Ein Todsicherer Job
kann ich dich im Moment nicht auf die Philippinen fliegen lassen. Vorher brauchen wir jemanden, der Lilys Schichten übernimmt.« Charlie ging näher an den Bildschirm. »Mein Freund... sie heißt Eduardo.«
»Ich weiß. Typisch Filipino – wie Edwina.«
»Sie hat einen Bartschatten.«
»Das ist rassistisch. Manche Rassen haben eben mehr Gesichtsbehaarung als andere. Das ist mir egal. Ich suche jemanden, der ehrlich und liebevoll und attraktiv ist.«
»Sie hat einen Adamsapfel.«
Ray sah sich den Bildschirm noch mal genauer an, dann schaltete er den Monitor aus und rotierte auf seinem Hocker herum. »Wen soll ich also für dich suchen?«
»Ist schon okay, Ray«, sagte Charlie. »Ein Adamsapfel muss nicht heißen, dass jemand nicht ehrlich, liebevoll und attraktiv sein kann. Es ist nur weniger wahrscheinlich.«
»Stimmt. Ich glaube, das Foto war nur schlecht ausgeleuchtet. Egal, wen musst du finden?«
»Ich weiß nur den Namen: Madison McKerny. Ich weiß, dass er oder sie in unserer Stadt wohnt, aber das ist auch schon alles.« »Es ist eine sie .«
»Bitte?«
»Madison. Das ist ein Strippername.«
Charlie schüttelte den Kopf. »Du kennst die Frau?«
»Der Name kommt mir bekannt vor, aber... nein. Madison ist ein Strippername der neuen Generation. Wie Reagan und Morgan. «
»Keine Ahnung, Ray. «
»Ich hab viel Zeit in Stripläden verbracht, Charlie. Ich bin nicht stolz darauf, aber so lebt man nun mal als Bulle. Und man schnappt auf, woher die Strippernamen kommen.«
»Das wusste ich nicht.«
»Ja, und da gibt es eine gewisse Entwicklung, die sich bis in die Fünfziger zurückverfolgen lässt. Aus Bubbles , Boom Boom und Blaze wurden Bambi , Candy und Jewel , dann Sunshine , Brandy und Cinnamon , dann Amber , Brittany und Brie , dann Reagan , Morgan und Madison . Madison ist ein Strippername.«
»Ray, in den Fünfzigern warst du noch gar nicht auf der Welt.«
»Nein. Und ich war auch in den Vierzigern noch nicht auf der Welt, und trotzdem kenne mich mit dem Zweiten Weltkrieg und den Big Bands aus. Ich steh auf Geschichte.«
»Gut. Ich suche also nach einer Stripperin? Das hilft mir auch nicht weiter. Wo soll ich anfangen?«
»Lass mich beim Verkehrsamt fragen und die Akten beim Finanzamt durchsehen. Wenn sie hier in der Stadt wohnt, haben wir ihre Adresse heute Nachmittag. Was willst du von ihr?«
Eine Pause entstand, in der Charlie so tat, als hätte er auf dem gläsernen Tresen einen Fleck entdeckt. Er wischte daran herum und sagte dann: »Äh, es geht um eine Erbschaft. Bei einem der Nachlässe, die wir vor kurzem bekommen haben, waren ein paar Sachen, die ihr gehören.«
»Sollte sich darum nicht der Testamentsvollstrecker kümmern? Oder ein Anwalt?«
»Es sind Kleinigkeiten, im Testament nicht aufgeführt. Der Testamentsvollstrecker hat gefragt, ob ich mich darum kümmern könnte. Für dich sind fünfzig Dollar drin.«
Ray grinste. »Ist schon okay. Ich wollte dir sowieso helfen, aber wenn sie wirklich eine Stripperin ist, komm ich mit, okay?« »Abgemacht«, sagte Charlie.
Drei Stunden später gab Ray Charlie die Adresse und beobachtete, wie sein Chef aus dem Laden rannte und sich ein Taxi heran- winkte. Wozu ein Taxi? Wieso nahm er nicht den Lieferwagen? Ray wollte ihm folgen, musste ihm folgen, aber erst musste er jemanden finden, der sich um den Laden kümmerte. Er hätte es kommen sehen können, aber er war abgelenkt gewesen.
Den ganzen Nachmittag war Ray schon abgelenkt gewesen, nicht nur von der Suche nach Madison McKerny, sondern auch, weil er krampfhaft überlegte, wie er »Hast du einen Penis?« beiläufig ins Gespräch mit seiner angebeteten Eduardo einflechten konnte. Nach ein paar neckischen E-Mails hielt er es nicht länger aus und tippte einfach: »Eduardo, nicht dass es von Bedeutung wäre, aber ich würde Dir gern eine Freude machen und etwas sexy Unterwäsche schicken, und da habe ich mich gefragt, ob das Höschen einen zusätzlichen Stauraum haben sollte.«
Dann wartete er. Und wartete. Zugegeben, in Manila war es fünf Uhr morgens, aber im Nachhinein machte er sich doch Vorwürfe. Hatte er sich zu vage ausgedrückt – oder nicht vage genug? Und jetzt konnte er nicht mehr warten. Er wusste, wohin Charlie fuhr, aber er musste dort sein, bevor irgendwas passierte. Er rief Lilys Handy an, in der Hoffnung, dass sie nicht bei ihrem anderen Job arbeitete und ihm einen Gefallen tun würde.
»Sprich, Undankbarer.«
»Woher wusstest du, dass ich es bin?«, fragte
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