Ein talentierter Lügner (Romeo & Julian) (German Edition)
die richtige Mischung aus ungezwungener Eleganz und rauer Männlichkeit getrimmt. Wie üblich funkelten seine strahlend blauen Augen frech. Erst als er näher kam konnte Julian eine gewisse Zurückhaltung in ihnen erkennen, die er dort vorher nicht gesehen hatte.
„Guten Morgen“, sagte Romeo.
Das alles macht ihm überhaupt nichts aus , dachte Julian.
Er murmelte irgendeine Antwort als Romeo an ihm vorbeiging, dann fragte er „Du warst also schon bei Baxter?“ Die Worte hatten seinen Mund verlassen , bevor er sie aufhalten konnte. Eigentlich hatte er das Thema erst später anschneiden wollen.
„Mm-hm.“
„Da musst du ja schon ziemlich lange hier sein. Barnes hat dich nicht hereinkommen gesehen, und er ist normalerweise der Erste auf dieser Etage.“
„Ach, naja, ich bin halt früh aufgestanden.“ Romeo ignorierte den Besucherstuhl und setzte sich auf die Kante von Julians Schreibtisch. Er grinste verschmitzt aber dennoch sexy. „Um die Zeit, die ich gestern versäumt habe wieder gutzumachen.“
Julian versuchte zu ignorieren, wie sich der Stoff des dunkelgrauen Anzugs über Romeos muskulöse Oberschenkel spannte. Er räusperte sich. „Oh. Schön. Ich bin froh, dass du deinen, ähem, Job so ernst nimmst. Deswegen wollte ich auch mit dir sprechen.“ Musste er das wirklich so betonen? Romeo sah nicht aus als erwarte er etwas anderes. Jedenfalls sicherlich keine tränenreiche Wiedervereinigung.
Die Augenbrauen leicht angehoben, saß er da und schaute sich an Julians Arbeitsplatz um. Dann streckte er die Hand nach der Stiftebox aus und untersuchte sie neugierig.
„Was kam denn bei deinen Nachforschungen gestern raus? “ fragte Julian. „Irgendwelche Ergebnisse, die von Interesse sein könnten?“
Romeo verzog ein bisschen das Gesicht, hörte aber nicht auf in der Sammlung aus Kulis, Bleistiften , Textmarkern und verschiedenen Büromaterialien zu kramen die Julian in der kleinen Metallbox aufbewahrte. „Noch nicht. Ich warte zwar noch auf Antworten von ein paar Leuten, aber es sieht so aus als sei derzeit niemand daran interessiert, Monets Lilien zu pflücken.“
„Was unsere Theorie bestätigt , dass Townsend es wenn überhaupt nur mit Verlust verkaufen kann. Also könnte er an einem Diebstahl Interesse gehabt haben, stimmt’s?“
„Äh, ja“, stimmte Romeo zu. Er nickte geistesabwesend während er einen ausgetrockneten Filzstift inspizierte. „Finanziell gesehen wäre er damit besser dran.“
„Fantastisch. Naja, in dem Fall sollten wir wohl Mr. Townsend mal fragen was er zu unserer Theorie zu sagen hat. Er kommt morgen zu einer kleinen Unterhaltung vorbei.“ Julian streckte die Hand aus, schnappte sich den Stift und legte ihn zurück in die Dose.
Romeo nahm einen alten Bleistift und kratzte mit dem Fingernagel über die abgebrochene Spitze. „Warum so spät?“
„Weil der arme Mann unglaublich wichtig und deshalb auch unglaublich beschäftigt ist. Was dachtest du denn?“ antwortete Julian und griff nach dem Bleistift.
Romeo hielt in der Bewegung inne, die Hände leicht erhoben und mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen. „Okay. Willst du mich dabei haben?“
„Oh, auf jeden Fall. Es gibt da aber noch etwas , das ich von dir will.“ Julian öffnete eine Schublade, legte die Stiftebox hinein und schloss sie wieder.
Ein Schatten huschte über Romeos Gesicht. „Was denn?“
„Naja, du hast behauptet, du seist imstande eine qualitativ hochwertige Fälschung eines Monets anzufertigen. Kannst du auch eine von schlechter Qualität machen?“
Romeo starrte ihn entgeistert an. „Warum sollte ich das denn tun?“
„Weil ich sein Gesicht sehen will wenn ihm klar wird , dass er eine Fälschung besitzt, die leicht als solche zu erkennen ist. Nachdem was du sagtest müsste er doch eigentlich eine Begutachtung des Bildes verlangen wenn er es zurückbekommt, richtig?“
„Richtig.“ Romeo legte den Kopf zur Seite. „Wenn er nicht auf einer genauen Untersuchung besteht, dann weil er befürchten muss dass es als Fälschung erkannt wird.“
„Genau. Von der Versicherung wird er jetzt sowieso nichts bekommen, aber wenn er offiziell noch immer im Besitz des Originals ist, versucht er vielleicht später noch einmal es zu Geld zu machen.“
„Sprich, es erneut stehlen lassen“, übersetzte Romeo mit verschlagenem Grinsen.
„Mm-hmm. Selbst Keener deutete an dass es nochmal jemand versuchen könnte nachdem er ja gescheitert ist.“
„Gute Idee. Und hier ist noch eine.
Weitere Kostenlose Bücher