Ein sueßes Stueck vom Glueck
Chantal vermutlich ziemlich gut darin sein würde, seinen Stress abzubauen. Verdammt.
6
»Nicht schon wieder«, sagte Chantal, sobald sich die Tür hinter Cade geschlossen hatte.
Sylvain beobachtete, wie Cade die Straße mit langen Schritten hinunterlief, eine schlanke, kleine Gestalt, das Kinn gereckt. Ihre Absätze bewältigten das Kopfsteinpflaster scheinbar mühelos, ihr maßgeschneiderter schwarzer Mantel verhüllte ihren Köper bis an den Rand ihrer Stiefel. Sylvains Problem im Herbst und Winter war, dass er Frauenmäntel immer als Geschenkpapier sah. Er wollte Cade Corey irgendwo hinbringen, wo es warm war, wo er ihr den Mantel ausziehen und nachsehen konnte, was Papa Noël ihm darunter beschert hatte.
»Wie meinst du das?«, fragte er und ärgerte sich schon über das, was Chantal vermutlich meinte.
Er wollte nicht zugeben, dass ein Großteil seiner Wut darin begründet war, dass Cade Corey so früh gegangen war. Was hatte sie denn bloß? Wusste sie nicht, wie man aß? Der Kellner hatte noch nicht mal seinen und Chantals Hauptgang gebracht, und der ganze Abend war bereits langweilig.
Ein weiterer Gedanke schlich sich in seinen Kopf: Hatte er sie verunsichert?
Er lächelte leicht und rieb über das glatte Holz des Tisches.
»Du fällst schon wieder auf eine glamouröse, reiche Frau rein, die dich nur benutzen wird«, schimpfte Chantal.
»Nein, tue ich nicht«, sagte er sehr wütend. Hatte man sich in der Schule – okay, auch bis Mitte zwanzig – wie ein Idiot benommen, dann sorgten alte Freunde schon dafür, dass man das nie vergaß.
Chantal warf in einer für sie typischen Geste den Kopf zurück, eine Bewegung, die sie sich schon in der Schule angewöhnt und dann so lange geübt hatte, bis sie ein Teil von ihr geworden war.
Er dachte wieder an Cade Corey mit ihrer unbewussten Arroganz und ihrem plötzlichen Erröten. Er glaubte nicht, dass sie jemand war, der den Kopf zurückwarf. Das Kinn war einfach zu energisch. Selbst wenn sie errötete, sah sie ihn geradeheraus an.
Wahrlich, sie errötete – häufig.
Sein Mund formte wieder ein Lächeln, sein Daumen rieb diesmal über den dünnen Stiel seines Weinglases.
Ein Schuldgefühl regte sich, als ihm klar wurde, dass er eine seiner besten Freundinnen loswerden wollte, um länger darüber nachdenken zu können, warum genau Cade Corey so oft errötete und wie er dafür sorgen konnte, dass sie noch häufiger errötete.
»Und was genau machst du dann?«, fragte Chantal trocken und zwang ihn, sich ihr wieder zuzuwenden.
»Ich versuche , mit einer Freundin zu essen. Müssen wir über Cade Corey reden? Es ist schlimm genug, dass sie mir überallhin folgt.«
Es schmeichelte ihm unglaublich, dass sie ihm überallhin folgte. Dieses Kinn deutete auf eine Frau hin, die wusste, was sie wollte. Eine Frau, die wirklich wusste , was sie wollte. Apropos erotisch.
Leider war das, was sie wollte, sein Name auf ihrer Massenmarkt-Schokolade. Aber er fragte sich, ob es eine Möglichkeit gab, ihr Ziel ein bisschen zu verändern, sodass er es war, den sie wollte. Er war ein Fachmann darin, Frauen mit Schokolade zu verführen.
»Bon.« Chantal warf wieder den Kopf zurück. »Dann reden wir nicht über sie.«
»Nein. Verderben wir uns nicht den schönen Abend.« Er klopfte mit seinen Fingerspitzen ein paar Mal fest auf den Tisch. »Weißt du, was sie gemacht hat?«, explodierte er. »Sie ist aus dem Flugzeug gestiegen und aus Amerika direkt in meinen Laden spaziert mit dem Versuch, mich zu kaufen. Meinen Namen zu kaufen, Sylvain Marquis, um ihn auf Corey-Riegel zu schreiben. Kannst du dir das vorstellen?«
Chantal riss erstaunt den Mund auf. » C’est vrai? Aber Sylvain, das würde dir ein Vermögen einbringen.«
Er machte eine heftige Geste mit der Hand, als könnte er Cade Corey damit köpfen. » Sylvain Marquis? Auf Corey-Riegeln? «
»Stimmt«, gestand Chantal. »Das wäre … ziemlich peinlich.« Sie schwieg einen Moment. »Du könntest dich allerdings auf Tahiti zur Ruhe setzen, wenn du das machst.«
Sylvain starrte sie an. Er und Chantal waren schon seit der Schulzeit befreundet. Das hieß, er war damals in sie verliebt gewesen, und sie hatte ihn manchmal in der Schule ausgenutzt, und schließlich war eine echte Freundschaft daraus entstanden. Ihm war nie in den Sinn gekommen, dass Chantal ihn vielleicht gar nicht richtig kannte. »Man kann auf Tahiti keine gute Schokolade machen. Zu heiß und zu feucht, und wer würde Schokolade essen, die auf Tahiti
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