Ein sueßes Versprechen
sieht recht vielversprechend aus.«
»In der Tat. Die Hauptstraße muss wenigstens eine Viertelmeile weiter entfernt liegen.« Rafe blickte in die Richtung, in der sie vorhin den Ort gesehen hatten. »Und das Dorf liegt ein ganzes Stück weiter westlich entlang der Straße.«
Er band die Zügel fest, stieg aus und ging dann zu Loretta, um sie herunterzuheben. Als er ihre schlanke, biegsame Gestalt in seinen Händen hielt, musste er daran denken, wie glücklich er sich schätzen musste, dass er sie nicht nur hier bei sich hatte, sie sein war in allem bis auf seinen Namen, sondern dass sie so dicht vor dem Ende der Mission standen und sie wohlbehalten war und sicher. Sie war nicht zu Schaden gekommen.
Als ihre Füße den Kies berührten und er sie zögernd losließ, erschien ein Mann mittleren Alters von der Rückseite des Hauses.
Der Mann nickte.
»Guten Tag, Sir. Halten Sie an, um nur etwas zu essen, oder möchten Sie länger bleiben?«
»Wenigstens für den Rest des Tages.« Rafe deutete auf das Pferd. »Wenn sie ihn ausschirren und abreiben könnten, regele ich inzwischen alles drinnen. Danach komme ich mir Ihre Pferde ansehen, denn ich muss zu einem Treffen reiten, werde aber am Abend zurück sein.«
»Ich habe genau das richtige Tier für Sie.« Der Mann salutierte. »Läuten Sie die Glocke, und man wird Ihnen helfen. Die Ställe sind auf der Rückseite.«
Der Mann brachte das Pferd mitsamt dem Gig weg. Rafe folgte Loretta über den Kies zur Eingangstür.
Sie zog an der Schnur zur Hausglocke. Er stieß die schwere Eingangstür auf und hielt sie ihr auf, zog den Kopf ein, um ihn sich nicht an dem Türsturz zu stoßen, und betrat hinter ihr die schwarz und weiß geflieste Halle.
Das Gemäuer war uralt, aber in gutem Zustand, und alles war makellos sauber. Da erschien auch schon die Wirtin, eine mütterlich wirkende Frau, die ihnen geschäftig entgegenkam, sie begrüßte und herzlich willkommen hieß.
»Guten Tag, Sir, Madam – ich bin Mrs. Shearer. Was kann ich für Sie tun?«
Es war eine Sache von Minuten, einen Privatsalon zu mieten und ein geräumiges Gästezimmer, in dem Loretta sich waschen und nachher vielleicht auch ein wenig ausruhen konnte. Während sie Mrs. Shearer nach oben folgte, ging Rafe nach draußen und um das Haus herum zum Stall. Es dauerte nicht lange, um sich für das Pferd zu entscheiden, das Mr. Shearer für ihn bereithielt und bereits gesattelt hatte.
Rafe kehrte in den Gasthof zurück und begab sich in den Salon, einen großen Raum, dessen Tür genau gegenüber der Eingangshalle lag. Loretta war immer noch oben. Er lief im Zimmer auf und ab, schaute aus dem breiten Fenster und war erleichtert, dass es auf den Rasen hinausging und zu dem Wald, der den Fluss säumte.
Der Gasthof schien völlig einsam gelegen.
Er legte seine Tasche auf ein Sofa und öffnete sie. Er fasste hinein, bis ganz nach unten und holte den Schriftrollenhalter heraus. Dachte darüber nach. Er hielt ihn in der Hand, wägte ab, dann drehte er sich um und schaute sich im Raum um. Sein Blick blieb auf dem hohen Schrank an der Wand hinter der Tür hängen. Er lächelte, ging dorthin und stellte sich an die Seite des Schrankes, die in die Ecke zeigte. Er streckte eine Hand aus und legte die Schriftrolle auf den überstehenden Rand, direkt hinter die hochgezogene verzierte Vorderblende.
Er wich zurück und betrachtete das Ergebnis. Noch nicht einmal ein Mann, der so groß wie er war, konnte sehen, dass dort etwas lag, und nur jemand, der so groß wie er war, konnte ihn erreichen.
Eigentlich hatte er ihn bei Loretta lassen wollen, aber wenn er in ihrem Besitz war, wäre das für sie unnötig gefährlich. So war es viel besser. Er bezweifelte, dass Mrs. Shearer, auch wenn sie eindeutig stolz auf das Haus war, heute Nachmittag dort staubwischen würde.
Nachdem er dieses Problem gelöst hatte, wandte er sich einem anderen zu. Er nahm sich seine Tasche und begann etwas in ihr zu suchen.
Die Tasche stand wieder unschuldig auf dem Sofa und er am Fenster, als Loretta zurückkam, Mrs. Shearer im Schlepptau.
Er sah zu ihrer Wirtin und hob neugierig eine Braue.
»Hier scheint es wunderbar ruhig zu sein. Führen Sie und Ihr Gatte den Gasthof allein?«
Mrs. Shearer lächelte.
»Er gehört meinem Ehemann und mir, und unser Sohn hilft aus, wenn es nötig wird. Jetzt ist es ganz ruhig, aber wir haben immer eine Menge Gäste, wenn Angelsaison ist.« Sie deutete mit dem Kopf zum Fenster. »Dort hinter dem Wald ist ein
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