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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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artikulierte, etwas von einem afrikanischen Schriftsteller, von dem sie noch nie gehört hatte, obwohl sie wusste, dass Schwarze Romane schrieben, und die Leute hörten zu, als ob … Gott, sie hätten auch in der Kirche sein können. Dann bat Sylvia einen jungen Mann und danach ein Mädchen, den anderen zu erzählen, worum es in der Geschichte ging. Sie hatten sie richtig verstanden, und Edna merkte, dass sie erleichtert war: Sie wollte, dass dieses Unternehmen Erfolg hatte, und sie war zufrieden mit sich, weil sie das wollte.
    Sylvia bat eine alte Frau, von einer Dürre zu erzählen, an die sie sich erinnerte, aus der Zeit, als sie ein kleines Mädchen war. Die alte Frau sprach ein holpriges, unsicheres Englisch, und Sylvia forderte eine junge Frau auf, sie solle das Gesagte in besserem Englisch wiederholen. Die Dürre war offenbar ganz ähnlich gewesen wie diese hier. Die weiße Regierung habe in den Dürregebieten Mais verteilt, sagte die alte Frau, und es wurde anerkennend geklatscht, was nur eine Kritik an der eigenen Regierung sein konnte. Als die Geschichte zu Ende war, sagte Sylvia, dass die, die schreiben könnten, sich etwas notieren sollten, an das sie sich erinnerten, und die, die nicht schreiben könnten, sollten sich eine Geschichte ausdenken und sie morgen erzählen.
    Um halb drei ließ Sylvia die alte Frau, die von der Dürre erzählt hatte, als Aufsicht bei den anderen und ging mit Edna wieder hinauf zum Haus. Jetzt würde es eine Tasse Tee geben, und sie und Sylvia konnten sich setzen und miteinander sprechen, Edna würde endlich mit jemandem sprechen können … aber seltsam, anscheinend hatte sie nicht mehr das Bedürfnis, zu reden und gehört zu werden.
    Sylvia sagte: »Das sind so gute Leute. Ich kann es nicht ertragen, wie ihr Leben vergeudet wird.«
    Sie standen vor dem Haus, in der Nähe des Wagens.
    »Also«, sagte Edna, »ich glaube, alle Menschen wären besser, wenn sie eine Chance bekämen.«
    Weil Sylvia sich umdrehte und sie eindringlich ansah, wusste sie, dass man so etwas von ihr nicht erwartete. Warum denn nicht? »Soll ich kommen und Ihnen in der Schule helfen – oder im Krankenhaus?«
    »Oh ja, wenn Sie das tun würden?«
    »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie mich brauchen«, sagte Edna und stieg in den Wagen und fuhr davon, und sie hatte das Gefühl, einen großen Schritt in eine neue Dimension getan zu haben. Wenn sie auf der Stelle gesagt hätte: »Kann ich jetzt anfangen?«, hätte Sylvia dankbar gesagt: »Oh ja, Sie können mir gleich bei diesem kranken Mann helfen, er hat so schlimme Malaria, dass er sich zu Tode zittert«, aber das wusste Edna nicht. Und Sylvia beschloss, dass die Höflichkeit aus Edna gesprochen hatte, und dachte nicht mehr an ihr Angebot.
    Was Edna anging, so hatte sie schon ihr ganzes Leben lang das Gefühl, eine Gelegenheit verpasst zu haben; eine Tür hatte sich aufgetan, aber sie hatte sich dafür entschieden, es nicht zu sehen. Das Problem war, dass sie jahrelang Witze über Weltverbesserer gemacht hatte, und jetzt wurde sie auch dazu, einfach so … Trotzdem hatte sie ihre Hilfe angeboten, und sie hatte es ernst gemeint. Für einen Moment war sie nicht die Edna Pyne gewesen, die sie kannte, sondern jemand ganz anderes. Sie erzählte Cedric nicht, dass sie die schwarze Frau ins Krankenhaus gefahren hatte: Er hätte wahrscheinlich wegen des Benzins geknurrt, war es doch so schwierig, welches zu bekommen. Sie erwähnte aber, dass sie das Dorf gesehen hatte, in dem es eindeutig gestohlenes Zeug aus dem nicht fertiggestellten Krankenhaus gab. »Ist doch gut«, war sein Kommentar. »Besser, als dass es im Busch liegt und verrottet.«
     
    Mr. Edward Phiri, Schulinspektor, hatte dem Rektor der Secondary School in Kwadere geschrieben, er werde um neun Uhr morgens kommen und erwarte, die Mittagsmahlzeit mit ihm und dem Personal einzunehmen. Sein Mercedes, den er aus dritter Hand gekauft hatte – er war kein Minister, und ihm stand kein neuer zu –, war in der Nähe des Wegweisers zu den Pynes liegen geblieben. Er ließ den Wagen stehen und ging in übler Laune die wenigen hundert Meter zum Haus der Pynes. Dort traf er Edna und Cedric beim Frühstück an. Er stellte sich vor, sagte, er müsse mit Mr. Mandizi am Growth Point sprechen, damit er komme und ihn hole und zu der Schule fahre. Die Pynes sagten ihm aber, die Telefonleitung sei tot, und zwar seit einem Monat.
    »Und warum ist sie nicht repariert worden?«
    »Ich fürchte, diese Frage müssen

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