Ein sueßes Versprechen
heftig die Stirn.
»Ich werde nicht einwilligen, irgendeinen Herrn zu ehelichen, der seinen Namen auf eine Liste setzen lässt.«
»Natürlich nicht. Und bezüglich deiner gegenwärtigen Lage muss ich dich, glaube ich, an eine alte Lebensweisheit erinnern.« Esme fing ihren Blick auf. »Wenn sich dir eine Gelegenheit bietet, die es sich zu ergreifen lohnt, ergreife sie. Lass sie dir nicht entgehen. Du kannst dir nie sicher sein, dass das launische Schicksal dir noch einmal eine weitere solche Chance bietet. Nicht wenn du dich geweigert hast, die erste zu nutzen.«
Loretta sah Esme in die grauen Augen und verstand sehr genau, was ihre unverbesserliche Großtante andeuten wollte – ihr genau genommen sogar riet. Zufällig war sie ganz ihrer Meinung.
Sie reckte das Kinn und nickte.
»Danke.«
»Nicht der Rede wert, meine Liebe – das ist schließlich der Grund, weshalb ich hier bin.« Esme lächelte verschmitzt und erhob sich. »Und jetzt ziehe ich mich zurück.« Das Geräusch von Schritten auf der Kajütentreppe drang zu ihnen. »Und da kommt auch Gibson, genau rechtzeitig. Gute Nacht, Loretta, meine Liebe. Und süße Träume.«
Loretta reagierte auf diesen Wunsch nicht weiter. Sie hörte die anderen auf dem Flur, dann kam Rose herein. Sie unterhielten sich ein wenig, besprachen Sachen, die mit ihrer Garderobe zusammenhingen, dann ließ sie Rose zu ihrer Kabine gehen und folgte ihr kurz darauf langsamer zu ihrer eigenen.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand Loretta da und schaute auf das Bullauge, die Dunkelheit dahinter und fragte sich, wie lange es wohl dauern mochte, bis die anderen sich in ihren Kabinen zur Ruhe begeben hatten und einschliefen.
Eine Stunde später lief Rafe immer noch in seiner Kabine auf und ab, drei Schritte in die eine Richtung, drei Schritte wieder zurück, als es plötzlich leise an seiner Tür klopfte. Er hatte gerade das Bullauge erreicht. Als er herumwirbelte, drehte sich der Knauf, und die Tür ging auf. Loretta spähte hinein, sah ihn und schlüpfte hinein.
Sie war in Nachthemd und Morgenrock, trug ihr Haar offen und hatte weiche Stoffschuhe an den Füßen.
Ihre Aufmachung beantwortete eine der Fragen, die ihm durch den Kopf gingen. Er wartete, während sie die Tür schloss und dann zu ihm kam.
Sie blieb vor ihm stehen und schaute ihm ins Gesicht.
»Du hast gehört, was Esme gesagt hat.« Ihr Blick wurde in sich gekehrt, als versuchte sie, sich an eine zuvor geübte Rede zu erinnern, dann holte sie Luft und sagte:
»Ich verstehe deine Einstellung – all das, was du über deine Mission gesagt hast, deren Bedeutung, was sie dir abverlangt und welche Auswirkungen das auf alles zwischen uns hat.«
Sie blickte ihm wieder ins Gesicht.
»Aber ich kann nicht warten.« Sie reckte das Kinn, schaute ihm suchend in die Augen. »Ich bin nicht bereit, die Chance wegzuwerfen, die wir auf eine gemeinsame Zukunft haben könnten, indem ich nach London zurückkehre, ohne über uns Bescheid zu wissen. Ich bin nicht gewillt, das Risiko einzugehen, es nie zu erfahren. Und wenn das heißt, dass ich ein Wagnis eingehen muss, es darauf ankommen lassen muss, dann ist das eben so.«
Als sie versuchte, einen Schritt näher zu ihm zu treten, fasste er sie um die Mitte, hielt sie auf Abstand.
»Stimmt das, was Esme gesagt hat?«
»Offensichtlich ja!« Sie warf die Hände in die Höhe und legte sie ihm dann auf die Schultern. »Ich hatte keine Ahnung, aber sie hat mir versichert, sie habe es von Lady Osbaldestone erfahren. Und warum sollte die Esme anlügen?«
Warum sollte Lady Osbaldestone lügen? Weil sie eine der alten Damen war, die sich immer in alles einmischten. Aber warum sollte sie Esme anlügen? Sich das vorzustellen war wesentlich schwieriger.
Rafe sah Loretta tief in die Augen und musste nicht fragen, was sie wollte. Was sie erwartete. Er blickte auf die schmale Koje, sah sich in der engen Kabine um. Er schob das Kinn vor.
»Das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe.«
Eine kleine Hand legte sich auf seine Wange. Sie drehte sein Gesicht zu sich um.
»Das kümmert mich nicht.« Ihre Lippen wurden schmal. »Du hast selbst gesagt – je weiter wir den Rhein hinabkommen, desto größer wird die Gefahr. Hier sind wir sicher. Heute Nacht besteht keine Gefahr. Daher muss es jetzt und hier sein.«
Er atmete scharf ein.
»Wenn wir den nächsten Schritt …«
»Ich will nicht weiter darüber reden. Nicht über das, was nach diesem Schritt kommt. Ich will
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