Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
Vom Netzwerk:
gerade daran hinaufzog.
    »Ich … na klar.«
    Binnen der nächsten halben Stunde hatten sie sie förmlich adoptiert. Alle fünf waren Studenten, auch wenn sie fast in ihrem Alter waren. Sie schienen so viel jünger und freier zu sein, als sie sich fühlte, und sie spürte, wie Neid an ihr nagte.
    »Bist du hier, um dir Paris anzuschauen?«, fragte Nicole, die Brünette. »Wir zeigen dir das wahre Paris. Komm doch heute Abend mit.«
    »Nein, nicht heute Abend«, sagte Marc. Seltsam, er erschien ihr so reif und zugleich so jung. »Ich muss morgen in meinem Proust-Seminar ein Referat halten.«
    Ein Referat. Über einen Typen, der über Madeleines schrieb. Sie selbst würde ihrem Vater morgen ein Feedback zu Devon Candy geben, das Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft und auf die Lebensgrundlage von Zehntausenden Menschen hatte. Vielleicht hatte sie auch deswegen das Gefühl, die anderen seien noch sehr jung.
    »Bon, demain« , sagten die anderen. »Morgen Abend? D’accord?
    »D’accord« , sagte Cade aufgeregt.
    Sie freundeten sich mit ihr an und hatten nicht die leiseste Ahnung, wer sie war. Vielleicht war es doch eine gute Idee gewesen, nach Paris zu kommen.
    Zu schade, dass Marc am nächsten Tag dieses Referat halten musste, denn damit hatte sie eine weitere Nacht die Gelegenheit, in Schwierigkeiten zu geraten.

13
    Schon als sie die Manufaktur betrat, spürte sie, wie er sie belauerte. Konnte seine Augen aus den Schatten hervorglühen sehen.
    Das Gefühl seiner Anwesenheit auf ihrem Weg durch sein Reich hinterließ ein Prickeln auf ihrer Haut, die sich voller Sehnsucht nach Berührung spannte. Sie durchsuchte das Laboratoire nach ihm und wünschte, er könnte sie wirklich sehen, wünschte, er hätte eine Überwachungskamera, über die er sie in diesem Augenblick sehen könnte.
    Moment, der Schatten dort … nein, das waren Töpfe und der Widerschein des Kupfers.
    Der Schatten dort … eine riesige Gussform in Gestalt eines Eis, vielleicht anderthalb Meter groß. Und diese Schatten dort waren gestapelte Kisten aus Sri Lanka.
    Sie nahm einen langen, tiefen Atemzug und breitete die Arme aus, damit sich ihre Brust weiten konnte, nahm all die Düfte um sich herum in sich auf. Die ganze Welt und all das, was in ihr eine besondere Magie ausstrahlte, schienen hier in diesem Raum versammelt zu sein – Düfte und Aromen aus allen Winkeln der Welt, zu purem Vergnügen verdichtet.
    Heute Nacht wollte sie … Trinkschokolade machen. Spanische Trinkschokolade, wie man sie in Madrid trank, oder die heiße Schokolade, die französische Adlige einst als Liebestrank gebrauchten. Du chocolat chaud. Es war kalt draußen und auch im Laboratoire, wo die Temperatur über Nacht gesenkt wurde.
    Ihre Haut kribbelte weiter vor Aufregung, als sie von den pistoles kostete, um zu entscheiden, welche Schokolade sie nehmen wollte. Merkwürdig, dass er sie nun schon zum dritten Mal davonkommen ließ.
    Sie wurde von kalter Angst erfasst und suchte das Laboratoire nochmals mit den Augen ab, diesmal den Blick weiter nach oben gerichtet. Vielleicht hatte er wirklich eine Überwachungskamera installiert. Vielleicht sammelte er gerade jetzt Beweismaterial, um sie dranzukriegen. Vielleicht wartete draußen schon die Polizei.
    War sie eigentlich verrückt? Sie konnte ins Gefängnis kommen. Und damit der Firma ihrer Familie einen enormen Schaden zufügen, wenn als Reaktion darauf die Aktienkurse ihrer Tochtergesellschaften fielen. Sie würde all ihre Privilegien einbüßen, mit denen sie seit ihrer Geburt gesegnet war. Es würde ihr alles genommen werden, bis ihr nichts weiter bliebe als die nackte, ausweglose Existenz in einer Gefängniszelle.
    Würde er das tun? Ein Mann, der den ganzen Vormittag mit ihr geflirtet und sie dann auf die Straße gesetzt hatte?
    Eigentlich hatte sie keine Ahnung, was er tun würde, war es nicht so? Sie stellte es sich nur gerne vor …
    Hitze durchströmte sie, ähnlich der Hitze, die sie sich von ihrer heißen Schokolade wünschte – und doch wieder anders. Sie ging zu dem Gewürzregal hinüber, passierte Schatten um Schatten im Dunkeln. Sie verrichtete ihre Arbeit in dem spärlichen Licht, das bei Nacht von der Stadt durch die Fenster drang, der Stadt der Lichter, die niemals wirklich dunkel war. Sie wollte hier drinnen kein Licht anmachen.
    Die Gewürzgefäße fühlten sich in ihrer Hand kühl und rund an. Heiße Schokolade vertrug einen Hauch Vanille, frisch aus Tahiti. Eine Stange Zimt aus Sri Lanka. Muskat

Weitere Kostenlose Bücher