Ein sueßes Versprechen
zur Wehr setzen, nicht nur Sie und Hassan. Wir werden ebenfalls kämpfen.«
»Das habe ich heute in der Kirche gesehen.« Seine Lippen verzogen sich anerkennend, nicht abwertend. »Ich hätte nie daran gedacht, Gebetbücher und Kissen als Wurfgeschosse zu benutzen. Ganz zu schweigen von dem Trick mit dem Vorhang, aber das alles war wirkungsvoll.«
»Frauen kämpfen mit allem, was sie zur Hand haben – wir sind mehr daran gewöhnt, mit dem auszukommen, was uns zur Verfügung steht.«
Er lächelte erkennbarer. Er hob ihre Hand von seinem Ärmel und sagte dabei:
»Ich habe vergessen, mich zu bedanken, dass Sie vorhin einen so kühlen Kopf bewahrt haben.« Ihr tief in die Augen blickend, streifte er ihre Fingerknöchel mit seinen Lippen. »Aber ich bin Ihnen überaus dankbar.«
Sie spürte, er dankte ihr auch für andere Sachen. Er blieb an der Reling stehen und blickte sie an. Er ließ ihre Finger nicht los, sondern begann sie leicht zu streicheln.
Sie lehnte sich näher zu ihm, hob ihm ihr Gesicht entgegen und küsste ihn. Nicht flüchtig, sondern absichtlich und fest. Dann löste sie ihre Lippen wieder leicht von seinem Mund, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte:
»Danke, dass Sie uns beschützt haben. Uns verteidigt haben.«
Die Zeit blieb stehen. Verlangen und mehr vibrierte zwischen ihnen.
Dann überwand er den Abstand zwischen ihnen, schloss seine Lippen über ihren und küsste sie.
Er war kein grüner Junge ohne irgendwelche Erfahrung. Er hetzte sie nicht, überwältigte sie nicht; stattdessen küsste er sie langsam, gründlich, sodass es sie am ganzen Körper kribbelte. Es gab kein Zögern, keine Zurückhaltung, nur ein Verlangen, zu haben, zu kosten und zu wissen.
Zu nehmen und Besitz zu ergreifen.
Mit Lippen und Zunge tat er das, nahm von ihrem Mund Besitz, als sei das sein gutes Recht.
Ihre Hand hob sich, schwebte unsicher in der Luft, aber dann ließ sie sie auf seine Schulter sinken, hielt sich an ihm fest.
Sie spürte das Aufwallen von unerwarteter Sehnsucht, die sie durchfloss.
Eine vage Erinnerung an ihren Vorsatz, ihn auf Armeslänge Abstand zu halten, ging ihr kurz durch den Sinn, verschwand aber gleich wieder in der Versenkung.
Sie brauchte das hier, wollte das hier, wollte dem hier nachgehen und sehen, wohin es sie führte.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, richtete er sich langsam auf. Sie folgte ihm, trat dichter zu ihm, bewegte sich mit ihm, mit seinen Lippen, nicht bereit, den Kontakt aufzugeben, den Bann zu brechen.
Rafe wusste, er sollte sie loslassen, dass einfach ein schlichter Dankeskuss außer Kontrolle geraten war und sich in etwas anderes verwandelt hatte. Aber als sie sich an ihn schmiegte, verließ ihn alle Entschlusskraft. Dass er sie begehrte, stand für ihn außer Frage. Und das schon seit einiger Zeit.
Dass sie ihm ihren Mund anbot, frei und ohne Hintergedanken, war zu kostbar, ein zu großer Genuss, um ihn vorzeitig zu beenden.
Er drehte den Kopf, seine Lippen glitten über ihre, und er schloss die Arme um ihren schlanken Körper, zog sie an sich und hielt sie dort fest. Selbst durch den dicken Mantel hindurch war sie warm und weich, streckte ihre schlanken Arme aus, schlang sie ihm um den Hals, presste ihre köstlich gerundeten Hüften verführerisch an seine Schenkel. Unwillkürlich drehte er sie um, sodass sie mit dem Rücken an der Reling stand, sein Körper sie verdeckte, falls jemand die Treppe hochkäme und sie sähe.
Es war vielleicht spät in der Nacht, aber seine Instinkte ließen sich nicht so einfach ignorieren.
Weil es spät war, waren Leidenschaft und Verlangen sogar noch schwerer zu kontrollieren.
Er küsste sie wieder und wieder, labte sich an ihr, und sie folgte seiner Führung bereitwillig. Ermutigte ihn mit einer Berührung ihrer Hand auf seiner Wange, dem Druck ihrer Lippen unter seinen.
Auch wenn er so wenig wie sie eine Ahnung hatte, wohin das hier führte, schien es sie beide nicht zu bekümmern.
Aber es war ihm nicht egal, und ihr auch nicht, wenn sie erst wieder normal denken konnten.
Daher löste er sich von ihr, knabberte an ihren Lippen, entließ sie langsam zurück in die Wirklichkeit. Auf das Deck auf dem Schiff, zu dem leisen Klatschen der Flusswellen, in die schwarze Nacht, die so samtig still um sie herum war.
Endlich hob er den Kopf und merkte, dass er sich dazu zwingen musste, einen Schritt zurückzuweichen, sie von sich zu schieben und ihre weibliche Wärme einzubüßen, von ihr abzurücken.
Sie sah ihn an,
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