Ein süßer Traum (German Edition)
weil der Rektor nicht da ist.« Rebecca drehte sich um und wollte zurück in die Küche gehen.
»Und wo gehen Sie hin? Ich habe nicht gesagt, dass Sie gehen können.«
Rebecca machte langsam einen tiefen Knicks und stand mit gefalteten Händen und gesenktem Blick da.
Mr. Phiri zog ein böses Gesicht und sah Mr. Mandizi nicht an, der wusste, dass er verspottet wurde.
»Gut, jetzt können Sie gehen.«
»O.k.«, sagte Rebecca.
Die beiden Männer folgten dem staubigen Pfad, während die Sonne heiß auf ihre Köpfe und Schultern brannte.
Seit acht Uhr an diesem Morgen hatten aufgeregte Kinder, die auf den großen Mann warteten, in den vielen Klassenzimmern einen Höllenlärm gemacht. Ihre Lehrer, die schließlich nicht viel älter waren als manche Kinder, waren genauso begeistert. Aber kein Wagen kam, man hörte nur das Gurren der Tauben und ein paar Zikaden in der Baumgruppe in der Nähe des leeren Wassertanks. Alle Kinder hatten seit Wochen Durst, und manche waren hungrig und hatten tatsächlich nur das gegessen, was Pater McGuire ihnen zum Frühstück gegeben hatte, Stücke von dem schweren, weißen, süßen Brot und Milch aus Konzentrat. Es wurde neun Uhr, dann zehn. Der Unterricht ging weiter, und man konnte noch in einer Entfernung von einem Kilometer das Getöse von einigen hundert Stimmen hören, die alles im Chor wiederholten, weil es keine Schulbücher und keine Hefte gab. Der Chor erstarb erst, als Mr. Phiri und Mr. Mandizi erhitzt und schwitzend einen der Klassenräume betraten.
»Was ist hier los? Wo ist der Lehrer?«
»Hier«, sagte ein unterwürfiger junger Mann und lächelte gequält in düsterer Vorahnung.
»Und welche Klasse ist das? Was ist das für ein Lärm? Ich kann mich nicht erinnern, dass mündlicher Unterricht zu unserem Lehrplan gehört! Wo sind die Hefte?«
Daraufhin sagten fünfzig überschwängliche Kinder im Chor: »Genosse Inspektor, Genosse Inspektor, wir haben keine Hefte, wir haben keine Bücher, bitte geben Sie uns Hefte. Und Bleistifte, ja, Bleistifte, vergessen Sie uns nicht, Genosse Inspektor.«
»Und warum haben sie keine Hefte?«, sagte Mr. Phiri nachdrücklich zu Mr. Mandizi.
»Wir haben die Anforderungsformulare eingereicht, aber man hat uns keine Hefte und keine Lehrbücher geschickt.« Das war vor drei Jahren gewesen, aber er hatte Angst, das vor den Kindern und ihrem Lehrer zu erwähnen.
»Also, wenn sich das verzögert, dann macht denen Beine in Senga.«
Mandizi musste wohl doch mit der Sprache herausrücken. »Es ist drei Jahre her, dass die Schule Bücher und Hefte bekommen hat.«
Mr. Phiri starrte ihn an, den jungen Lehrer, die Kinder.
Der junge Lehrer sagte: »Genosse Inspektor, Sir, wir tun, was wir können, aber es ist schwierig ohne Bücher.«
Der Genosse Inspektor fühlte sich in die Enge getrieben. Er wusste, dass in einigen Schulen – in wenigen – die Bücher knapp waren. Tatsache war, dass er kaum aus den Städten herauskam, er sah zu, dass die Schulen, die er inspizierte, in Städten lagen. Dort war manches knapp, aber es war doch schließlich nicht schlimm, wenn vier oder fünf Kinder eine Fibel benutzten oder gebrauchtes Packpapier für den Schreibunterricht? Aber dass es keine Bücher gab, gar keine. Das Maß war voll: Er bekam einen Wutanfall. »Und schaut euch eure Fußböden an. Seit wann sind die nicht mehr gekehrt worden?«
»Es gibt so viel Staub«, sagte der Lehrer mit leiser, beschämter Stimme. »Staub …«
»Raus damit.«
Jetzt schalteten sich die Kinder ein: »Der Staub kommt rein, und wenn wir ihn weggefegt haben, kommt er sofort wieder rein.«
»Steht auf, wenn ihr mit mir redet.«
Weil die Beamten ohne offizielle Begrüßung in der Tür gestanden hatten, hatte der junge Lehrer den Kindern nicht befohlen aufzustehen, aber jetzt gab es ein großes Scharren von Füßen und Pulten. »Und wie kommt es, dass die Kinder nicht wissen, wie man den Vertreter der Regierung begrüßt?«
»Guten Morgen, Genosse Inspektor«, kam der oft geprobte Gruß der Kinder, die alle noch immer lächelten und aufgeregt waren, weil der Besuch ihnen endlich die Hefte bringen würde, Bleistifte und vielleicht sogar einen Rektor.
»Kümmern Sie sich um den Fußboden«, sagte Mr. Phiri zu dem Lehrer, der lächelte wie ein abgewiesener Bettler. »Mr. Phiri, Genosse Inspektor, Sir …« Er rannte den Beamten nach, als sie zum nächsten Klassenzimmer gingen. »Was ist?« »Wenn Sie das Ministerium bitten könnten, uns unsere
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