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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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ich muss zugeben, dass ich meinerseits Teile meines
Tagesablaufs vor ihr verheimlichte. Ich konnte mich nicht erinnern,
wann Jane und ich das letzte Mal über etwas gesprochen hatten, was
außerhalb der eingespielten Routine lag.
Aber zwei Wochen nach dem vergessenen Hochzeitstag geschah
genau dies: Jane begann ein Gespräch über ein ungewohntes Thema.
»Wilson - wir müssen reden«, sagte sie.
Ich schaute sie erstaunt an. Eine Flasche Wein stand zwischen uns
auf dem Tisch, wir waren fast fertig mit dem Essen.
»Ja?«
»Ich habe nachgedacht - ich glaube, ich fände es schön, mal wieder
nach New York zu fahren und Joseph zu besuchen.«
»Wollte er denn nicht über die Feiertage hierher kommen?«
»Thanksgiving ist erst in gut zwei Monaten. Und weil er im Sommer gar nicht nach Hause kommen konnte, wäre es doch nicht
schlecht, zur Abwechslung einmal zu ihm zu fahren.«
Jane hatte Recht. Ein Tapetenwechsel würde uns sicher gut tun.
Vielleicht stand diese Überlegung ja hinter ihrem Vorschlag. Lächelnd griff ich zu meinem Weinglas. »Gute Idee«, pflichtete ich ihr
bei. »Wir waren schon ewig nicht mehr in New York - ich glaube,
kein einziges Mal, seit wir hierher gezogen sind.«
Jane lächelte ebenfalls, doch dann schlug sie die Augen nieder und
starrte auf ihren fast leeren Teller. »Aber da ist noch etwas.«
»Und das wäre?«
»Tja, also - du bist mit deiner Arbeit immer so eingespannt, und ich
weiß ja aus Erfahrung, wie schwierig es für dich ist, dich loszueisen…«
»Ich denke, ein paar Tage könnte ich mir schon freinehmen«, sagte
ich. In Gedanken ging ich bereits meinen Terminkalender durch.
Klar, einfach würde es nicht werden, aber es schien mir durchaus
machbar. »Wann möchtest du fahren?«
»Das ist es ja eben…«
»Was meinst du?« Ich merkte, dass sie nicht so richtig mit der
Sprache herauswollte, und versuchte, ihr zu helfen.
»Wilson, bitte, lass mich doch mal ausreden!« Sie bemühte sich gar
nicht, den genervten Unterton in ihrer Stimme zu verbergen. »Was
ich sagen wollte - ich glaube, ich würde gern allein fahren.«
Ich war sprachlos.
»Damit bist du nicht einverstanden, stimmt’s?«, fragte sie.
»Doch, doch«, entgegnete ich hastig. »Weshalb sollte ich nicht einverstanden sein, dass du unseren Sohn besuchst?« Um meine Gelassenheit zu unterstreichen, schnitt ich mir noch ein Stück Fleisch ab.
»Wann möchtest du denn fliegen?«
»Nächste Woche. Donnerstag«, antwortete sie.
»Donnerstag?«
»Ja, ich habe schon ein Ticket.«
Sie hatte zwar noch nicht aufgegessen, erhob sich aber trotzdem
und ging in die Küche. Da sie meinem Blick so konsequent auswich,
vermutete ich, dass sie noch etwas auf dem Herzen hatte, was sie
nicht über die Lippen brachte. Ich blieb allein am Tisch sitzen. Vermutlich stand sie jetzt an der Spüle und wartete.
»Klingt gut!«, rief ich in der Hoffnung, dass sich meine Stimme ruhig und freundlich anhörte. »Joseph freut sich bestimmt. Vielleicht
könnt ihr ja in ein Musical gehen oder so etwas.«
»Ja, vielleicht«, erwiderte Jane. »Es hängt von seinen Terminen
ab.«
Als ich das Wasser laufen hörte, stand ich ebenfalls auf und trug
mein Geschirr in die Küche. Jane schwieg.
»Das wird garantiert ein schönes Wochenende«, sagte ich.
Sie nahm mir meinen Teller ab und hielt ihn unter das laufende
Wasser.
»Ach, übrigens…«, begann sie - und verstummte wieder.
»Ja?«
»Ich wollte ein bisschen länger als nur übers Wochenende bleiben.«
Ich spürte, wie sich bei diesen Worten meine Schultern verkrampften. »Wie lange denn?«
Sie stellte meinen Teller weg.
»Zwei Wochen«, antwortete sie.
Nein, ich schob keineswegs Jane die Schuld in die Schuhe. Mir war
klar, dass es eher an mir lag als an ihr, obwohl ich noch nicht konsequent analysiert hatte, warum alles so lief, wie es lief. Ich wusste
genau, dass ich nicht in allen Punkten den Erwartungen meiner Frau
entsprach - das war von Anfang an so gewesen. Zum Beispiel hätte
sie mich gern ein bisschen romantischer gehabt. Ihr wäre es lieb gewesen, wenn ich mich ihr gegenüber so verhalten hätte wie ihr Vater
gegenüber ihrer Mutter. Ihr Vater gehörte zu den Männern, die nach
dem Abendessen gern mit ihrer Frau auf dem Sofa sitzen und Händchen halten. Auf dem Heimweg von der Arbeit hatte er oft spontan
einen Strauß Wiesenblumen für Allie gepflückt. Schon als Kind hatte
Jane die zärtliche Beziehung zwischen ihren Eltern als Vorbild empfunden.
Ich habe mehr als einmal

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