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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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Baggerfahrers, kam zu dem Farmer, und die beiden standen dicht beieinander am Rand eines Loches in der kompakten gelben Erde und berieten sich über irgendeiner Karte. Mr. Phiri ging vorsichtig zwischen den gelben Haufen hindurch und versuchte, sich die Schuhe nicht schmutzig zu machen. Staub wehte ihm entgegen. Sein guter Anzug war bereits davon bedeckt.
    »Das ist es.« Cedric kam zurück.
    »Aber wo ist der Staudamm?«
    »Da.« Cedric zeigte auf die Vertiefung.
    »Aber – wenn er fertig ist, wie groß ist er dann?«
    Cedric deutete noch einmal hin. »Da … da … von der Baumreihe bis zu dem
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und von dort bis dahin, wo wir stehen.«
    »Also ein großer Staudamm?«
    »Der Kariba wird es nicht.«
    »O.k.«, sagte Mr. Phiri. Er war enttäuscht. Er hatte erwartet, einen See mit frischem braunem Wasser zu sehen, mit Kühen, die bis zum Bauch im Wasser standen, und darüber Dornenbäume, in deren Kronen die Nester der Webervögel baumelten. Er konnte sich nicht bewusst daran erinnern, diese Szenerie einmal gesehen zu haben, aber so sah für ihn ein Staudamm aus. »Wann ist er denn voll?«
    »Vielleicht könnten Sie für einen ordentlichen Regen sorgen? Das ist unsere dritte Regenzeit, in der es praktisch nicht regnet.«
    Mr. Phiri lachte, aber er fühlte sich wie ein Schuljunge, und das gefiel ihm nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass hier unterhalb der Hügel Wasser stand.
    »Wenn Sie Mandizi erwischen wollen, müssen wir zurückfahren.«
    »O.k.« Das war ein O.k. im ursprünglichen Sinn: Ja, einverstanden.
    »Ich bringe Sie auf einem anderen Weg zurück«, sagte Cedric, obwohl es nicht in seinem Interesse lag, den Mann zu beeindrucken, der die Absicht hatte, seine Farm zu stehlen. Er wollte ganz einfach seinen liebevollen Stolz auf das, was er aus dem Busch gemacht hatte, mit jemandem teilen. Zwei Kilometer vom Haus entfernt stand eine Viehherde und kaute an trockenen Maiskolben. Die Kühe hatten den verzweifelten Ausdruck von Tieren, denen die Dürre zugesetzt hat. Was Mr. Phiri sah, war Vieh, er sah
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, und er wollte sie unbedingt besitzen. Seine Augen wurden feucht, als er das Wunder dieser Tiere sah: Er merkte nicht, dass sie litten.
    Cedric sagte: »Ich muss die Kälber erschießen, wenn sie geboren werden.« Seine Stimme klang barsch. Mr. Phiri war schockiert, und er stammelte: »Aber, aber … ja, das habe ich in der Zeitung gelesen … das ist ja schrecklich.« Er sah, dass Tränen über die Wangen des Weißen liefen. »Das muss schrecklich sein«, sagte er seufzend und vermied es taktvoll, Cedric anzusehen. Er empfand wirkliche Wärme für ihn, aber er wusste nicht, was er tun würde, wenn der Weiße zusammenbrach und weinte. »Kälber erschießen … aber kann man denn nichts … nichts …«
    »Keine Milch in den Eutern«, sagte Cedric. »Und wenn Kühe so dünn sind, haben die Kälber kaum Qualität, wenn sie geboren werden.«
    Sie waren am Haus angekommen.
    Mr. Mandizi war bereits da, aber Cedric dachte zuerst, es sei sein Stellvertreter: Der Mann war nur noch halb so dick wie früher.
    »Sie haben viel abgenommen«, sagte Cedric.
    »Ja, das stimmt.«
    Mr. Mandizi hatte den Mechaniker bei dem Mercedes abgesetzt, und jetzt öffnete er die hintere Wagentür und sagte zu Mr. Phiri: »Steigen Sie bitte ein.« Und zu Cedric in offiziellem Ton: »Sie sollten Ihr Funkgerät reparieren lassen. Ich konnte Sie kaum hören.«
    »Nichts, was ich lieber täte«, sagte Cedric.
    »Und jetzt zur Schule«, sagte Mr. Phiri, der wegen der Kälber niedergeschlagen war. Er schwieg, während er zur Mission gefahren wurde.
    »Da ist das Haus des Priesters.«
    »Aber ich will zum Haus des Rektors.«
    »Es gibt keinen Rektor. Ich fürchte, der ist im Gefängnis.«
    »Und warum gibt es keine Vertretung?«
    »Wir haben um Vertretung gebeten, aber wissen Sie, es ist kein attraktiver Posten. Man geht lieber in eine Stadt. Oder in die nächste Nähe einer Stadt.«
    Der Zorn weckte Mr. Phiris Lebensgeister wieder, und er marschierte, gefolgt von seinem Untergebenen, in das kleine Haus. Es war niemand zu sehen. Er klatschte in die Hände, und Rebecca erschien. »Sagen Sie dem Priester, dass ich da bin.«
    »Pater McGuire ist oben in der Schule. Wenn Sie diesen Pfad hinaufgehen, finden Sie ihn.«
    »Und warum gehen Sie nicht?«
    »Ich habe etwas im Ofen. Und Pater McGuire wartet auf Sie.«
    »Und warum ist er da?«
    »Er unterrichtet die großen Kinder. Das heißt, er unterrichtet viele Klassen,

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