Ein Todsicherer Job
Geräteschuppen reitet.
Als Charlie also die Cable-Car-Haltestelle auf der Market Street ansteuerte, probte er im Geiste seine neue Rolle als Geheimagent und fühlte sich ziemlich gut dabei, als er an einem Gully vorbeikam und eine weibliche Stimme hörte, die ihm harsch etwas zuraunte: »Wir holen uns die Kleine. Du wirst schon sehen, Frischfleisch. Bald holen wir sie uns.«
Als Charlie seinen Laden betrat, kam Lily ins Hinterzimmer gelaufen, um ihn in Empfang zu nehmen.
»Dieser Bulle war schon wieder da. Der Typ ist tot. Hast du ihn umgebracht?« Nachdem sie die Neuigkeiten heruntergerattert hatte, fügte sie hinzu: »Äh, Sir?« Dann salutierte sie, machte einen Knicks, faltete die Hände und verneigte sich wie eine Japanerin.
Das Ganze brachte Charlie völlig durcheinander, zumal er sich gerade panische Sorgen um seine Tochter machte und wie ein Irrer quer durch die Stadt gerast war. Bestimmt waren diese Gesten des Respekts nur Tarnung für eine Gefälligkeit oder eine Missetat, oder dieser Teenager machte sich – wie so oft – nur über ihn lustig. Also setzte er sich auf einen der Stühle am Schreibtisch und sagte: »Bulle? Typ? Versteh kein Wort. Ich habe niemanden umgebracht.«
Lily atmete tief durch. »Dieser Bulle, der dich neulich sprechen wollte, war schon wieder da. Der Typ, den du letztens in Pacific Heights besucht hast« – sie betrachtete etwas, das sie sich mit roter Tinte auf den Arm geschrieben hatte – »dieser Michael Mainheart, hat Selbstmord begangen. Und er hat dir eine Nachricht hinterlassen. Er schreibt, dass du seine Sachen und die von seiner Frau abholen und verkaufen sollst. Und dann stand da noch« – wieder las sie von ihrem vollgekritzelten Arm ab – »ist ›Ich will sterben‹ irgendwie missverständlich?« Lily blickte auf.
»Das hat er gesagt, nachdem ich ihn wiederbelebt hatte«, sagte Charlie.
»Also: Hast du ihn umgebracht? Oder nenn es meinetwegen, wie du willst. Darfst du mir davon erzählen?« Wieder machte sie einen Hofknicks, was Charlie mehr als alles andere beunruhigte. Schon vor langer Zeit hatte er sich damit abgefunden, dass seine Beziehung zu Lily auf einem festen Fundament inniger Geringschätzung fußte, und das hier warf alles über den Haufen.
»Nein, ich habe ihn nicht umgebracht. Was ist das für eine Frage?«
»Und hast du den Mann mit dem Zigarettenetui umgebracht?«
»Nein! Den hab ich nicht mal gesehen.«
»Du weißt, dass ich deine getreue Dienerin bin«, sagte Lily und verneigte sich diesmal.
»Lily, was, zum Teufel, ist eigentlich los mit dir?«
»Nichts. Mit mir ist überhaupt nichts los, Mr. Asher – äh, Charles. Was ist dir lieber: Charles oder Charlie?«
»Fragst du das im Ernst? Was hat der Cop gesagt?«
»Er wollte dich sprechen. Anscheinend trug dieser Mainheart die Kleider seiner Frau, als man ihn fand. Er war kaum eine Stunde aus dem Krankenhaus, da hat er die Krankenschwester weggeschickt, sich als Frau verkleidet und Tabletten geschluckt.«
Charlie nickte und dachte daran, wie hartnäckig Mainheart darauf bestanden hatte, die Kleider seiner Frau loszuwerden. Er nutzte jede Möglichkeit, ihr nah zu sein, aber es funktionierte nicht. Und als er ihr in den Frauenkleidern auch nicht näher kommen konnte, hatte er das Einzige getan, was ihm noch einfiel, und war ihr in den Tod gefolgt. Charlie verstand ihn gut. Wäre da nicht Sophie gewesen, hätte er vielleicht auch versucht, Rachel zu folgen.
»Ganz schön abartig, oder?«, sagte Lily.
»Nein«, knurrte Charlie, »nein, ist es nicht, Lily. Überhaupt nicht. So solltest du nicht denken. Mr. Mainheart ist vor Kummer gestorben. Es mag nach etwas anderem aussehen, aber es war Kummer und nichts anderes.«
»Entschuldige«, sagte Lily, »du bist der Experte.«
Charlie starrte zu Boden, versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, überlegte, ob sich das Paar – weil er Mr. Mainhearts Seelenschiffchen verloren hatte – vielleicht nie wiedersehen würde. Seinetwegen.
»Ach, ja«, fügte Lily hinzu, »Mrs. Ling hat angerufen und ist völlig ausgeflippt und hat irgendwas von einem schwarzen Vogel geschrien, der die Scheiben eingeschlagen...«
Charlie sprang vom Hocker und hetzte die Treppe hinauf, nahm immer zwei Stufen auf einmal.
»Sie ist in deiner Wohnung!«, rief Lily ihm noch nach.
Im Goldfischglas trieb ein orangefarbener Teppich aus Fernsehanwälten, als Charlie seine Wohnung betrat. Die Asiatischen Großmächte standen in der Küche. Mrs. Korjew drückte
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