ihnen Wasser geben?« »Ja, Doktor Sylvia.« »Dann schau mir zu, ich zeige dir, wie man das macht.« »Ich weiß, wie man das macht.« Sie sah zu, wie er Wasser holte, die Dosen füllte, Korn auf den Boden streute. Die Hühner liefen schnell zu den Wasserdosen und tranken und tranken, aber für eine Henne war es zu spät. Sie sagte ihm, er solle sie Rebecca bringen.
Es war schwierig für Andrew, bei der Mietwagenfirma einen passablen Wagen zu finden. Alle waren alt und ihm nicht geheuer. »Ist das alles, was Sie haben?« Er wusste, dass alle Autos, die importiert wurden, sofort an die neue Elite gingen, aber andererseits wollte man Touristen ins Land locken. Er sagte zu der jungen Schwarzen hinter dem Tresen: »Sie müssen bessere Autos besorgen, wenn Sie Touristen anziehen wollen.« Ihr Gesicht sagte ihm, dass sie seiner Meinung war, aber sie wollte ihre Vorgesetzten nicht kritisieren. Zähneknirschend nahm er einen verbeulten Volvo, fragte nach einem Ersatzreifen, bekam einen kaum mehr tauglichen gezeigt, und weil die Zeit verging, beschloss er, es zu riskieren. Er hatte von Sylvia detaillierte Anweisungen bekommen, ungefähr so: Du nimmst die Landstraße nach Koodoo Dam, fährst über den Black Ox Pass, und dann, wenn du ein großes Dorf siehst, nimmst du die Piste, die rechts abbiegt, fährst ungefähr acht Kilometer
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