Ein sueßes Versprechen
Fluss, der zu einem See voller Forellen führt, sodass wir die meiste Zeit des Jahres gut zu tun haben. Nur im Winter wie jetzt ist es ruhiger.«
Rafe nickte.
»Ich kann mir gut vorstellen, dass jeder Angler, der einmal hier war, gerne wiederkommt.«
Mrs. Shearer lächelte breit.
»Ja, das stimmt wohl.« Sie sah zu Loretta. »Kann ich Ihnen etwas bringen, Miss?«
»Im Augenblick wäre mir eine Kanne Tee äußerst willkommen. Wir haben spät gefrühstückt, daher habe ich noch keinen Hunger. Vielleicht nachher Scones und etwas Marmelade?«
»Oh, Sie werden meine Scones lieben – frisch aus dem Ofen. Aber erst hole ich Ihnen den Tee.« Mrs. Shearer knickste, eilte geschäftig aus dem Raum und schloss hinter sich die Tür.
Rafe betrachtete die Tür, dann sah er zu Loretta.
»Und, hat sie dich bezüglich meiner Absichten ausgefragt?«
Loretta lächelte keck.
»Noch nicht, aber das kommt gewiss noch.« Ihr Lächeln verblasste, als sie ihn ansah.
Ihm war auch eher grimmig zumute; er kam zu ihr und nahm ihre Hände in seine.
»Ich lasse dich hier nicht gerne allein, aber …«
Sie drückte seine Finger.
»So ist es aber am besten.«
Er blickte zur Tür, dann ließ er ihre Hände los und ging zum Sofa.
»Während ich fort bin, möchte ich, dass du das hier immer bei dir trägst.« Er hob die Tasche, streifte sich den Gurt über den Kopf und nahm dann die kleine Pistole, die daruntergelegen hatte. Er drehte sich zu Loretta um und hielt sie ihr auf der ausgestreckten Hand hin. »Sie ist nur klein, aber durchaus wirkungsvoll.«
Sie griff danach und fuhr mit einem Finger die Silbereinlegearbeit auf dem Griff nach.
Er legte den Kopf zur Seite und sah ihr ins Gesicht.
»Weißt du, wie man eine Pistole abfeuert?«
Sie reckte das Kinn und nahm ihm die Waffe aus der Hand.
»Ich ziele damit.« Sie benutzte beide Hände, um das zu tun und zielte auf die Wand. »Und dann ziehe ich hier – das ist der Abzug.«
»Ja, aber erst musst du spannen – so.« Er zeigte es ihr und ließ sich von ihr alle Schritte vorführen, es ausprobieren, ohne wirklich einen Schuss abzugeben. »Am besten spannst du den Abzug erst dann, wenn du schießen willst. Du willst schließlich nicht, dass sie aus Versehen losgeht.«
»Nein.« Loretta blickte auf die tödliche kleine Pistole, die sie vorsichtig in der Hand hielt, sodass der Lauf auf den Boden zeigte. Sie blickte Rafe an.
»Am besten wäre es, wenn ich sie überhaupt nicht brauche.«
Sie wandte sich um, öffnete den Stickbeutel und platzierte die Waffe zwischen ihren wenigen Kleidern. Dann ließ sie sie auf dem Sofa stehen und drehte sich wieder zu Rafe um.
»Danke.«
Er schloss die Hände um ihre Schultern. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, als wollte er sich ihre Züge einprägen.
»Mir wäre es auch viel lieber, wenn du sie nicht benutzen musst. Pass auf dich auf.« Er zog sie an sich, küsste sie – nicht mit zügelloser Leidenschaft, sondern mit ernster Hingabe, tief reichendem Verlangen, großer Hoffnung und von einem Wunsch beseelt.
Einem einzigen Wunsch.
Sie erwiderte den Kuss.
Er hob die Hände, nahm ihr Gesicht dazwischen und vertiefte die Liebkosung.
Sie legte ihm eine Hand in den Nacken und hielt sich fest, klammerte sich an das Versprechen, das in diesem Austausch lag.
Dann löste er sich von ihr und unterbrach den Kuss. Sie spürten beide, wie ungern.
Er sah ihr ein letztes Mal tief in die Augen, dann ließ er sie los und machte einen Schritt nach hinten.
»Ich werde nicht lange fort sein.«
»Ich warte hier.« Sie folgte ihm mit den Augen, als er zur Tür ging.
Rafe blickte nicht zurück, öffnete nur die Tür, durchquerte die Halle und ging durch die Eingangstür. Er schloss sie hinter sich wieder und suchte unwillkürlich mit den Augen die kleine Auffahrt ab, aber außer Billy, dem Sohn des Wirtspaares, der das Pferd für ihn hielt, gab es nichts, was die Ruhe und den Frieden hier störte.
Beruhigt ging Rafe zu Billy, nahm ihm die Zügel ab, schwang sich in den Sattel und ritt nach Felixstowe.
Im Salon untersuchte Loretta ihre Pistole, die sie in ihren Handarbeitsbeutel getan hatte. Sie war darin gut aufgehoben, aber es würde doch etwas dauern, sie zu ziehen und den Hahn zu spannen, bis sie schießen konnte.
Sie dachte eine Minute lang nach – und versuchte nicht auf den leiser werdenden Hufschlag draußen zu achten –, dann kam ihr eine Idee. Sie nahm ihre Sticktasche mit sich und eilte aus dem Salon nach oben in ihr Zimmer.
Mrs.
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