Ein Tag wie ein Leben
Großprojekt in Angriff zu nehmen, und er teilte mir mit, er habe die Pflanzen, die ich in der Gärtnerei bestellt hatte, bereits auf seine Lastwagen gepackt. Er übernahm auch bereitwillig die Aufgabe, mit seinen Angestellten die überflüssigen Möbelstücke aus dem Haus zu tragen. Schließlich arrangierte ich noch das Musikprogramm für die Hochzeit und für den
Empfang. Das Klavier sollte ebenfalls am Donnerstag im Laufe des
Tages gestimmt werden.
Es war gar nicht so schwierig, wie man annehmen mochte, zu erreichen, dass alles rasch erledigt wurde. Erstens kannte ich die meisten
Leute, mit denen ich verhandelte, und zweitens organisierte ich so
etwas nicht das erste Mal. In vielerlei Hinsicht erinnerte mich dieser
Wirbel von Aktivitäten daran, wie wir das erste Haus herrichteten,
das Jane und ich uns nach der Hochzeit gekauft hatten. Es war ein
altes Reihenhaus, das ziemlich heruntergekommen war und gründlich renoviert werden musste - sonst hätten wir es uns damals gar
nicht leisten können. Wir machten vieles selbst, kamen aber doch
recht schnell an den Punkt, an dem wir das Fachwissen von Zimmerleuten, Klempnern und Elektrikern brauchten.
Als wir uns das Ehegelöbnis gaben, hatten wir beide noch nie mit
jemandem geschlafen. Ich war sechsundzwanzig, Jane dreiundzwanzig. Wir lehrten uns gegenseitig die Kunst der Liebe, unschuldig und
doch voller Leidenschaft, und so lernten wir nach und nach, einander
Lust und Befriedigung zu schenken. Dabei spielte es keine Rolle, wie
müde wir waren - es verging kaum ein Abend, an dem wir das Gelernte nicht praktizierten.
Über Verhütung machten wir uns keine Gedanken. Ich erwartete,
dass Jane sofort schwanger werden würde, und legte deswegen sogar
noch zusätzlich etwas auf die hohe Kante. Doch Jane wurde nicht
schwanger, weder im ersten Monat unserer Ehe noch im zweiten
oder dritten.
Nach einem halben Jahr bat sie Allie um Rat, und als ich am Abend
nach Hause kam, teilte sie mir mit, wir müssten reden. Wieder saß
ich neben ihr auf dem Sofa, als sie mir eröffnete, sie müsse mich
wieder einmal um etwas bitten. Diesmal ging es nicht um einen
Kirchgang. Nein, sie wollte, dass ich mit ihr bete - und das tat ich
auch. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass es genau das Richtige
war. Von da an beteten wir regelmäßig miteinander, und mit der Zeit
begann ich, mich darauf zu freuen. Einige Monate vergingen, und
Jane war immer noch nicht schwanger. Ob sie je ernsthaft befürchtete, sie könne vielleicht gar keine Kinder bekommen, weiß ich nicht,
aber der Gedanke war natürlich nicht ganz von der Hand zu weisen,
und auch ich fing an, mir quälende Fragen zu stellen. Inzwischen war
es nur noch ein Monat bis zu unserem ersten Hochzeitstag.
Zwar hatte ich ursprünglich geplant, bei mehreren Firmen einen
Kostenvoranschlag für die noch ausstehenden Arbeiten an unserem
Haus einzuholen, aber ich spürte, dass dieses Verfahren für Jane eine
zusätzlich Belastung sein würde. Unsere winzige Wohnung war viel
zu eng für uns, und die Begeisterung für die Renovierungsarbeiten
hatte erheblich nachgelassen. Heimlich setzte ich mir das Ziel, dafür
zu sorgen, dass wir noch vor unserem ersten Jahrestag in unser neues
Haus ziehen konnten.
Mit diesem Ziel vor Augen tat ich das Gleiche, was ich jetzt, dreißig Jahre später, wieder tat: Ich hängte mich ans Telefon, bat Leute,
die ich kannte, um einen Gefallen und leitete alles Notwendige in die
Wege, um sicherzustellen, dass die Arbeiten termingerecht abgeschlossen wurden. Ich heuerte Handwerker an, ging in meiner Mittagspause und nach Dienstschluss zum Haus, um die Fortschritte zu
überwachen, und musste natürlich letzten Endes sehr viel mehr bezahlen, als ich ursprünglich angesetzt hatte. Aber ich staunte jeden
Tag, in welchem Tempo das Haus nun Gestalt annahm. Die Handwerker gaben sich sozusagen die Klinke in die Hand - Fußböden
wurden verlegt, Schränke eingebaut, Waschbecken angeschraubt,
Leitungen verlegt, Steckdosen angebracht, Tapeten geklebt. Und
unser Jahrestag rückte unaufhaltsam näher.
In der letzten Woche vor unserem Hochzeitstag legte ich mir immer
neue Ausreden zurecht, um Jane von unserem Haus fern zu halten.
Ich wollte ihr eine Überraschung bereiten, die sie nie vergessen würde.
»Ach, eigentlich ist es überflüssig, heute Abend noch zum Haus zu
gehen«, sagte ich beispielsweise zu ihr. »Ich habe vorhin kurz vorbeigeschaut, aber es waren gar keine Handwerker da.«
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