Ein toedlicher Plan
»Die Familiengeschichte ist doch alles, was man hat. Man sollte sich seiner Vorfahren stets in ehrendem Angedenken erinnern und stolz auf sie sein. In diesem Jahr bin ich übrigens der Steward der Französischen Gesellschaft …«
Voller Begeisterung unterbrach ihn Martha: »Oh, davon habe ich schon gehört.«
Zu Taylor gewandt fuhr Clayton fort: »Nach der Holländischen Gesellschaft ist die Französische die bedeutendste unter den Nationalen Herkunftsvereinigungen in New York.«
Bei Martha drängte sich jetzt leider ein ganz anderes Bedürfnis in ihren Enthusiasmus. »Sagen Sie bitte, Mr. Clayton, wo kann ich denn hier mal für kleine Mädchen?«
O nein, lass mich jetzt bloß nicht im Stich, dachte Taylor.
Clayton lächelte. »Wir hatten einige Probleme, hier oben eine solche Einrichtung zu installieren. Ich fürchte, dazu müssen Sie sich ins Erdgeschoss bemühen. Wir treffen uns gleich dort.«
Martha entfernte sich rasch, und Taylor bemerkte erst jetzt, dass die Führung bei Claytons Schlafzimmer angelangt war.
Er lächelte sie an, und sie fragte: »Ist Ihre Frau denn nicht hier?«
»Nein, sie hält sich zurzeit in Manhattan auf. Sie kommt nicht sehr oft her. Das Leben auf dem Lande behagt ihr nicht, etwas, das ich noch nie habe verstehen können.«
Sie traten ein. Das Schlafzimmer war pompös – braune und rote Blumenmuster, dazu Messing und englisches Jagdgrün. Dies war der Raum eines hohen Adligen, der es sich zum Sport machte, Melkerinnen oder andere Mägde zu sich ins Bett zu holen.
Clayton schloss die Tür. »Sie sind sehr attraktiv.«
Taylor wich seinem Blick aus. »Ich denke, ich sollte jetzt wieder nach unten gehen.«
Er nahm ihre Hand. Zu ihrer eigenen Verwunderung wehrte sie sich nicht dagegen. Das Nächste, was sie wusste, war, dass eine undefinierbare Macht auf sie ausgeübt wurde und sie sich neben Clayton auf dem Bett sitzend wiederfand.
»Wendall …«
»Sieh mich an.«
Sie konnte nicht anders, als zu tun, was er sagte, und spürte, wie eine gewaltige Kraft wie ein Supermagnet an ihrer Seele und an der von allem anderen in diesem Raum zog. Es kam ihr so vor, als würde ihr Haar in diesem unsichtbaren Energiewind wehen.
»Wendall …«
»Eins will ich von vornherein klarstellen«, sagte er ganz ruhig. »Was immer auch geschieht – oder nicht geschieht –, hat keinerlei Auswirkungen auf deine Karriere bei Hubbard, White & Willis. Hast du mich verstanden?«
Sie zog ihren Arm fort. »Ich kenne Sie doch gar nicht. Wir haben nie zuvor miteinander gesprochen.« Zu ihrem Entsetzen musste sie mit anhören, wie schwach ihre Worte klangen, so als bräche ihr Widerstand zusammen.
Er zuckte mit den Schultern. »Nie miteinander gesprochen? Ich will doch keine Diskussion mit dir führen, sondern mit dir schlafen.«
Kein physisches Hindernis stand ihr im Weg. Sie hätte einfach das Zimmer verlassen können. Er versperrte nicht einmal die Tür. Nur einen Fuß vor den anderen setzen, bis sie draußen war. Aber es war ihr unmöglich, sich zu erheben.
Clayton schlug die Beine übereinander und strich sich Haarsträhnen aus der Stirn.
»Ich bin bereits gebunden«, brachte sie hervor.
Nein, um Himmels willen, sag so etwas nicht. Damit lässt du dich schon halb auf ihn ein. Sag ihm lieber, er soll sich verpissen. Vergiss, wer er ist. Vergiss Mitchells Auftrag. Mach ihm nur hier und jetzt eindeutig klar, dass er dich in Ruhe lassen soll. Verpiss dich. Los, sag es: Verpiss dich!
»Liebste Taylor, wir alle sind auf die eine oder andere Weise gebunden.«
Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals.
Nicht schlucken. Das wird dir als Schwäche ausgelegt. Tu es nicht.
Sie schluckte. »Wir beide wissen doch kaum etwas voneinander.«
Clayton lächelte und schüttelte den Kopf. »Hier scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Ich will dich nicht heiraten, ich will nur mit dir schlafen. Und ich sage es dir gerne noch einmal: Du bist eine unglaublich attraktive Frau.«
»Oh, danke.«
»Das ist kein Kompliment, sondern eine Feststellung. Ich weiß, wie man Frauen verwöhnt. Ich schlafe recht häufig mit Frauen. Und ich besitze auf diesem Gebiet eine Menge Erfahrung.«
»Aber Sie sind doch verheiratet …«
»Taylor, bitte! Das hat nun wirklich überhaupt nichts mit uns beiden zu tun.« Ihm war anzusehen, dass ihn etwas ganz anderes beschäftigte. »Findest du mich eigentlich attraktiv?«
»Das ist doch nicht das Problem …«
»Also findest du mich attraktiv.« Er strahlte.
Taylor begriff jetzt,
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