Ein süßes Abenteuer
nein. Leary arbeitet als Spitzel. Das bedeutet, dass er sich unter das Diebespack mischt und ihre Gespräche belauscht, um die Informationen für seine eigenen Zwecke zu nutzen. Selbst in diesem schäbigen Kaffeehaus würde er auffallen wie ein bunter Hund, außerdem will er nicht mit mir zusammen gesehen werden. Nein, wir treffen ihn an einem geheimen Ort, wo wir zu dieser Stunde keiner Menschenseele begegnen werden. Gehen wir.”
Gemeinsam traten sie auf die schwach beleuchtete Gasse hinaus und gingen durch eine Reihe dunkler Straßen, bis sie vor einem offenen Eisentor stehen blieben. Dahinter erhob sich eine leer stehende und halb verfallene Villa, in der vor langer Zeit einmal eine vornehme Familie gelebt haben musste.
Jackson zückte seine Taschenuhr. “Eigentlich sollte er bald kommen. Er lässt mich immer gerne ein wenig warten, damit ich nicht vergesse, dass er mir einen Gefallen tut, und nicht umgekehrt.”
Eine Weile lang warteten sie schweigend. Irgendwo schlug eine Turmuhr die halbe Stunde. Allmählich beschlich Neville das Gefühl, dass irgendjemand sie beobachtete, doch da er keinerlei Erfahrung mit Situationen dieser Art hatte, schwieg er.
Schließlich gab er sich einen Ruck und sagte: “Möglicherweise bilde ich es mir bloß ein, aber ich glaube, hier stimmt etwas nicht.”
“Da könnten Sie recht haben”, bestätigte Jackson. “Vielleicht wartet unser Spitzel im Vorhof des Hauses auf uns, dort kann man sich eher ungestört unterhalten als hier. Gehen Sie vor, ich werde derweil Ausschau halten, ob irgendjemand uns verfolgt.”
Neville betrat das Grundstück und näherte sich der ehemals prachtvollen, von Säulen umgebenen Eingangstür. In der Dunkelheit stieß er plötzlich auf ein Hindernis, sodass er beinahe gestolpert wäre. Als er hinunterblickte, sah er einen Mann, der in seinem eigenen Blut lag, den Kopf in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Da Neville vermutete, dass es sich um Leary handelte, machte er sofort kehrt, um Jackson holen, damit er den Toten identifizierte. Doch ehe er loseilen konnte, flog die Tür auf, und zwei bewaffnete Gestalten kamen aus dem Haus gestürmt.
Im Nachhinein wurde Neville bewusst, dass er keine Sekunde lang überlegt hatte, was er nun tun sollte. Geistesgegenwärtig zückte er seine Pistole, spannte den Hahn und schoss dem ersten Angreifer mitten in die Brust, bevor dieser seine eigene Waffe abfeuern konnte.
Vom Lärm herbeigelockt, stürzte sich Jackson auf den zweiten Mann, der nur einen Knüppel bei sich trug. Der Ermittler drohte in diesem Ringkampf zu unterliegen, doch Neville überwältigte den Halunken, indem er ihm mit seiner Pistole einen harten Schlag auf den Kopf verpasste. Nun konnte Jackson ihm seinen Knüppel entwinden und ihn mit eisernem Griff festhalten.
“Mal sehen, was dieses Vögelchen uns zu singen hat”, wandte er sich an den Verbrecher.
“Nichts weiß ich, gar nichts”, stammelte der Gauner.
“Wirklich nicht? Schön, dann werde ich dich meinem Begleiter übergeben, damit er dich wie deinen Kumpanen zur Hölle schickt.”
Diese Drohung löste dem Unglücklichen die Zunge. “Wir sollten Leary beschatten und ihn erledigen, bevor Sie sich mit ihm treffen. Danach sollten wir auch Sie und jeden, der mit Ihnen kommt, umbringen.”
“Das wissen wir”, bestätigte Jackson geduldig. “Erzähl uns etwas, das wir noch nicht wissen. Beispielsweise, wer euch geschickt hat.”
“Irgendein feiner Pinkel.”
“Und sein Name?”
“Woher soll ich den kennen? Ich weiß nur, dass er jedem von uns eine Guinee dafür gezahlt hat, dass wir Sie beseitigen. Dann gab er Jim diese Pistole da.”
“Wo hast du das Geld?”
“In meiner Tasche.”
“Her damit”, forderte Jackson. Nachdem sein Gefangener ihm murrend die Münze ausgehändigt hatte, warf er sie Neville zu. Im nächsten Augenblick schlug er den Mann mit seinem Knüppel bewusstlos.
Dann zog er Neville energisch in Richtung Tor. “Keine Sorge. Auch wenn unser Spitzel uns heute Abend keine Namen nennen konnte, haben wir etwas Wichtiges erfahren: Irgendjemand weiß, dass wir seine Spur verfolgen, und versucht, uns zum Schweigen zu bringen.”
Plötzlich fiel Neville noch ein ganz anderes Problem ein. Wie sollte er dieses Abenteuer Diana erklären? Musste er ihr sämtliche grässlichen Einzelheiten schildern? Wenn er das tat, würde sie sich noch größere Sorgen um ihn machen und ihm erst recht in den Ohren liegen, er dürfe sich nicht mehr in Gefahr begeben.
“Die
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