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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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hatte den Beweis vor sich gesehen; auf keinen Fall log er sich da wieder heraus.
    Sie bog um die Ecke in die Küche, blieb mit dem Bein an einem Rollwagen voller Gemüse hängen und fluchte leise.
    Und da war er. Ihr Ehemann jonglierte drei Orangen und versuchte unbefangen zu wirken. Als er Sara sah, ließ er allerdings eine Frucht fallen, und sie rollte unter einen Küchenschrank.
    Sara wusste sofort, dass niemand an die Orange denken würde, bis sie einige Wochen später auf eigenen Beinen und mit einem Bart im Gesicht wieder hervorkam.
    »Sara, hör mir bitte zu. Ich gebe zu, dass es übel aussieht, aber ich kann es erklären«, sagte Tom und legte die beiden anderen Orangen vorsichtig auf die Edelstahlspüle, neben der er stand.
    Sara kniff die Augen zusammen. »Es sieht übel aus? Willst du mich auf den Arm nehmen?« In ihrer Brust spürte sie, wie die Hitze aufstieg. In der Küche war es auch so schon heiß; fünf Steaks brutzelten über leckenden Flammen, und tausendundeine Soße blubberte in riesigen Pfannen.
    Tom schien die Sache längst nicht so ernst zu nehmen, wie er sollte.
    »Sara, ich verabrede mich nicht mit Frauen von dieser Site. Ich antworte ihnen nicht einmal   … es   … es   …« Tom begann zu stottern. Ein abwesender Ausdruck trat in sein Gesicht, als er zu erklären versuchte. Er zog die Brauen hoch, und er legte die Stirn in Falten, während sein dichtes braunes Haar an seiner Stirn klebte, wo er ebenfalls zu schwitzen begann.
    »Ach, hör doch auf, Tom!«, schrie Sarah. Sie verschränkte wütend die Arme und kreuzte gleichzeitig die Füße. Sie musste sich an eine Arbeitsfläche stützen. »Du hast ganz offensichtlich eine Affäre oder vögelst rum, was weiß ich!«
    Tom sah einen Augenblick lang so aus, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden wie eine Tischdecke unter dem Geschirr. Er verzog das Gesicht, als wollte er sprechen, obwohl sein Mund mit Wattebäuschen vollgestopft war.
    Alles, was Sara vor sich sah, war ein sprachloser, schuldbewusster Mann.
    »Ich betrüge dich nicht, Sara   …«, sagte Tom. Er blinzelte und lehnte sich an das Knoblauchgestell.
    »Tom, das ist nichts, was du wegerklären könntest! Oder dich herauswinden!«, fuhr Sara ihn an und machte einen Schritt auf ihn zu.
    Tom warf einen Blick nach rechts, wo eine Batterie von Messern an einer Magnethalterung hing. Ihr scharfes Metall funkelte.
    »Nein, warte bitte, Sara, hör mir zu! Hier ist nicht die richtige Umgebung   – ich möchte mich mit dir irgendwo hinsetzen und dir die ganze Geschichte erzählen. Wenn du mir ein bisschen Zeit gibst, um es zu erklären, dann wirst du sehen, dass es nicht annähernd so schlimm ist, wie es aussieht!«
    Doch zum Zuhören war Sara nicht mehr bereit. »Du verabredest dich mit anderen Frauen, Tom, insgeheim, hinter meinem Rücken. Ich habe dich erwischt!« Sie streckte die Hand nach ihm aus und setzte ihm anklagend einen Finger auf das Brustbein.
    »Das stimmt nicht!«, rief er. Sara zog ein gequältes Gesicht und legte ihren Finger auf die Lippen, hoffte, dass wenigstens die Gäste nichts von dem ausgewachsenen Streit in der Küche des Restaurants mitbekamen.
    Carlos empfand offensichtlich das Gleiche. »Haltet jetzt den Mund, ihr beide. Wir versuchen hier zu arbeiten!«, rief er und warf eine Aubergine in ihre Richtung. Sie traf Tom am Arm, dann fiel sie mit einem leisen Schlag auf den Boden.
    »Verschwinde, Tom. Auf der Stelle. Ich komme nicht nach Hause«, sagte Sara, schob ihn resolut zur Hintertür hinaus, in den kühlen Abend zwischen die Mülltonnen und die Mäuse.

12
    »Mit Sahne?«

    Mittwoch, 1. April 2009
    Angel, Nord-London
    13 Uhr
    Bryony wusste nicht, warum sie es sich angewöhnt hatte, so oft in das Café zu gehen.
    Mit ihrem Zorn über Max’ Tod war sie fast gar nicht klargekommen. Sie hatte viel zu lange in ihrem Bett geweint, war vor zu vielen Freundinnen aus der Haut gefahren und hatte sich von den meisten Menschen um sich distanziert, indem sie zuließ, dass eine unkontrollierbare und ohnmächtige Wut von ihr Besitz ergriff.
    Ihre Überlegung war, dass sie, wenn sie an einen öffentlichen Ort ging wie das Café am Chapel Market, nahe genug an ihrem Zuhause wäre, um sich rasch dorthin zurückziehen zu können, falls sie einen Zusammenbruch nahen spürte, aber weit genug weg, um das Geräusch des Schusses von sich fernzuhalten. Sie konnte dort nicht herumsitzen und weinen, bis ihr die Lunge schmerzte. Sie konnte nicht im Bett

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