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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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an seiner Nase zu spüren. Er vermisste es, wenn sie unter der Dusche sang. Er vermisste alles.
    »Bei dir alles okay?«, kam Marks Stimme durch die Badezimmertür. »Du bist jetzt schon ungefähr anderthalb Stunden da drin. Und wenn ich ehrlich sein soll, ich muss mal pinkeln.«
    Tom erhob sich schlagartig, und das Wasser um ihn schwappte wild. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es fast kalt war.
    Mark war alleinstehend und hatte eine Menge Humor. Seine Wohnung war Tom als ideale Zuflucht erschienen. Sie war ein Himmel für den abgewiesenen Mann mit ihrem 42-Zoll-Fernseher und genügend Computerspielen, um ein Amazon-Lagerhaus auszustatten. Der Unterschlupf lag an der Exmouth Market, hatte fünf Zimmer und war mit den besten Möbeln eingerichtet. Die Ecken der Wohnung, die nicht unter Frauenkleidern und Schminkartikeln verschwanden, waren minimalistisch gehalten und hatten Stil. Allerdings gab es ein Problem: Mark teilte sich die Wohnung mit drei Frauen, und das Sondieren und die traurigen Blicke einer Gruppe attraktiver junger Damen, die ihn insgeheim wahrscheinlich für einen Dreckskerl hielten, konnte Tom im Augenblick ganz und gar nicht brauchen.
    Das Einzige, was gar nicht in Marks Zuhause passte, war ein babyblauer Plastikbehälter in der Zimmerecke, aus dem gelegentlich ein Scharren kam. Ryan war Marks Hamster, ein winziges braunes Pelzknäuel, das von einer Exfreundin Marks nach Ryan Phillippe benannt worden war, dem düsteren Helden aus Eiskalte Engel. Tom begriff nicht, was der Schauspieler und der Hamster gemeinsam haben sollten, es sei denn das starke Verlangen, alles zu bespringen, was sich bewegte. Das verdammte Vieh hielt Tom nachts wach, indem es in seinem Rad rannte, während er auf Marks Luftmatratze am Boden lag und verzweifelt versuchte, das gleichmäßige Schnarchen seines Freundes auszublenden.
    Das launische, übergewichtige Tierchen war bei Mark zurückgeblieben, als seine Ex nach Amerika gegangen war, um dort das Highlife zu genießen. Tom hatte gerade überlegt, ob er das Rad aus der Box nehmen oder sogar den Käfig in den Garten »an die frische Luft« bringen sollte, als Mark an die Tür klopfte.
    »Ja, ja, tut mir leid, mir geht’s gut. Ich bin gleich fertig«, sagte Tom, stieg aus der Wanne und hinterließ eine Spur aus lauwarmem Wasser auf den Bodendielen.
    Schließlich kam er sauber und frisch gekleidet in die Küche, wo Mark ihn mit einem kühlen Bier erwartete.
    »Ich muss dich übrigens warnen   – die Weiber bleiben heute Abend hier. Sie haben sogar noch andere eingeladen.« Mark schien die Aussicht in Vorfreude zu versetzen.
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«, erwiderte Tom und trank einen langen Zug aus der Flasche.
    »Von wegen.« Mark hielt inne und sah Tom scharf an. Er hatte seinen Wutausbruch im Bad gehört und entschieden, dass er Tom ein paar Dinge klarmachen musste. »Hör mal, du möchtest doch die Sache ins Reine bringen, oder nicht? Falls ja, musst du dich schon ein bisschen mehr anstrengen, als hier nur rumzuschmollen   … Ja, du bist mein bester Freund, und natürlich bin ich auf deiner Seite, aber dir ist schon klar, dass du von Saraeine Menge verlangst, wenn du erwartest, dass sie jetzt einfach so zu dir zurückkommt, oder?«
    Tom seufzte. Damit hatte er gerechnet. »Ja, natürlich, das verstehe ich. Und ich bin deshalb auch total fertig. Aber sie blockt mich komplett ab, und ich kann es ihr noch nicht mal erklären. Das sieht Sara überhaupt nicht ähnlich. Wir haben sonst immer über alles reden können«, sagte er traurig.
    Mark zuckte mit den Schultern. Er hatte seinen Teil getan, fand er. »Okay. Du kannst dich übrigens nützlich machen.« Für dieses Thema konnte er sich offenbar sofort erwärmen. »Wir haben heute Abend nur die Küche. Die Mädels kommen bald, und es wird eine lange, harte Nacht. Vielleicht solltest du dir Ohrenstöpsel besorgen. Aber hol uns was zu essen, dann kannst du auch frische Luft schnappen.« Er holte einen Zwanzigpfundschein aus der Tasche und schob ihn Tom über den Küchentresen zu.
    »Okay, mach ich«, sagte Tom. Er nahm das Geld und steckte es in die Jeanstasche. Dann nahm er sein Handy, zog sich eine wetterfeste Jacke über und verließ das Haus. Im Stillen war er dankbar für die Gelegenheit zur Flucht.
    Die Wärme des Frühlingsanfangstages war zu einem Regen zusammengeschmolzen, der eher in die Tropen gehörte. Aus den Wolken über Tom fiel das Wasser wie in Fäden. Kaum war er allein, stieg ihm die in letzter Zeit

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