Ein süßer Traum (German Edition)
hatte, die unhöflich gemeint war, da war er sicher, und er sagte säuerlich: »Das ist aber ein guter Witz.«
»Freut mich, dass er Ihnen gefällt.«
»O.k.« Was heißen sollte: Schluss jetzt.
Aber Edna fuhr fort: »Die Sendung ist sehr gut. Ich habe dadurch eine Menge gelernt. Alles, was Sie auf diesem Tisch sehen, ist auf der Farm hergestellt worden.«
Mr. Phiri nahm sich Zeit, das Mahl zu betrachten, aber er wollte nicht zugeben, dass er einiges davon nicht kannte – Fischpastete, Leberpastete, Fisch-Curry … »Die Marmeladen, natürlich, darf ich die da kosten?« Er griff nach einem Topf: »Rosella … Rosella – aber das wächst doch überall wild?«
»Na und, trotzdem kann man gute Marmelade daraus machen.« Mr. Phiri schob den Topf weg, ohne zu probieren. »Jemand hat mir erzählt, dass die Nonnen in der Mission die wunderbaren Pfirsiche nicht essen, die im Garten wachsen, sie essen nur Pfirsiche aus der Dose, weil sie nicht wollen, dass man sie für primitiv hält.« Sie lachte gehässig.
»Ich habe gehört, Ihr Mann hat die Farm nebenan gekauft?«
»Sie war zu verkaufen. Ihre Leute wollten sie nicht. Man hat sie ihnen angeboten. Ich war sehr dagegen, da können Sie sicher sein.«
Jetzt sahen sie einander zum ersten Mal wirklich an; ihre Blicke hatten bislang alles andere ausgedrückt als den Willen, einander zu mögen.
Mr. Phiri mochte diese Frau nicht. Erstens aus Prinzip: Sie war die Frau eines weißen Farmers und gehörte deshalb von vornherein zu den Frauen, die sich im Befreiungskrieg bewaffnet und Wohnhäuser, Straßen, Munitionsdepots bewacht hatten; dieser Distrikt gehörte zu den Gebieten, in denen erbittert Krieg geführt worden war. Ja, er konnte sie im Kampfanzug sehen, mit einer Waffe, die vielleicht auf ihn gerichtet war. Dabei war er im Krieg noch ein Junge gewesen, im sicheren Senga: Der Krieg hatte ihn überhaupt nicht berührt.
Und sie mochte diese Klasse der schwarzen Beamten nicht, nannte sie kleine Hitlers, und es machte ihr großen Spaß, alles Schlechte, was sie über sie gehört hatte, zu wiederholen. Sie behandelten ihre schwarzen Diener wie Dreck, schlimmer, als jeder Weiße es je getan hatte, die Schwarzen wollten nicht für andere Schwarze arbeiten und versuchten, bei Weißen Arbeit zu finden. Sie missbrauchten ihre Macht, sie nahmen Schmiergelder an, sie waren – und das war die ärgste Sünde – unfähig. Und diesen Mann hier hatte sie auf den ersten Blick nicht gemocht.
Die beiden Menschen, die übermäßig angespannte, ausgetrocknete weiße Frau und der füllige, selbstbewusste schwarze Mann, saßen da und sahen einander an und ließen ihre Gesichter sprechen.
»O.k.«, sagte Mr. Phiri schließlich.
Glücklicherweise kam Cedric herein. »Ich bin eine Nachricht losgeworden, kurz bevor das verdammte Ding ausgegangen ist. Mandizi kommt vorbei. Aber er sagt, er fühlt sich heute nicht wohl.«
»Mr. Mandizi kommt sicher, so schnell er kann, und inzwischen haben wir bestimmt noch Zeit, Ihren neuen Staudamm zu sehen.«
Die beiden Männer gingen hinaus zu dem Lastwagen, der unter einem Baum geparkt war, und sahen die Frau nicht einmal an. Sie lächelte in sich hinein und verzog in einer geübten Geste den Mund wie eine, die sich von Bitterkeit nährt.
Cedric fuhr schnell über die unbefestigten Farmstraßen, an Feldern,
kopjes
und Flecken von Buschland vorbei. Mr. Phiri war in seinem Leben kaum aus Senga herausgekommen, und wie Rose wusste er nicht, was das, was er sah, zu bedeuten hatte.
»Und was ist das, was hier wächst?«
»Tabak. Der hält unsere Wirtschaft in Gang.«
»Ah, das ist also der berühmte Tabak?«
»Haben Sie etwa noch nie eine Tabakpflanzung gesehen?«
»Wenn ich aus Senga herauskomme, um die Schulen zu inspizieren, bin ich immer so in Eile, ich bin ein viel beschäftigter Mann. Deswegen freut es mich so, dass ich die Möglichkeit habe, eine richtige Farm zu sehen, zusammen mit einem weißen Farmer.«
»Manche von euren schwarzen Farmern bauen guten Tabak an, haben Sie das nicht gewusst?«
Mr. Phiri war still und betrachtete die Gegend. Sie fuhren jetzt am Fuß eines steilen Hügels entlang, und da, vor ihnen, lag Ödland aus roher, gelber Erde in Haufen und Klumpen und Furchen. Ein Bagger schuftete vor sich hin, balancierte auf unwahrscheinlich steilen Hängen und Böschungen. »Da sind wir.« Cedric sprang aus dem Wagen, marschierte los und achtete nicht darauf, ob der Inspektor ihm folgte. Ein Schwarzer, der Gehilfe des
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