Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
Vom Netzwerk:
schlaksiger junger Mann beugte sich vor und befestigte Inline-Skates an seinen Füßen, ohne zu lächeln, ganz auf seine Welt konzentriert. Ein älterer Mann, vielleicht jemand mit Familie, kam aus der Bäckerei mit einer weißen Papiertüte in einer Hand und einer weißen Schachtel mit einem Band darum an einem Finger der anderen. Er lächelte leicht über nichts, über Paris und einen Sonntagmorgen, während er um die Ecke verschwand. Cade stellte sich vor, dass seine Familie auf ihn wartete und wie der Mann das kostbare Sonntagmorgen-Gebäck zufrieden vor den Kindern auf den Tisch stellte.
    Eine Gruppe von sechs Frauen und einem Mann stand vor dem Laden von Sylvain Marquis. Einige sprachen aufgeregt miteinander, andere schienen einander nahezu unbekannt. Drei Frauen waren Japanerinnen und bildeten eine eigene, elegante Gruppe. Zwei weitere waren offensichtlich Amerikanerinnen.
    »Ich denke nicht, dass er heute geöffnet hat«, sagte Cade zu ihnen. Der letzte Mensch, der Groupies vorfinden sollte, die den ganzen Tag auf ihn gewartet hatten, war Sylvain Marquis.
    »Oh, wir sind wegen des Kurses hier«, sagte eine Amerikanerin um die sechzig stolz. Sie hätte nicht aufgeregter und erfreuter aussehen können als in ihrem violetten Trainingsanzug und mit ganz viel Make-up im Gesicht.
    »Des Kurses?« Brachte Sylvain Marquis anderen die Geheimnisse seiner Kunst bei?
    »Wir werden lernen, wie Sylvain Marquis Schokolade macht«, erklärte die Frau aufgeregt.
    »Wirklich.« Cade zögerte nur kurz. »Ähm – könnte ich Sie mal kurz unter vier Augen sprechen.« Sie bedeutete der Frau, etwas außer Hörweite der anderen zu treten.
    »Warum?«, fragte die Frau sofort misstrauisch. »Wollen Sie mich ausrauben?«
    Cade sah sie zuerst ausdruckslos an und musterte dann ihren eigenen eleganten und teuren Mantel, ihre Stiefel und Handschuhe. »Sehe ich aus, als wollte ich Sie ausrauben?«
    »Na ja – nein«, gestand die andere Frau. »Aber das hier ist Paris. Hier sind die Diebe wahrscheinlich besser angezogen.«
    »Nein, ich wollte nur – wie viel Geld wollen Sie dafür, dass Sie mir Ihren Platz im Kurs überlassen und ich so tun darf, als wäre ich Sie?«
    »Keins!«, sagte die Frau beleidigt. »Ich freue mich schon seit Monaten darauf! Ich habe meine ganze Paris-Reise darum herum organisiert!«
    »Zweitausend Dollar.« Cade versuchte, mit dieser ersten hohen Summe alle Bedenken zu zerstreuen.
    »Machen Sie Witze?« Die andere Frau sah wütend aus. »Da kostet der Kurs ja mehr!«
    Sein Kurs kostete mehr als zweitausend Dollar? Cade hob den Blick und betrachtete die Steinwand aus dem 17. Jahrhundert, die zwischen ihr und dem Kurs stand, beeindruckt und wütend zugleich. »Fünftausend Dollar.«
    »Ich sagte Nein!«
    Was war nur los mit den Leuten heutzutage, dass niemand sich mehr kaufen lassen wollte? »Und ich bezahle ihnen weitere zwei Wochen Aufenthalt in Paris in einer wunderschönen Wohnung. Und Kochkurse im Cordon Bleu.«
    Die Frau zögerte. Endlich drang Cade zu ihr durch. Dann runzelte die ältere Frau misstrauisch die Stirn. »Warum? Warum wollen Sie unbedingt meinen Platz?«
    Na prima. Jeden Augenblick konnten sich die Türen öffnen, und dann begann der Kurs. Cade drehte sich zu den anderen Wartenden um. Die Japanerinnen waren hoffnungslos; so, wie sie angezogen waren, spielte Geld für sie keine Rolle. Sie konzentrierte sich auf die Amerikaner und Franzosen: »Will hier irgendjemand fünftausend Dollar verdienen?«
    Alle starrten sie verständnislos an. Sie wiederholte es auf Französisch.
    »Wie viel ist das in Euros?«, fragte der Franzose. »Fünfzig Centimes? «
    Verstieß es in Frankreich gegen irgendein Gesetz, zuvorkommend zu sein? Cade warf ihm einen gereizten Blick zu.
    »Warten Sie mal«, unterbrach sie die Frau in Violett. »Ich habe nicht gesagt, dass ich Ihr Angebot nicht annehme. Aber ich hätte die zwei zusätzlichen Wochen in Paris und den Kurs im Cordon Bleu gerne in bar, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Was macht das dann? Zehntausend Dollar oder so?«
    Cade würde das niemals auf ihre Spesenabrechnung setzen können. »In Ordnung«, sagte sie. Zumindest würde sie auf diese Weise seine Geheimnisse erfahren.
    Seine Geheimnisse erfahren … Die Worte strömten leise durch sie hindurch und reizten mehr Ebenen in ihr, als sie gedacht hatte. Das Geheimnis dieses dunklen Zauberers, in seinem Kurs voller Magie.
    Betriebs geheimnisse, stellte sie für sich klar. Geheimnisse seiner Schokoladenherstellung.

Weitere Kostenlose Bücher