Ein talentierter Lügner (Romeo & Julian) (German Edition)
Kannst du die Versicherung anrufen und sie dazu bringen , dir Kopien der Fotos zu schicken, die sie von den Rändern der Leinwand gemacht haben?“
„Von was?“
„Von den Rändern der Leinwand. Sie machen Fotos davon weil sich das Gemälde normalerweise in einem Rahmen befindet, und so niemand je die Ränder zu sehen bekommt.“
„Wofür brauchen wir die?“
„Ganz einfach. Wenn die Kopie zu exakt ist, hat unser Fälscher vom Original abgemalt.“
„Oh, diese Legende von den Rändern ist also wahr?“
„Allerdings.“
„Hmm. Wir wissen aber doch schon, dass Goldstein direkt vom Original kopiert hat.“
Romeo fummelte an seinen Manschettenknöpfen herum und nickte. „Ich weiß. Es ist nur… Ich würde Jacob wirklich gerne aus der Sache raus halten. Die Ränder würden dir ausreichend Beweis geben dass Townsend das echte Gemälde herausgegeben hat um es kopieren zu lassen, auch ohne die Aussage des Fälschers.“
„Ohne die Identität des Fälschers zu verraten, meinst du“, folgerte Julian. Romeo hielt seinem Blick stand und senkte den Kopf ganz leicht.
Julian stieß ein Seufzen aus. „Ich weiß nicht so recht. Wenn—“
„Komm schon, Jules. Es gibt keinen Grund, Jake wegen dieser Geschichte fertig zu machen. Sollte das Verfahren ohne ihn aussichtslos sein, kannst du ihn immer noch zu einer Aussage antreten lassen. Aber nicht…nicht wenn es sich vermeiden lässt.“ Er sah Julian durch seine lächerlich langen Wimpern an und fügte ernsthaft hinzu „Bitte, Jules. Er ist ein guter Mann. Tu ihm das nicht an.“
Julian versuchte dem Flehen aus diesen wunderschönen Augen zu widerstehen. Er versuchte sich nicht daran zu erinnern wie Romeo sie in Momenten äußerster Erregung schloss. Er senkte den Blick. „Na gut. Wir versuchen es auf deine Art. Aber wenn das nicht funktioniert, sollte Goldstein sich lieber nicht auf eine Befragung einlassen, es sei denn er hat uns etwas sehr gutes zu erzählen—etwas womit ich Baxter überzeugen kann, ihm einen Deal anzubieten. Haben wir uns verstanden?“
„Ja.“ Romeos Mundwinkel hoben sich in seinem unwiderstehlichen, geheimnisvollen Lächeln. „Danke, Jules. Das meine ich ernst.“
„Keine Ursache.“ Julian fixierte ihn mit strengem Blick. „Was ist mit dem Monet? Kriegst du das hin?“
„Das sagte ich doch bereits, oder nicht?“
„Bis morgen Nachmittag?“ fragte Julian, skeptisch. Er hatte das Bild gesehen—natürlich nicht das echte Gemälde, aber die Fälschung—und die sah nicht aus als könne man sie innerhalb von nicht einmal vierundzwanzig Stunden anfertigen. Auch nicht innerhalb einer Woche oder eines Monats.
Romeo zuckte nicht mal mit der Wimper. „Wenn du es dann brauchst, bekommst du es auch dann“, antwortete er und sah auf seine Uhr.
Julian versuchte nicht darüber nachzudenken wie er sich eine Armbanduhr leisten konnte , die Julian selbst nur einmal als Beweisstück in einem Fall von Markenfälschung zu sehen bekommen hatte.
„Es würde natürlich enorm helfen wenn ich hier nicht bis zum offiziellen Büroschluss herumhängen müsste“, fügte Romeo hinzu.
„ Schon gut, ich verstehe. Das wäre dann sowieso alles. Was mich betrifft, kannst du gehen.“
„Prima. Wir sehen uns dann morgen.“ Romeo stand auf und ging zur Tür. „Wann kommt Townsend?“
„Halb drei.“
„Ich werde um zwei hier sein.“
Romeo hatte den Raum verlassen bevor Julian noch etwas anderes sagen konnte. Auch gut. Er hätte Romeo gerne in seiner Nähe gehabt, oder besser unter seiner eigenen Aufsicht. Wenigstens hatte der Mann jetzt eine Aufgabe, die ihn mit Sicherheit für den größten Teil der Zeit, die er jetzt angeblich zu Hause verbrachte, beschäftigen würde. Wahrscheinlich war es ganz gut wenn er sich darauf verlassen konnte dass Romeo zu Hause zu tun hatte.
Er wartete einige Minuten bevor er aufstand und zur Tür ging wo er sich vergewisserte dass Romeos Arbeitsplatz verlassen war, der Monitor seines Computers nur schwarze Leere anzeigte und der Mann selbst nirgends zu sehen war.
„Agent Barnes“, rief er. „Ich würde Sie gerne mal einen Moment sprechen, bitte.“
Dünne Sorgenfalten furchten Barnes’ Stirn als er seinen Schreibtisch verließ und zu Julians Büro kam. „Sir?“
„Schließen Sie die Tür.“ Julian wartete bis Barnes der Aufforderung nachgekommen war und sich in dem Besucherstuhl ihm gegenüber niedergelassen hatte.
„Hören Sie mir jetzt bitte genau zu, Agent Barnes. Und um Missverständnisse zu
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