Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
Sophie fest an ihre Brust, und das Kind war sozusagen am Rudern und versuchte, der tiefen, weichen Schlucht zwischen den beiden massiven Kosakenzipfeln zu entkommen. Charlie griff sich seine Tochter, als sie zum dritten Mal im Dekolletee versank, und schloss sie in die Arme.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Was folgte, war ein Sperrfeuer aus Chinesisch und Russisch, gespickt mit dem einen oder anderen englischen Wort: Vogel, Fenster, kaputt, schwarz und machen in Hose .
    »Halt!« Charlie hob seine freie Hand. »Mrs. Ling, was ist passiert?«
    Mrs. Ling hatte sich davon erholt, dass der Vogel ans Fenster geflogen und sie wie wahnsinnig den Flur entlanggerannt war, doch nun legte sie eine eher untypische Schüchternheit an den Tag, da sie fürchtete, Charlie könne vielleicht den feuchten Fleck in ihrer Kitteltasche bemerken, in welcher der jüngst verblichene Perry Mason darauf wartete, einigem Wan-tan, Frühlingszwiebeln, einer Auswahl von fünf Gewürzen und ihrem Suppentopf vorgestellt zu werden. »Fisch ist Fisch«, sagte sie sich, als sie den Schlingel eilig in ihre Tasche stopfte. Schließlich waren da noch fünf weitere Anwälte im Glas. Wer würde den einen schon vermissen?
    »Ach, nichts«, sagte Mrs. Ling. »Vogel fliegen in Scheibe und machen uns Schreck. Nicht schlimm.«
    Charlie sah Mrs. Korjew an. »Wo?«
    »Auf unserer Etage. Wir stehen in Flur. Unterhalten uns, was für Sophie das Beste, als – bumm – ein Vogel an die Scheibe knallt und schwarze Tinte durch das Fenster sickert. Wir waren gelaufen hierher und schließen Tür ab. « Beide Witwen hatten Schlüssel zu Charlies Wohnung.
    »Ich lass das Fenster morgen reparieren«, sagte Charlie. »Aber das war alles? Nichts... niemand ist reingekommen?«
    »Ist zweiter Stock. Da kommt keiner rein.«
    Charlie warf einen Blick auf das Goldfischglas. »Was ist denn da passiert?«
    Mrs. Ling machte große Augen. »Ich müssen los. Sein MahJongg-Abend in Tempel.«
    »Wir kommen rein und machen Tür zu«, erklärte Mrs. Korjew. »Fische geht’s gut. Sophie kommt in Autositz, wie immer, dann wir gehen in Flur, sehen, ob Luft rein ist. Als Mrs. Ling wieder hinsieht, sind Fische tot.«
    »Nicht ich! Russin sehen tote Fisch«, sagte Mrs. Ling. »Schon okay«, sagte Charlie. »Haben Sie irgendwelche Vögel gesehen, irgendwas Dunkles in der Wohnung?«
    Die beiden Frauen schüttelten ihre Köpfe. »Nur oben«, sagte Mrs. Ling.
    »Sehen wir mal nach«, sagte Charlie, schob sich Sophie auf die Hüfte und nahm seinen Stockdegen. Er ging zum kleinen Fahrstuhl voraus, schätzte kurz Mrs. Korjews Größe im Verhältnis zum zulässigen Gesamtgewicht und nahm die Treppe. Als er das kaputte Erkerfenster sah, wurde ihm ein wenig weich in den Knien. Was nicht so sehr am Fenster lag, als an dem, was sich auf dem Dach gegenüber befand. Durch das Netz des geborstenen Sicherheitsglases sah man tausendfach den Schatten einer Frau drüben auf dem Haus. Er reichte Mrs. Korjew das Baby, trat ans Fenster und schlug ein Loch ins Glas, damit er besser sehen konnte. Als er es tat, glitt der Schatten am Gebäude herab und über den Bürgersteig hinweg in einen Gully, direkt neben einem Dutzend Touristen, die eben aus dem Cable Car gestiegen waren. Niemand schien etwas davon zu sehen. Es war kurz nach eins, und die Sonne warf fast keine Schatten. Er drehte sich zu den beiden Witwen um.
    »Haben Sie das gesehen?«
    »Sie meinen kaputte Scheibe?«, sagte Mrs. Ling, trat langsam ans Fenster und lugte durch das Loch, das Charlie gemacht hatte. »O nein!«
    »Was? Was?«
    Mrs. Ling sah sich nach Mrs. Korjew um. »Sie haben Recht. Blumen brauchen Wasser.«
    Charlie spähte durch das Loch und sah, dass Mrs. Ling einen Blumenkasten voll toter, schwarzer Geranien meinte. »Schutzgitter vor alle Fenster. Morgen«, sagte Charlie.
     
    In direkter Vogelflugluftlinie unter der Columbus Avenue, wo sich große Rohre kreuzten, lief Orcus, der Alte, auf und ab, gebückt wie ein Buckliger, ließ seine schweren Stacheln über die Wände scharren, dass Funken stoben und es nach schwelendem Torf roch.
    »Du wirst dir noch deine Stacheln kaputtmachen, wenn du weiter so rumrennst«, sagte Babd.
    Sie hockte etwas abseits in einem der kleineren Rohre, neben ihren Schwestern Nemain und Macha. Von Nemain abgesehen, an deren Leib sich ein blauschwarzes Relief aus Vogelfedern bildete, besaßen sie keinerlei Tiefe. Sie waren ein bloßer Mangel an Licht, tiefes Schwarz selbst im Dunkel, das durch die Gullygitter

Weitere Kostenlose Bücher