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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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mir noch eine Minute.«
    Max setzte sich wieder hinter sie und zog ihren Kopf an seine nackte Brust, blickte auf das Meer hinaus und fragte sich, was sie nach diesem Patzer von ihm halten würde. Eine Möwe zog über ihre Köpfe hinweg, dann schoss sie plötzlich nach unten und hackte mit dem Schnabel auf eine weggeworfene Chipstüte ein.
    Im nächsten Augenblick ereignete sich das Wunder. Bryony begann zu kichern. Max spürte, wie sie zitterte, wie die Muskeln in ihrem Rücken sich heftig spannten und erschlafften. Er fuhr mit dem Finger vom unteren Ende ihrer Wirbelsäule hoch bis zu ihrem Nacken. Noch immer bewölkte eine ernste Miene sein Gesicht.
    »Bryony, hast du Fieber? Ich finde das echt nicht komisch.« Mehr Tränen stiegen ihm in die Augen, und er biss sich auf die Unterlippe. Fest. Vielleicht waren Mädchen wie Bryony zu gut für ihn, überlegte er. Vielleicht war das ein Zeichen, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Hör auf deine innere Stimme, Max.
    Zur Antwort strich Bryony mit den Fingern über das blonde Haar auf seinen Beinen und hielt sich an seinem Schenkel fest, und sie konnte nicht aufhören zu lachen. Sie bebte regelrecht angesichts der Komik der Situation, sodass Max schon fürchtete, sie könnte eine Gehirnerschütterung haben. Eine große Träne quoll ihm aus einem Auge und fiel in ihr dunkelbraunes Haar.
    Sie sah hoch, den Mund wieder bedeckt, und ihr Gekicher drang hervor wie Bläschen zwischen den Fingern. »Weinst du etwa?«, fragte sie und lachte noch heftiger.
    Er wischte sich rasch die Augen mit dem Handrücken ab und setzte eine konzentrierte Miene auf.
    »Weinst du echt? «, kreischte sie und verlor völlig die Kontrolle. Max versuchte ernste Miene zu bewahren, und Bryony konnte nur daran denken, wie albern er aussah, dass sie aber sein Gesicht dennoch weiterhin anbetungswürdig fand. Sie betete noch immer den Boden unter seinen Füßen an, und das, obwohl er ihr gerade an ihrem ersten echten Rendezvous einen Vorderzahn mit einem Cricketball ausgeschlagen hatte.
    Er war absolut heiß.
    »Es tut mir so leid. Hör zu, ich fahre dich ins Krankenhaus und bezahle die beste Behandlung, die es gibt, Bryony. Ich bin einfach so ein Vollidiot«, sagte er mit dem Blick auf ihr Gesicht.
    »Na ja, Max, wir machen alle Fehler«, erwiderte sie. Ihr Lachen hörte auf, und ihre Augen waren plötzlich völlig ernst. Sie bedeckte noch immer ihren Mund, und ihre Worte waren etwas undeutlich.
    »Also bist du mir nicht böse?«
    Bryony gab einen lauten Seufzer von sich und strich ihm mit der freien Hand das Haar. Sie hatte ihn noch nie so verletzlich erlebt.
    »Nein, natürlich nicht. Du hast es doch nicht mit Absicht gemacht, oder? Ich finde es ziemlich komisch. Und es lässt sich wieder in Ordnung bringen.« Sie stand auf und suchte ihre Sachen zusammen.
    Sie hatte ein Maß an Verständnis und Versöhnlichkeit in ihrem Herzen, wie er es noch nie erlebt hatte. In diesem Moment wusste er, dass Bryony für ihn die Eine war, die Frau fürs Leben.

8
    »Er ist wirklich tot, oder, Mum?«

    Freitag, 13. März 2009
    Finsbury Park, Nord-London
    1.10 Uhr
    Der Türsummer dröhnte immer weiter. Er hörte nicht auf. Bryony lag in betäubtem Halbschlaf da und fragte sich, ob sie es nur träumte.
    Miep.
    Miep.
    Miiiiiiep.
    Vielleicht ist es an einer anderen Wohnung, dachte sie, während ihre langen Beine sich im Laken verhedderten. Das Geräusch schien immer lauter zu werden, drang in ihren komaartigen Schlummer und holte sie in die Wirklichkeit. Sie rollte sich herum und warf einen Blick auf den Radiowecker auf dem Nachttisch   – 01:10 in scharfem Neongrün. Ächzend sah sie die Zeit auch auf ihrem Handy nach. Richtig, zehn nach eins in der Nacht.
    Sie versuchte noch immer zu begreifen, was eigentlich vor sich ging   – sie schlief erst seit zwei Stunden. Doch als der Summer immer weitermachte, wurde ihr klar, dass es wahrscheinlich so weiterging, bis sie ganz wach war. Von unseren Freunden würde keiner um die Zeit bei uns klingeln, und dann so hartnäckig, dachte sie. Sie fragte sich, ob es ein Verrückter war, der in die Wohnung wollte. Als ihr dieser Gedanke kam, setzte siesich gerade auf und tastete nach der Lampe. Wieder überlegte sie, ob sie die Klingel einfach ignorieren sollte. Mit dem Finger fuhr sie über den kühlen Metallsockel, dann drückte sie auf den Schalter, und die Lampe tauchte den Raum in sanftes Licht. Ihre Augen brannten. Es gab so viele Verrückte in London   … Es hätte sie auch

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