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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Asher, aber ich habe schon ein-, zweimal einen kleinen Eindruck davon bekommen, und ich hege keinerlei Interesse, es herauszufinden. Wie steht’s mit Ihnen?«
    »Vielleicht ist es Oakland«, sagte Charlie.
    »Was ist Oakland?«
    »Die Unterwelt.«
    »Oakland ist nicht die Unterwelt!« Mr. Fresh sprang auf. Er war kein gewalttätiger Mann, denn wenn man so groß war, musste man das auch nicht sein, aber...
    »Das ›Tenderloin‹ ?«
    »Zwingen Sie mich nicht, Sie zu schlagen. Das wollen wir doch beide nicht, oder, Mr. Asher?«
    Charlie schüttelte den Kopf. »Die Raben habe ich gesehen«, sagte Charlie, »aber Stimmen habe ich keine gehört. Was für Stimmen denn?«
    »Sie sprechen einen an, draußen auf dem Bürgersteig. Manchmal hört man sie aus einer Lüftung, einem Abflussrohr, einem Gully. Das sind sie. Weibliche Stimmen, höhnisch. Manchmal höre ich sie jahrelang nicht, hab sie fast vergessen, dann will ich ein Schiffchen holen, und eine ruft mich. Früher habe ich die anderen Boten angerufen und nachgefragt, ob sie irgendwas angestellt hatten, aber damit haben wir sofort wieder aufgehört.«
    »Wieso?«
    »Weil wir zu dem Schluss kamen, dass sie deshalb überhaupt nur auftauchen. Wir dürfen untereinander keinen Kontakt haben. Es hat eine Weile gedauert, bis uns das klar wurde. Damals kannte ich erst sechs Boten in der Stadt, und wir gingen ein Mal die Woche zusammen essen, haben uns gegenseitig erzählt, was wir wussten, Notizen verglichen... da tauchten die ersten Schatten auf. Zur Sicherheit werden auch wir beide in Zukunft keinen Kontakt mehr haben.« Mr. Fresh zuckte mit den Schultern und begann, Charlies Fesseln aufzuknoten, wobei er dachte: Alles hat sich an diesem Tag im Krankenhaus verändert. Dieser Typ hat alles verändert, und ich schicke ihn vor die Tür wie ein Lamm zur Schlachtbank – oder vielleicht ist er ja auch selbst der Schlachter. Es könnte sein, dass er derjenige welcher ist ...
    »Moment, ich hab doch überhaupt keine Ahnung«, flehte Charlie. »Sie können mich nicht losschicken, solange ich nicht mehr darüber weiß. Was ist mit meiner Tochter? Woher soll ich wissen, wem ich die Seelen verkaufen soll?« Charlie war in Panik und versuchte, alle Fragen zu stellen, bevor er losgebunden war. »Was bedeuten die Ziffern auf den Zetteln? Sind das die Namen der Leute? Wie lange muss ich das machen, bis ich in Pension gehen kann? Warum haben Sie immer mintgrüne Sachen an?«
    Während Mr. Fresh einen Knöchel losband, versuchte Charlie, den anderen wieder am Stuhl festzuknoten.
    »Mein Name«, sagte Mr. Fresh.
    »Bitte?« Charlie hörte auf, sich zu fesseln.
    »Ich trage Mint, weil das mein Vorname ist. Minty. «
    Charlie vergaß völlig, worüber er sich Sorgen machte. »Minty? Sie heißen Minty Fresh?«
    Es schien, als wollte Charlie ein Niesen unterdrücken, dann prustete er vor Lachen laut los. Dann duckte er sich.

 
     
     
     
    Auf dem Flur im zweiten Stock von Charlies Haus kam es zu einer Konfrontation der Asiatischen Großmächte: Mrs. Ling und Mrs. Korjew. Da Mrs. Ling Sophie auf dem Arm hielt, lag der strategische Vorteil auf ihrer Seite, während Mrs. Korjew, die doppelt so groß war wie Mrs. Ling, die Drohung eines massiven Gegenschlags ausstrahlte. Gemeinsam war ihnen – abgesehen davon, dass sie beide Witwen und Einwanderer waren – ihre glühende Liebe für die kleine Sophie, eine eher instabile Handhabung der englischen Sprache und ein leidenschaftlicher Mangel an Zutrauen in Charlie Ashers Fähigkeit, seine Tochter allein aufziehen zu können.
    »Er war gewesen böse, als er heute gegangen ist. Wie Bär«, sagte Mrs. Korjew, die geradezu von einem atavistischen Zwang zu Bärenvergleichen besessen war.
    »Er sagen kein Schwan«, sagte Mrs. Ling, die sich auf die Präsensform der Verben beschränkte, aus Ergebenheit ihrem buddhistischen Glauben gegenüber. Zumindest behauptete sie das. »Wer geben Baby schon Schwan?«
    »Schwein ist gut für Kind. Macht groß und stark«, sagte Mrs. Korjew, um dann eilig hinzuzufügen: »Wie Bär.«
    »Er sagen, es machen sie zu shih tzu . Shih tzu sein Hund. Was für Vater wollen machen Hund aus kleine Mädchen?« Mrs. Ling war besonders fürsorglich, wenn es um kleine Mädchen ging, da sie in einer chinesischen Provinz aufgewachsen war, in der jeden Morgen ein Karren kam, um die Leichen kleiner Mädchen einzusammeln, die in der Nacht zur Welt gekommen waren und nun im Rinnstein lagen. Sie selbst hatte Glück gehabt, dass ihre Mutter

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