Ein toedlicher Plan
HGA-International-Refinanzierungen gelesen und war wirklich beeindruckt.«
»Vielen Dank«, entgegnete er.
»Ich hoffe, ich kann eines Tages an Ihrer Seite arbeiten. Ja, das hoffe ich sehr.« Sie schob die Brille ein Stück höher. »Der Wein hier ist köstlich, nicht wahr?«
»Martha«, sagte Taylor. »Wendall hat mir gerade eine Führung durchs Haus angeboten. Wollen Sie sich uns nicht anschließen?«
»Oh, das wäre wunderbar.«
»Sehr schön«, sagte Clayton, und Taylor glaubte einen leicht verärgerten Unterton herauszuhören.
Clayton eilte mit ihnen durch das alte Haus, als wäre er ein Fremdenführer, der im Zeitplan zurücklag. Es war ein weitläufiges Anwesen, riesengroß und mit unzähligen Zimmern, die ihrerseits jedoch alle recht klein, schief und verwinkelt waren. Querbalken waren gebogen, und Lücken taten sich zwischen den Dielenbrettern auf. Die meisten Möbelstücke trugen die eintönigen Farben der Kolonialzeit. Überall stand Tand aus Blech, Korbgeflecht oder geschnitztem Holz herum. Die Wände wirkten unfertig, so als hätten die Maler den ersten Anstrich aufgetragen, dann mit Sand grundiert und sich danach aus dem Staub gemacht. Clayton fuhr mit der Hand über eine Wand. »Das ist eine Streichtechnik aus dem 18. Jahrhundert. Es ist mir gelungen, einen örtlichen Malermeister aufzutreiben, der sich noch auf diese Technik versteht.«
Jetzt begaben sie sich nach oben. Taylor tat so, als betrachtete sie die Gemälde von Pferden, das Mobiliar und die Schränke, während sie sich in Wirklichkeit nach Plätzen umsah, an denen man einen Wechsel verstecken konnte. Sie kam an einem kleinen Raum vorbei, der sein Arbeitszimmer zu sein schien; zumindest stand ein Schreibtisch darin. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass die beiden anderen schon weitergegangen waren.
»Kommen Sie nicht mehr mit, Taylor?«, rief Clayton eher neugierig als gereizt, und sie eilte zu ihnen. Erst als sie da war, setzte er seine Führung fort. »Das Haus von Mark Twain, zumindest das, in dem er gestorben ist, steht nicht weit von hier.«
»Stammen Sie etwa von den Helden der amerikanischen Revolution ab?«, fragte Martha ergriffen.
Clayton entgegnete mit der Art von Indignation, unter der sich wahrer Stolz verbirgt. »Von den Revolutionären? Dieser Bande von Neuankömmlingen? Meine Familie gehörte zu den ersten Siedlern in Neu-Holland. Sie kam schon 1632 über den großen Teich.«
»Dann sind Sie Holländer?«
»Nein, meine Vorfahren waren Hugenotten.«
»In der Schule habe ich die beiden immer verwechselt«, entfuhr es Taylor unbedacht, »die Hugenotten und die Hottentotten.«
Clayton setzte ein eisiges Lächeln auf.
Oh, er findet flapsige Bemerkungen über seinen Familienstammbaum wohl nicht sehr lustig.
»Die Hugenotten waren französische Protestanten«, erklärte Clayton, »die unter Verfolgung leiden mussten. 1628 nahm Kardinal Richelieu nach der Eroberung von La Rochelle, der damals größten hugenottischen Stadt in Frankreich, den Hugenotten ihre politische Sonderstellung. Meine Familie konnte fliehen und ließ sich hier in New Rochelle, benannt nach La Rochelle, nieder.«
Martha schien restlos begeistert. »Was haben Ihre Vorfahren denn gemacht, nachdem sie hier angekommen sind?«
»Nun, es gab erhebliche Vorurteile gegen Hugenotten, sogar hier. Viele Berufe waren uns verwehrt. So wurden meine Vorfahren Kunstschmiede. Sie arbeiteten hauptsächlich mit Silber. Paul Revere war übrigens einer von uns. Aber in meiner Familie waren sie immer bessere Kaufleute als Kunstschmiede. Zuerst haben wir eine Manufaktur gegründet, dann sind wir ins Finanzwesen eingestiegen, obwohl sich in dieser Branche schon andere Gruppen breit gemacht hatten.« Für einen kurzen Moment verzog er das Gesicht, und Taylor vermutete, dass er eine gehässige Bemerkung über die frühen jüdischen Siedler verschluckte.
Martha schien von Claytons Vortrag gar nicht genug bekommen zu können. »Und was ist dann geschehen? Gelang es Ihrer Familie, sich hier festzusetzen, oder wurde sie nach Westen gedrängt?«
»Meine Familie ist immer an der Upper East Side geblieben. Ein Weiterzug stand nie zur Debatte. Ich selbst bin ganz in der Nähe der Geburtshäuser meines Vaters und meines Großvaters geboren worden.«
Das faszinierte nun auch Taylor. »So etwas findet man heute nur noch selten. Die meisten Familien sind doch quer über die ganze Welt verstreut.«
»Man darf es eben nicht so weit kommen lassen«, entgegnete Clayton sehr ernsthaft.
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