Ein talentierter Lügner (Romeo & Julian) (German Edition)
vermeiden—was ich Ihnen jetzt erzähle darf diesen Raum auf keinen Fall verlassen, verstanden?“
„Ja, Sir. Das wird es nicht.“
„Ich weiß.“ Julian atmete tief durch und räusperte sich. „Ich habe einen anonymen Hinweis bekommen. Es sieht ganz so aus als würde unser lieber Mr. Moore etwas planen.“
„ Etwas , Sir?“
Julian spitzte die Lippen. „Ja. Etwas.“
„Ich verstehe. Und was soll ich in Bezug darauf unternehmen?“
„Nichts. Behalten Sie ihn einfach im Auge.“
„ Natürlich. Soll ich ihn im Auge behalten oder…?“
„Kein oder . Beobachten Sie ihn nur. Überwachen Sie ihn. Beziehen Sie Stellung vor seinem Haus und folgen Sie ihm wenn er es verlässt. Erzählen Sie niemandem aus dem Team davon und geben Sie sich ihm nicht zu erkennen, egal was passiert. Aber rufen Sie mich auf jeden Fall an, wenn er irgendwas Außergewöhnliches unternimmt.“
Barnes rutschte auf seinem Stuhl herum und schlug die Beine übereinander, den Blick auf seine Schuhe gerichtet.
„ Was ist los, Agent Barnes? Irgendwelche Bedenken?“
Barnes schnaufte und sah Julian an. „Sir, sind Sie sicher?“
„Das bin ich, Barnes. Absolut. Und ich übernehme die volle Verantwortung für diesen Einsatz.“
„Da ist was Persönliches zwischen Ihnen beiden, stimmt's?“ Barnes’ Blick war offen und aufrichtig und, zu Julians Verlegenheit lag so etwas wie Mitleid in seinen Augen. „Sir… Es gehört sich vielleicht nicht, aber… Ich bin hier, wenn Sie reden wollen. Über ihn, meine ich.“
Julian nickte und schluckte. Ihm saß ein dicker Kloß im Hals. Er muss mich für einen Narren halten. Und ich muss ein Narr sein, wenn meine eigenen Agenten mich bemitleiden. Vielleicht war er tatsächlich ein Narr, und vielleicht war es an der Zeit mit jemandem über das zu reden, was ihn zum Narren machte.
In den langen Minuten die folgten hörte Barnes aufmerksam zu . Julian entging nicht wie zufrieden er dabei aussah. Das war nur natürlich. Er gehörte schließlich nicht zu Romeos größten Bewunderern. Genau aus diesem Grund hatte Julian beschlossen, ihn ins Vertrauen zu ziehen. Seine Immunität gegenüber Romeos Charme machte Barnes zum perfekten Mann für die Aufgabe und als er Julian zuhörte stellte er erneut seine Professionalität unter Beweis. Trotz seiner leichten aber verständlichen Schwäche der persönlichen Abneigung mal abgesehen, war er imstande den Fall mit gebührendem Respekt zu behandeln. Er zuckte auch kaum mit der Wimper als Julian andeutete, dass er Romeo wesentlich näher gekommen war als die Bestimmungen des FBI es für angemessen befanden.
Kapitel 8
Das Gebäude, das Julian unter der gesuchten Adresse fand, war überhaupt nicht so wie er es sich vorgestellt hatte. Es war schwer zu sagen wie er sich das Heim von jemandem wie Romeo vorstellte, aber eine gepflegte, zweigeschossige Stadtvilla mit adrettem Vorgarten und blumengeschmückten Fenstern belegte keinen der vorderen Plätze auf der Liste seiner Vermutungen.
Etwas verunsichert überprüfte er die Adresse mehrfach, doch es blieb dabei. Als er auf das Haus zuging, fragte er sich welchen Namen er wohl auf dem Türschild vorfinden würde. Zu seiner Enttäuschung stand dort gar keiner. Er drückte dennoch auf die Klingel, mit gemischten Gefühlen. Höchstwahrscheinlich wäre Romeo sauer auf ihn weil er sich aufdrängte, aber Julian wollte wissen wie gut der angeblich brillante Fälscher wirklich war.
„Ja?“ Eine sanfte, nicht mehr ganz junge Stimme riss Julian zurück in die Gegenwart und zu seiner Überraschung stand er einer älteren Dame gegenüber. Die Zeit war sehr freundlich zu ihr gewesen und obwohl sie bereits über siebzig sein musste, besaß sie die zarten Gesichtszüge und strahlende Haut einer wesentlich jüngeren Frau.
„Oh, äh, bitte entschuldigen Sie. Ich habe anscheinend die falsche Adresse. Ich bin Special Agent Julian Harris vom FBI.“ Julian unterdrückte den Reflex nach seiner Marke zu greifen. Dies war keine offizielle Angelegenheit. „Sie kennen nicht zufällig einen Paris Moore, oder? Hat er hier vielleicht früher einmal gewohnt, oder…“
Er verstummte als die Frau wohlwollend lächelte und nickte. „Ach ja, Julian“, sagte sie. „Er sagte Sie würden vielleicht eines Tages hier vorbeikommen. Bitte, treten Sie doch ein. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee? Tee? Ich habe da einen entzückenden, selbstgemachten Zitronenkuchen.“ Sie ging einen Schritt zurück und öffnete ihm die Tür mit
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