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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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unangenehme Geruch der Dips das Wohnzimmer, daher ging Bryony an ihrer Besucherin vorbei, eilte an die Spüle und öffnete ein Fenster, dann warf sie die ranzige Sour Cream in den Mülleimer.
    Kate setzte sich aufs Sofa. Sie schnüffelte ein wenig, undBryony befürchtete, der faulige Geruch ihrer Niedergeschlagenheit wäre für eine frische, nicht vorbelastete Nase noch schlimmer als der Gestank der verdorbenen Dips.
    Kate ließ ihre Handtasche von der Schulter auf den Fußboden gleiten. »Ich nehme an, Sie haben gehört, wer beschuldigt wird   –«
    Bryony fuhr rasch herum und hob den Zeigefinger, den Mund offen vor Angst. »Bitte sagen Sie nicht mehr«, stieß sie hervor, kopfschüttelnd, ein entsetzliches Angstgefühl im Bauch. Muss ich es mir denn auf die Stirn tätowieren lassen?, fragte sie sich.
    Die junge Reporterin sah sie verwirrt an und verstummte.
    Bryony sah auf ihre Füße in den karierten Pantoffeln, die Max gehört hatten, und begriff, wie albern und vermutlich auch unhöflich sie mit dem erhobenen Finger wirken musste, doch das war ihr egal. »Es tut mir leid   … aber darüber möchte ich nicht sprechen. Ich möchte nur über Max reden.« Sie schlurfte näher und nahm auf dem Sessel gegenüber der Journalistin Platz, die angesichts der unerwartet verschärften Situation ein Verhalten an den Tag legte, das stark an eine Maus erinnerte.
    »Okay. Das ist gut. Ich verstehe Sie.« Kate strich sich eine Haarsträhne hinter ihr zierliches rechtes Ohr.
    Bryony fragte sich, ob diese Ohren wirklich bereit waren für das, was sie bald hören sollten.
    »Also   … beginnen wir mit Max’ Eckdaten«, sagte Kate, schlug das Notizbuch wieder auf, drückte den schwarzen Bic auf die Seite und begann zu schreiben, ehe Bryony etwas gesagt hatte.
    »Max Tooley hieß er   …«, begann Bryony.
    Kate schrieb den Namen in Großbuchstaben ans obere Ende der kleinen, linierten Seite, und Bryony fragte sich schon, ob sie weitermachen konnte.
    »Er war achtundzwanzig und arbeitete als Kameramann für verschiedene Sendungen und Sender. Keine Kinder. Keine Geschwister. Geboren in Cork, aber da hat es ihn nicht lange gehalten. Und, äh, er war mein Freund«, hatte Bryony gesagt und in der Kehle den vertrauten tiefen Schmerz gespürt.
    Bryony blickte vom Fenster des Cafés weg, während sie sich an das Gespräch mit der Journalistin erinnerte. Sie hielt den Kaffeebecher in der Hand und fragte sich, ob es überhaupt jemand bemerken würde, als eine Träne unter ihrer Sonnenbrille hervorrollte und ihr wie ein einzelner Regentropfen in den Schoß fiel.
    »Und wie haben Sie Max kennengelernt?«, hatte Kate gefragt und ein mattes Lächeln aufgesetzt, als bereite sie sich auf die eigentliche Geschichte vor. Ein positives Lächeln. Als wäre nicht alles verloren. Ein Ausdruck, der Bryony offenbar sagen sollte, dass sie wenigstens ihre Erinnerungen hatte, was besser war, als sie gar nicht erst erlebt zu haben. Die Journalistin beugte sich vor. Bryony konnte ihrem Blick nicht ausweichen. Ihre Hemmungen schienen dahingeschmolzen zu sein, und das ließ Bryonys Probleme in den Vordergrund rücken.
    »Na ja   … ich war einundzwanzig. Wir waren in einem Pub.« Sie lächelte versonnen und blickte auf den Couchtisch. »Er saß mir gegenüber und sagte zu mir, dass das Rauchen schädlich sei, dabei paffte er selbst eine Zigarette.« Als sie leise lachte, merkte sie, wie ihr wieder die Tränen kamen. Das Sprechen fiel ihr schwer mit einem dicken Kloß in der Kehle.
    »Okay   …«, sagte Kate beruhigend.
    »Ich wusste praktisch sofort, dass er jemand Besonderes war. Ich ging nach Hause und besprach es mit meiner damaligen Mitbewohnerin, aber sie wollte von ihm nichts hören.« Bryonylachte noch mehr, als sie sich an Eliza erinnerte, die mittlerweile eine begehrte Größe in der Schmuckdesignbranche war, ganz wie sie es sich immer gewünscht hatte.
    »Und wie kamen Sie zusammen?«, fragte Kate und hob zur Ermutigung leicht die Mundwinkel.
    »Ich habe ihn ein paar Wochen später im gleichen Pub wiedergesehen, und er hat mir ein großes Glas Bier aufs Kleid gekippt; aus Versehen natürlich. Ich fand es eigentlich gar nicht so schlimm, aber trotzdem hat er mir den Rest des Sommers Blumen in den Laden gebracht, wo ich arbeitete   …«
    Bilder traten ihr vor Augen: Rosen und Tulpen warteten an der Kasse darauf, dass Bryony sie mit in ihre Wohnung nahm, die nach ein paar Tagen aussah wie Kew Gardens. Es war so wundervoll gewesen. Bryony

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