Ein Todsicherer Job
Lektion erteilen. Also hockte er sich mit Sophie zwischen ihre Teddybären – mit ein paar Tässchen unsichtbarem Tee, unsichtbaren Keksen und zwei Riesenhunden aus der Hölle – und führte mit ihr sein erstes offenes und ehrliches Vater-Tochter-Gespräch.
»Süße, du verstehst doch, warum Daddy dir gesagt hat, dass du das nie wieder tun sollst, oder? Warum die Leute nicht wissen dürfen, dass du es kannst...?«
»Wir sind anders als andere Leute?«, sagte Sophie.
»Stimmt genau, Süße, weil wir anders sind als andere Leute«, sagte er zu dem klügsten, hübschesten kleinen Mädchen auf der ganzen Welt. »Und du weißt auch, warum das so ist, stimmt’s?«
»Weil wir Chinesen sind und man den weißen Teufeln nicht trauen kann?«
»Nein, nicht weil wir Chinesen sind.«
»Weil wir Russen und unsere Herzen voller Trauer sind?« »Nein, unsere Herzen sind nicht voller Trauer.«
»Weil wir stark sind wie Bär?«
»Ja, mein Schatz, das ist es. Wir sind anders, weil wir stark sind wie Bär. «
»Ich wusste es. Noch Tee, Daddy?«
»Ja, ich hätte gern noch etwas Tee, Sophie.«
»So«, sagte der Kaiser, »wie ich sehe, erfreut Ihr Euch der mannigfaltigen Annehmlichkeiten, mit denen Hunde das Leben eines Menschen bereichern können.«
Charlie saß auf der Hintertreppe seines Ladens, holte ganze Tiefkühlhühnchen aus einer Kiste und warf eines nach dem anderen Alvin und Mohammed zu. Die beiden schnappten so heftig danach, dass sowohl der Kaiser, als auch Bummer und Lazarus, die auf der anderen Straßenseite kauerten und die Höllenhunde misstrauisch beäugten, zusammenzuckten, als feuerte jemand eine Pistole ab.
»Mannigfaltige Annehmlichkeiten«, sagte Charlie und warf das nächste Hühnchen. »Genau so würde ich es nennen.«
»Es gibt keinen besseren, keinen treueren Freund als einen guten Hund«, sagte der Kaiser.
Charlie stutzte, denn er hatte kein Hühnchen aus der Kiste geholt, sondern einen Handmixer. »Ein wahrer Freund«, sagte Charlie. »Ein wahrer Freund.« Mohammed schnappte nach dem Mixer und würgte ihn hinunter, ohne zu kauen. Ein halber Meter Kabel hing aus seinem Maul.
»Schadet ihm das nicht?«, fragte der Kaiser.
»Ballaststoffe«, erklärte Charlie und warf Mohammed zur Verdauung ein kleines Hühnchen zu, das dieser mit dem Rest des Mixerkabels verschlang. »Es sind nicht wirklich meine Hunde. Sie gehören Sophie.«
»Ein Kind braucht ein Tier«, sagte der Kaiser, »einen Gefährten, mit dem es aufwachsen kann, obwohl ich nicht glaube, dass diese Burschen noch viel größer werden.«
Charlie nickte und warf Alvin die Lichtmaschine eines ’83er Buick in den Rachen. Man hörte ein Scheppern, und der Hund rülpste, aber sein Schwanz schlug wedelnd an den Müllcontainer, wollte mehr. »Die beiden sind immer bei ihr«, sagte Charlie. »Inzwischen haben wir sie wenigstens so weit abgerichtet, dass sie auch mal draußen vor der Tür warten. Eine Weile sind sie nicht von ihrer Seite gewichen. Der Badetag war eine echte Herausforderung.«
Der Kaiser sagte: »Ich glaube, es war der Dichter Billy Collins, der sagte: Niemand hier mag nasse Hunde. «
»Ja, und wahrscheinlich musste er auch nie ein zappelndes Kleinkind und Zweihundert-Kilo-Hunde aus dem Schaumbad heben.«
»Aber Ihr sagt, sie seien zahmer geworden?«
»Das mussten sie auch. Sophie geht jetzt zur Vorschule. Die Lehrerin hatte was gegen Monsterhunde in der Klasse.« Charlie warf Alvin einen Anrufbeantworter zu, und das Vieh zerkaute ihn wie einen Hundekuchen. Vollgesabberte Plastiksplitter rieselten aus seinem Maul.
»Was habt Ihr unternommen?«
»Es dauerte ein paar Tage, und ich musste einiges erklären, aber dann habe ich sie dazu gebracht, dass sie draußen vor dem Eingang sitzen bleiben.«
»Und der Lehrkörper hat eingewilligt?«
»Na ja, ich sprühe sie jeden Morgen mit Granitstruktur-Farbspray ein und sage ihnen, sie sollen sich links und rechts der Tür hinsetzen. Sie scheinen niemandem aufzufallen.«
»Und sie gehorchen? Den ganzen Tag?«
»Es ist ja nur ein halber Tag. Sie ist erst im Kindergarten. Und man muss ihnen einen Keks versprechen.«
»Alles hat seinen Preis. Darf ich?« Der Kaiser nahm ein Tiefkühlhühnchen aus der Kiste.
»Bitte.« Charlie machte eine Geste.
Der Kaiser warf das Hühnchen Mohammed zu, der es mit einem einzigen Bissen hinunterschlang.
»Junge, das macht Spaß!«, sagte der Kaiser.
»Das ist noch gar nichts«, sagte Charlie. »Wenn man sie mit kleinen Gaszylindern füttert,
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