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Ein Tag ohne Zufall

Ein Tag ohne Zufall

Titel: Ein Tag ohne Zufall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearson Mary E.
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begabtes Mädchen – sogar Schmetterlinge kann sie verzaubern.«
    »Heißt das etwa, dass ich dich verzaubert habe?«
    »Jetzt übertreib mal nicht gleich.« Er rutscht auf dem Zaun herum. »Höchstens ein kleines bisschen.«
    »Bitte schön.« Ich strecke wieder die Hand aus, und der Schmetterling klettert von meinem Finger auf Seths Finger.
    »Wirklich einzigartig!«, sagt er, schaut dabei aber mich an, nicht den Schmetterling.
    »Ein Glück, was?«
    Er lächelt. Ich schaue weg, da fliegt noch ein Schmetterling an meinem Gesicht vorbei und dann noch einer. Schon umflattert uns ein ganzer Schwarm wie eine orangefarbene Wolke. Seth lacht. Ich auch.
    »Anscheinend ist grade Schmetterlingswanderung. Aidan wüsste bestimmt sofort …«
    »Lass mal«, unterbricht mich Seth und setzt leise hinzu: »Man muss nicht immer alles erklären.«
    Wir werden wie Glasstückchen in einem Kaleidoskop aus Flügeln und aufleuchtenden Farbtupfen umhergewirbelt, das Ganze erklären zu wollen ist auf einmal so überflüssig wie der Versuch, die Sterne zählen zu wollen, und ich komme zu dem Schluss, dass auch Seth ab und zu recht hat.

26
    Der Bootsverleiher hat freundliche Augen. Das fällt mir als Erstes an ihm auf. Und als Seth ihn fragt, ob er für Lucky auch eine Schwimmweste hat, verdreht der alte Mann nicht die Augen, sondern kneift sie nur belustigt zusammen und antwortet: »Ich pass gern so lange auf euren Kleinen auf.«
    Seth schaut mich an, und ich nicke.
    »Nett von Ihnen, vielen Dank. Und Sie passen wirklich gut auf ihn auf?«
    »Wir kommen bestimmt prima miteinander klar, keine Sorge.« Seth gibt dem Alten die Leine und sein Ticket. Ich sehe zu, wie ihm auch Mira und Aidan ihre Karten geben. Als ich ihm meine hinstrecke, hält er kurz inne und mustert mich mit seinen blauen Augen, dann wendet er den Blick ab. Er winkt mich durch, ohne die Karte entgegenzunehmen. Ein Schauer rieselt mir den Rücken herunter. Seine Augen kommen mir bekannt vor. Ob er mich kennt? Oder womöglich sogar meine Eltern?
    »Ich habe genau das richtige Boot für euch«, verkündet der Alte jetzt. »Die Karten gelten eine Stunde, aber ich nehm es da nicht so genau. Schon gar nicht, wo die Saison Ende der Woche sowieso um ist und wir schließen. Lasst euch so viel Zeit, wie ihr braucht.« Seth und ich wechseln einen verwunderten Blick. Wie war das gemeint? Der Alte geht uns ans Ende des Stegs voran. »Viel Spaß. Kommt den Schwänen nicht zu nah, die Viecher können biestig werden, wenn sie sich bedroht fühlen.« Dann fragt er ganz beiläufig: »Kann eigentlich einer von euch rudern?«
    »Ich!«, kommt es von Mira. Es stimmt, sie ist von uns vieren die Einzige, die schon mal gerudert hat, allerdings habe ich ernste Zweifel an ihren Fähigkeiten. Als Mira und Aidan vom Springbrunnen zurückgekommen sind, wollten sie unbedingt ein Boot leihen. Mit dem Wechselgeld von den Hotdogs hatten sie sogar schon die Karten gekauft. Mira brachte mir auch meine neuen Schuhe mit, die ich auf der Wiese vergessen hatte. Als ich die Schuhe anzog, war ich sofort wieder ganz hingerissen. Ich kam mir blöd vor – nicht, weil ich die Schuhe liegen gelassen hatte, sondern weil ich sie so gern mochte.
    »Dann steigt mal ein. Ich stoß euch ab.« Der Alte zeigt auf ein rotes Boot mit der goldenen Aufschrift:
Courage.
Mut können wir gebrauchen, wenn Mira uns rudert.
    »Was meinen Sie, ob’s wohl rauen Seegang gibt?«, witzelt Aidan.
    »Das musst du mit der Dame am Ruder absprechen.« Der Alte zwinkert Mira zu.
    Mira salutiert kichernd. Aidan steigt als Erster ein und bietet ihr die Hand. Auweia. Hoffentlich kommt Seth nicht auf komische Ideen. So eine Bootsfahrt kann ganz schön kompliziert werden. Mira und Aidan nehmen im Heck Platz, Mira auf der Ruderbank, Aidan gegenüber. Bleibt nur noch eine Bank für Seth und mich. Eine ziemlich kurze Bank. Seth steigt ein und dreht sich unschlüssig nach mir um.
    »Setz dich hin«, sage ich, damit er mir gar nicht erst die Hand hinhält. »Mit Ballast an Bord liegt das Boot ruhiger im Wasser, und ich plumpse nicht rein.«
    »Aye, aye, Käpt’n.« Seth pflanzt sich mitten auf die freie Bank. Und wo soll ich sitzen, bitte schön? Grinst er etwa schadenfroh? Mira und Aidan sind mir auch keine Hilfe. Die beiden sind viel zu sehr miteinander beschäftigt.
    »Rutsch mal. Sonst muss ich mich auf deinen Schoß setzen.«
    »Vergiss es. Zu viel Ballast.«
    Ich zwänge mich neben ihn. Unsere Arme und Oberschenkel berühren sich. Aber jetzt,

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