Ein toedlicher Plan
Volk hier, was? Junge Männer und junge Frauen. Als ich in ihrem Alter war, habe ich in der Woche fünfzig, manchmal fünfundsiebzig Dollar verdient. Sie bekommen heute leicht das Zehnfache davon. Wirklich erstaunlich.«
»Wendall, wenn du etwas von mir willst, dann heraus mit der Sprache.«
»Ralph, ich brauche am Donnerstag deine Stimme für die Fusion. Genau das will ich von dir.«
»Die kann ich dir nicht geben, Wendall. Und das weißt du auch. Wenn die Fusion durchkommt, verliere ich meine Stellung, genauso wie Donald und eine Menge anderer Leute.«
»Du wirst nicht mit leeren Händen gehen, Ralph. Dich erwartet eine großzügige Abfindung. Wir können sie sogar jetzt und hier schriftlich festlegen, wenn du das möchtest.«
»Es geht trotzdem nicht. Ich kann es mir einfach nicht leisten, keine Arbeit mehr zu haben. Sieben Jahre dauert es noch bis zu meinem Ruhestand. Wenn überhaupt, müsste die Abfindung über eine Million betragen.«
»Wir wollen großzügig sein, Ralph, aber wir sind nicht der Weihnachtsmann.«
»Dann tut es mir Leid, Wendall.«
»Mir auch, Ralph.« Clayton klang unerwartet fröhlich.
Wieder herrschte Schweigen, doch diesmal war es eine schwere, unangenehme Stille. Taylor stellte sich vor, wie Dudley in Gedanken herauszufinden versuchte, welches Ass Clayton noch im Ärmel haben mochte. Sie ahnte, was er vorhatte, und in diesem Moment hatte Ralph ihr ganzes Mitgefühl.
»Es macht dir doch nichts aus, wenn ich ganz offen mit dir rede, oder?«, sagte Clayton. »Bei so wichtigen Angelegenheiten wäre es blödsinnig, sich mit Nuancen abzugeben. Also, kommen wir zur Sache. Wenn du nicht für mich stimmst, oder sollte ich lieber sagen, zugunsten der Fusion deine Hand erhebst, werde ich öffentlich bekannt machen, was es mit dir und deiner kleinen Enkelin auf sich hat.«
Das trockene Lachen Dudleys konnte seine Verzweiflung nicht verbergen. »Wovon redest du da, Wendall?«
»Ralph, ich respektiere deine Intelligenz, jetzt beleidige du nicht meine. Ich spreche von der kleinen Nutte, die du mit Kleidern versorgst und allen als deine Enkelin vorführst. Letzteres macht die ganze Geschichte für mich noch unappetitlicher.«
Ein Klatschen wie von einer Ohrfeige, ein überraschtes Auflachen von Clayton und dann Geräusche, als würden die beiden miteinander ringen. Schließlich ein trauriges, geschlagenes Stöhnen von Dudley, aus dem Schmerz, Verzweiflung und Hass herauszuhören waren.
Clayton lachte erneut. »Also wirklich, Ralph … Bist du wieder okay? Komm, setz dich. Hast du dir wehgetan?«
»Rühr mich ja nicht an.« Das leise Schluchzen des alten Mannes hallte in dem Raum wider.
»Wir wollen jetzt nicht mehr überreagieren, ja?«, sagte Clayton geduldig. »Es besteht für mich überhaupt kein Anlass, irgendjemandem davon zu erzählen. Und es war mir durchaus ernst damit, als ich erklärte, dass du eine hübsche Abfindung erhalten wirst. Du wärst erstaunt, wenn du wüsstest, wie großzügig wir sein können.«
»Aber …«
»Ich würde vorschlagen, du denkst einfach mal in Ruhe darüber nach.« Clayton klang so freundlich, als wäre da vor ein paar Minuten nichts geschehen. »Nimm dir Zeit, es ist schließlich deine Entscheidung. Und jetzt geh nach unten, und gönn dir einen Drink. Entspann dich, und genieß die Party.«
»Wenn du doch nur verstehen würdest …«
Claytons Stimme schnitt ihm die Worte mit der Schärfe einer Sense ab. »Aber das ist ja gerade der Punkt, Ralph. Ich kann es nicht verstehen. Niemand wird dafür Verständnis aufbringen.«
Die Tür öffnete sich. Zwei Männer gingen langsam hinaus, der eine triumphierend, der andere niedergeschlagen und vollkommen am Ende.
In der gereizten Stille im Arbeitszimmer konzentrierte sich Taylor auf jedes einzelne Geräusch.
Zehn Minuten wagte sie sich nicht hinter dem Schrank hervor. Sie wusste zwar, dass Clayton nicht mehr im Raum war, befürchtete aber, er könne noch draußen auf dem Flur stehen. Zuerst nahmen ihre Ohren nicht mehr wahr als die Geräusche der Menge und die Musik, die von unten heraufdrangen. Doch dann hörte sie etwas anderes.
Ein Flüstern und ein leises Quieken.
Zunächst wusste sie nichts Rechtes damit anzufangen. Die Laute kamen ihr vertraut vor, aber sie brachte sie in einen völlig falschen Zusammenhang.
Rhythmisch und leise.
Nein, das ist doch nicht möglich …
Sie legte ein Ohr an die Wand. Die Geräusche kamen von nebenan. Aus Claytons Schlafzimmer.
Ich glaube es einfach nicht
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