Ein süßes Abenteuer
Duchess wird erwarten, dass ich ihr alles erzähle. Gleich morgen Nachmittag wollen wir miteinander im Hydepark spazieren gehen. Wie soll ich ihr das beibringen?”, fragte er.
“Meinen Sie Mrs. Rothwell? Der Name passt viel besser zu dieser patenten jungen Dame. Als Mann hätte sie einen prachtvollen Duke abgegeben … Sagen Sie einfach, Leary wäre nicht erschienen. Das stimmt sogar halbwegs.”
Neville stieß ein bitteres Lachen aus. “Ja, in der Tat. Aber wenn ich ihr den Rest verschweige, wird das magere Ergebnis unseres Treffens sie enttäuschen.”
“Denken Sie sich irgendeine zufriedenstellende Geschichte aus. Meiner Erfahrung nach wirkt diese Methode bei Frauen immer am besten.”
“Bei der Duchess of Medbourne nicht, das kann ich Ihnen versichern.”
“Ach, Ihnen wird schon etwas einfallen”, rief Jackson jovial. “Ich sehe ja, wie geschickt Sie sich anstellen.”
Inzwischen waren sie am Haymarket angekommen. Sogar jetzt, um ein Uhr nachts, tummelten sich noch viele zwielichtige Gestalten auf den Straßen.
“Ich hätte nie gedacht, dass ich mit der Pistole meines Vaters eines Tages einen Menschen erschießen würde”, murmelte Neville, “aber ich hatte keine andere Wahl.”
“Nein, absolut nicht”, bestätigte Jackson. Vor dem Angriff der beiden Spitzbuben hatte er sich öfters gefragt, wie Sir Neville Fortescue sich im Ernstfall bewähren würde. Jetzt wusste er, dass er sich auf ihn verlassen konnte. “Ab morgen werde ich meine Ermittlungen auf Mr. Henry Latimer und auf Sir Stanford Markham konzentrieren”, erklärte er. “Natürlich werde ich Sie auf dem Laufenden halten. Versuchen Sie ruhig auch, ein wenig Staub aufzuwirbeln. Wahrscheinlich wissen einige Ihrer Freunde mehr, als sie eigentlich sollten. Fühlen Sie ihnen ein wenig auf den Zahn, wer weiß, vielleicht kommt etwas dabei heraus. Sie können sehr überzeugend den Unschuldigen spielen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.”
Bis heute Abend
war
ich unschuldig, dachte Neville, nachdem sie sich getrennt hatten. Aber nun, da er zum ersten Mal in seinem Leben Blut vergossen hatte, sah er die Welt mit völlig neuen Augen. Ob alles wieder werden würde wie früher, wenn er sich erst einmal umgezogen hatte?
Und würde er es schaffen, irgendeine überzeugende Halbwahrheit für Diana zu erfinden?
9. KAPITEL
A m darauffolgenden Nachmittag fuhr Diana mit Isabella in den Park. Kurz nach ihnen traf auch Neville in seinem offenen Zweispänner ein. Sobald er Diana sah, stieg er ab, um sie zu begrüßen, wobei er seine Karriole in der Obhut seines Bediensteten zurückließ.
Isabella funkelte Neville streng an, ja, sie würdigte ihn nicht einmal einer ordentlichen Begrüßung. Doch er ließ sich nicht davon beirren, sondern wandte sich mit einem fröhlichen Lächeln Diana zu. “Ah, Euer Gnaden! Darf ich Sie bei diesem schönen Wetter zu einem kurzen Spaziergang einladen?”
“Nichts lieber als das. Würdest du uns bitte entschuldigen, Isabella?”
“Ja, gewiss”, schnaubte die Anstandsdame, während Neville ihrem Schützling aus der Kutsche half. In ihrem schlichten cremefarbenen Nachmittagskleid mit der hohen Taille bot Diana einen reizenden Anblick.
Schon auf den ersten Blick fiel ihr auf, dass Neville irgendwie verändert wirkte, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, in welcher Hinsicht. Vielleicht lag es an seinem entspannten Gesichtsausdruck, an der Art, wie sein Blick über ihre Gestalt schweifte, oder an dem Lächeln, das seine Lippen umspielte.
Als er schließlich mit seinem Bericht begann, verdüsterte sich seine Miene. “Viel gibt es nicht zu erzählen, fürchte ich. Jacksons Informant hat uns versetzt. Da er sonst immer alle Verabredungen einhält, befürchtet Jackson, ihm könnte etwas zugestoßen sein. Wenn das stimmt, deutet alles darauf hin, dass irgendeine einflussreiche Persönlichkeit unsere Ermittlungen behindern will. Von nun an wird Jackson Henry Latimer und Sir Stanford Markham nachspüren. Er teilt unsere Ansicht, dass sie möglicherweise als Mittelsmänner dienen.”
“Das heißt, wir treten auf der Stelle.” Um den Eindruck zu erwecken, dass sie sich unbeschwert miteinander unterhielten, fasste Diana ihn beim Arm und deutete aufgeregt auf die Einfahrt zum Park. Gerade fuhr der Duke of Wellington in einer neuen, leuchtend gelben Karriole mit silbernem Geschirr durch das Tor.
“Ich würde ja zu gerne seine Bekanntschaft machen!”, rief sie laut genug, dass alle Spaziergänger in ihrer
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