Ein sueßes Versprechen
Aber zu dieser tiefreichenden Entschlossenheit kam die Sehnsucht hinzu, dass er die bevorstehenden Zusammenstöße mit der Schwarzen Kobra überleben wollte, um sein Leben mit ihrem zu verbinden. Dass er leben und die Chance erhalten wollte, alles zu erkunden, was er für sie empfand, lang genug, um zu einer befriedigenden Lösung zu kommen, wie er am besten mit dieser übermächtigen Empfindung umging, wie er sie anerkennen und zugeben konnte – ihr gegenüber.
Die Worte auszusprechen und die Wahrheit einzugestehen, die bereits in seinem Herzen lebte.
Die bereits seine Seele beherrschte.
Und das war die eine Sache, bei der er sich geirrt hatte. Ja, damit kam auch eine Verletzlichkeit, die er, der Krieger in ihm, nicht hinnehmen wollte, aber gleichzeitig aus der Hoffnung heraus, der Sehnsucht und der Entschlossenheit, die daraus erwuchs, verlieh ihm das Gefühl auch neue Stärke.
Eine Stärke, wie er sie nie zuvor gespürt hatte, die er erst noch testen musste. Aber wenn seine Macht auch nur ansatzweise dem Gefühl entsprach, das dahinter stand …
Vermutlich würde er es herausfinden, und das bald.
Und zusätzlich zu seinen kürzlich hinzugekommenen Hoffnungen und Träumen galt es, älteren Notwendigkeiten zu gehorchen: seiner Loyalität seinen Freunden gegenüber, seiner Pflicht seinem Land gegenüber und seinem heftigen Wunsch, James MacFarlane zu rächen.
Als das schwache graue Licht des Morgens in die Kabine drang, hielt er Loretta immer noch fest in seinem Arm, drückte seine Wange auf ihr dunkles Haar und dachte an seinen kostbarsten Besitz, seine Schwüre.
Dies waren die Dinge, für die er kämpfte, wegen derer er sich der Schwarzen Kobra entgegenstellen und gegen sie kämpfen würde. Und von allem war das, für dessen Sicherheit er seine Seele geben würde, die gemeinsame Zukunft mit ihr. Der Draufgänger würde niemals damit leichtfertig umgehen.
Kapitel 16
Am folgenden Nachmittag verließen sie den Hauptarm des Rheins und befuhren den Lek, den Flussarm des Rheindeltas, auf dem man nach Rotterdam gelangte. Rafe stand auf der Brücke und betrachtete die vorüberziehende Flusslandschaft. Er war hergekommen, um sich mit Julius und dessen Mannschaft zu beraten, worauf sie sich einstellen mussten, wenn sie erst einmal ihr Ziel erreicht hatten. Obwohl Rotterdam ein paar Meilen vor dem offenen Meer lag, war es Europas größter Seehafen. Die vielen Anlegeplätze in den verschiedenen Hafenbecken beherbergten Handelsschiffe und Fischereiflotten von überall auf der Welt.
Die Strömung des Flusses hatte zugenommen, und die Loreley Regina fuhr unter der steifen Brise mit vollen Segeln. Obwohl sie alle geholfen hatten, die Hafenanlagen der zahllosen kleinen Städte am Fluss nach Sektenanhängern abzusuchen, hatten sie keinen Mann mehr mit schwarzem Schal um den Turban ausmachen können.
Mit einem Nicken zu Julius ging Rafe zur Kajütentreppe. Unten angekommen, begab er sich in den Salon, wo Loretta, Hassan und Rose sich aufhielten. Sie saßen um den Tisch, an dem sie sonst immer Whist spielten.
»Julius hat gesagt«, begann Rafe und ließ sich auf den Stuhl neben Lorettas fallen, »dass wir den Hafen von Rotterdam morgen erreichen werden, am späten Nachmittag oder frühen Abend. Einmal ganz abgesehen von den Unwägbarkeiten von Wind und Strömungen werden wir bald langsamer werden müssen wegen des zunehmenden Verkehrs auf dem Fluss und wegen der vielen hier vor Anker liegenden Schiffe.«
»Werden wir heute Nacht Anker werfen?«, fragte Hassan.
Rafe schüttelte den Kopf.
»Offenbar ist das unnötig. Auch wenn es, wenn man ihm zuhört, so klingt, als sei die Fahrt ein Hindernisrennen, ist es wohl so, dass hier alle Wasserfahrzeuge Positionslichter setzen. Das ist allgemein üblich hier und dient dazu, dass man weiterfahren kann, bis man sein Ziel erreicht hat. Und wo wir gerade davon sprechen, Julius ist mit mir einer Meinung, dass es in höchstem Maße närrisch wäre, die üblichen Passagieranleger anzusteuern. Weil wir auf dem letzten Stück so langsam vorankommen, ist es so gut wie sicher, dass die Sektenanhänger in Rotterdam vorgewarnt sein werden. Noch vor unserer Ankunft werden sie vor Ort sein. Julius glaubt, dass die Schwarze Kobra uns an der üblichen Anlegestelle der Loreley Regina ein warmes Willkommen bereiten wird.«
»Und wie lautet die Alternative?«
»Unsere übereinstimmende Meinung ist, dass wir alle besser dran sein werden, wenn die Loreley Regina alle Hafenbecken meidet, die
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