Ein sueßes Versprechen
musterte seine Züge in dem schwachen Licht der Sterne. Dann hoben sich ihre Mundwinkel ein wenig, und sie neigte den Kopf.
Flüsterte:
»Gute Nacht.«
Damit trat sie zurück aus seinen Armen, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um sie gehen zu lassen.
Er drehte sich um und schaute ihr nach, wie sie das Deck überquerte und dann die Stufen hinabging.
Er sah wieder nach vorn, stand einen langen Moment ganz unbeweglich und musste den Drang bekämpfen, ihr zu folgen; schließlich seufzte er, lehnte sich wieder gegen die Reling und blickte in die Nacht.
Das seltsame Geräusch riss Loretta aus dem Schlaf. Sie zog die Brauen zusammen und versuchte einzuordnen, was sie da gehört hatte.
Da war es wieder – ein rauer erstickter Schrei.
Sie blickte auf die Wand neben ihrer Koje. Der Laut war von der anderen Seite gekommen. Sie kannte das Geräusch aus ihrer Kindheit, als ihr Bruder Chester immer wieder von Albträumen geplagt worden war. Den gequälten Lauten nach zu schließen, schien es das Richtige, zu gehen und denjenigen zu wecken, ihn von seinen Qualen zu erlösen.
Daher schlug sie die Bettdecke zurück, nahm sich ihren Morgenrock und zog ihn sich über, schlüpfte in die Hausschuhe, dann öffnete sie die Tür zum Salon. Sie wartete, bis ihre Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, das durch die Fenster drang und schlich auf Zehenspitzen zur Tür zum Flur, blieb stehen. Rechts von ihr lag die schmale Kabine, die Rose und Gibson sich teilten. Sie lauschte, fragte sich, ob der Laut, der sie geweckt hatte, von hier gekommen sein konnte. Aber dann hörte sie ihn wieder.
Sie reckte das Kinn, öffnete die Tür zum Flur und ging zur ersten Tür auf der linken Seite. Ohne große Hoffnung, gehört zu werden, klopfte sie leise an.
»Rafe?«
Ein Moment verging, dann drang ein weiteres gequältes Stöhnen zu ihr. Vorsichtig öffnete sie die Tür und vernahm die unruhigen Geräusche, die jemand macht, der sich im Bett hin und her wirft und keuchend atmet.
Im dämmerigen Licht sah sie, dass Rafe sich von der einen auf die andere Seite rollte, mit den Füßen trat, unverkennbar in einem schlimmen Albtraum gefangen. Auch wenn er ihr die Details erspart hatte, konnte sie sich dennoch vorstellen, welche Schrecken er erlebt hatte, welche Scheußlichkeiten ihn bis in seine Träume verfolgten.
Ohne zu zögern, durchquerte sie die Kabine zu seiner Koje. Er zuckte, als litte er Schmerzen.
Sie streckte eine Hand aus, fasste ihn an der Schulter. Versuchte ihn wachzurütteln.
»Rafe? Wachen Sie auf. Sie haben einen Albtr…!«
Er packte sie am Handgelenk und zog sie auf sich.
Sie riss erschrocken die Augen auf:
»He…«
Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, hielt sie fest und presste seinen Mund auf ihren, küsste sie – verschlang sie –, als ob sein Leben davon abhinge.
Als ob das ihres auch tat. Als ob sie und er die beiden letzten Menschen auf der Erde seien und ihre Vernichtung einzig durch diesen Kuss aufgehalten werden konnte.
Verzweiflung und heftiges Verlangen trieben ihn; das konnte sie richtiggehend schmecken, in seinem Griff spüren, in dem harten Körper, der sie gegen die Wand presste, dort gefangen hielt. Aber als ihre Hand sich um seine schloss, verblasste das Gefühl, wurde von ihrem eigenen Verlangen und ihrer eigenen Verzweiflung verdrängt, die tief in ihr aufwallten – als Antwort auf seine Gefühle.
Um sie zu erwidern. Ein machtvolles Verlangen, seine Verzweiflung zu lindern, den Hunger dahinter zu stillen, zu befriedigen und zu besänftigen.
Der Hafen für seinen Sturm zu sein.
Ihn zu sich zu locken.
Mit ihren Händen stützte sie sich auf seine muskulöse Brust, dann streichelte sie mit den bloßen Händen seine nackte Haut. Er war ganz heiß, seine Haut spannte sich über seinen festen Muskeln – durch und durch männlich. Verlockend. Sie fuhr mit den Fingern zu seinem Hals und dann weiter, vergrub sie in seinem seidigen Haar.
Hielt ihn fest, während sie den Kuss mit einer feurigen Leidenschaft erwiderte, die seiner entsprach.
Ihre Lippen verschmolzen, wurden eins. Es war ein Geben und Nehmen, ein Austausch von Zärtlichkeiten. Mit seiner Zunge streichelte er ihre, und sie ahmte ihn nach, stöhnte und fachte damit sein Verlangen an.
Seinem Begehren war die erste Heftigkeit genommen, Erfüllung schien in Reichweite. Er verstärkte den Druck seiner Arme, hielt sie fester an sich und schickte sich an, sie zu küssen, als sei sie ein Füllhorn voller
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