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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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nach. Als er schluckte, zuckte sein Adamsapfel auf und ab.
    Der Raum begann sich um sie zu drehen. »Es tut mir leid, Ke… Ich muss   …«, sagte Tynice, während sie sich erhob. Der Stuhl scharrte laut über den Boden. Sie musste gehen. Sie musste hier raus.
    Er versuchte sie zurückzurufen. »Nein, Mum. Nein, Mum, bitte! Bitte, Mum!«, bettelte er und erhob sich ebenfalls ein Stück.
    Alles wurde weiß. Strahlendweiße Staubpartikel trübten Tynice den Blick, und alles verschwamm. Dann prallte sie auf den Boden.

7
    Den heutigen Tag musste er zu etwas ganz Besonderem machen. Dem besten Tag überhaupt.

    Samstag, 24. August 2002
    Strand von Brighton
    14 Uhr
    Für diesen Wochenendausflug hatte sich Bryony einen schwarzen Badeanzug im Stil der Fünfzigerjahre gekauft. Sie sah darin so hübsch aus, dass Max kaum glauben konnte, es endlich geschafft zu haben, sie zu einem Trip mit ihm zu überreden.
    Die Sonne war herausgekommen und ließ das Meer funkeln. Die Luft war frisch und klar, meilenweit entfernt vom Londoner Smog, drang über das Wasser von Frankreich her zu ihnen und brachte den Duft von tausend Liebesgeschichten mit sich.
    Max kitzelte vor Nervosität der Magen. Sobald er an Bryony dachte, konnte er sich kaum auf etwas anderes konzentrieren. Die Blumen und meine Beharrlichkeit haben gewirkt, dachte er voll Erstaunen zum x-ten Mal. Mit der Hand umklammerte er den Cricketball und spürte, wie die Sonne in seinem Nacken brannte. Er hatte wirklich ein riesiges Glück.
    Ein Mädchen ging an ihm vorbei und lächelte ihn an, schob sich das dichte blonde Haar hinters Ohr und wandte spielerisch den Blick ab. Er sah weg. Nichts und niemand anderes interessierte ihn mehr, was ihm gar nicht ähnlich sah, denn wenn esum Frauen ging, hatte er normalerweise die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs.
    Max wusste, dass er der typische Mann Anfang zwanzig war, der durch die Stadt streifte und Mädchen aufriss. Er hatte sich einen Ruf geschaffen als jemand, der für Liebesbeziehungen nur wenig Zeit übrig hatte; als jemand, der die örtliche weibliche Bevölkerung so schnell abgraste wie seine Sockenschublade. Dabei hatte er ein paar Mal auch Gefühle verletzt, und das tat ihm leid. Doch diesmal war es ganz anders. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie jemanden oder etwas so sehr begehrt, und wenn er an die Mädchen zurückdachte, mit denen er ausgegangen war, an all seine Ausflüchte, begriff er, dass er sie nie so toll gefunden hatte, wie er sich damals hatte einreden wollen. Das hier war für ihn ein völlig neues Gefühl.
    Er starrte weiterhin Bryony an, die ihm den Rücken zuwandte und ein wenig entfernt stand. Er konnte kaum ihre Bewegungen ausmachen, doch sie schien auf den Pier zu schauen.
    Max fragte sich, ob er je gut genug sein konnte für ein Mädchen wie sie. Den heutigen Tag musste er zu etwas ganz Besonderem machen. Dem besten Tag überhaupt. Schon allein wegen des Zwischenfalls mit dem verschütteten Bier und ihrem durchtränkten Kleid. Trotzdem machte er sich Sorgen, dass das Karma ihn einholen würde, nachdem er nun endlich jemanden gefunden hatte, mit dem er jede wache Minute verbringen wollte.
    Er sah auf den roten Ball mit den weißen Nähten, und von einem Moment auf den anderen überkam ihn Übermut. »Jetzt, Weaver, jetzt! Fang ihn!«, rief Max aus vollem Hals, holte mit dem muskulösen Arm aus und schleuderte den Cricketball so fest er konnte. Mehrere Leute erschraken, als er so brüllte, und sahen zu, wie der Ball durch die Luft zog, ein erwartungsvolles Lächeln auf den Gesichtern unter den Sonnenhüten. Ein kleines Mädchen in einem pink-weißen Badeanzug klatschte aufgeregt in die Hände und rief »Wohoooo!«, während der Ball kreiselnd an ihr vorbeischoss. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, während Max’ Blick der Bahn des Balls folgte, und Bild für Bild schlug sein Gesichtsausdruck von einem breiten, aufgeregten Lächeln zu einer Miene grenzenlosen Entsetzens um, als Bryony sich umdrehte.
    Zack!
    Wenigstens zehn Zuschauer keuchten erschrocken auf. Eine Gruppe von Teenager-Mädchen begann zu lachen, und ein kleiner Junge, der nicht weit von Bryony gestanden hatte, schrie auf und floh in die wartenden Arme seiner Mutter, deren Mund vor Grauen offen stand.
    »Ogottogott!«, schrie Max und rannte über den Sand auf sie zu. Seine schlanken, kräftigen Beine rutschten ihm immer wieder weg, während er mit verzweifeltem Tempo über den welligen Sand hetzte. Seine nassen, marineblauen

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