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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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    Taylor ging einen Schritt zurück, verharrte einen Moment, schlich dann hinaus und lauschte an der Schlafzimmertür.
    »O ja«, hörte sie Marthas verzückte Stimme, »das ist es, ich komme gleich, o ja, o ja, fick mich!«
    Doch, es ist tatsächlich wahr.
    Martha mochte ja recht schnell gekommen sein, aber Clayton brauchte wesentlich länger. Lange genug für Taylor, um den Sekretär in Ruhe zu durchsuchen. Sie fand nur ein Papier, das ihr Interesse erweckte. Taylor sah die Rechnung lange an und überlegte, ob sie sie einfach einstecken sollte. Wie würde ihr Detektivfreund John Silbert Hemming sich jetzt verhalten? Er würde das tun, was am wenigsten verwerflich und kriminell war. Also schrieb Taylor sämtliche wichtigen Informationen ab, die auf der Rechnung waren, und legte sie ins Fach zurück.
    Fingerabdrücke!
    Aber musste sie sich darum Sorgen machen?
    Sie dachte einen Moment nach und wischte dann den Stift, den Sessel und die Fächergriffe mit einem Kleenex ab. Anschließend schloss sie den Sekretär, machte das Licht aus und zwinkerte den beiden Liebenden im Schlafzimmer kurz zu.
    Es war mittlerweile dreiundzwanzig Uhr. Taylor schritt ganz ruhig die Treppe hinunter. Die Reihen der Menge hatten sich gelichtet. Sie bemerkte, dass Vera Burdick gegangen war. Ebenso Thom Sebastian. Sie trat zu dem Tisch, auf dem sich zuvor Kaviar, Roastbeef, Steak Tartare, kaltes Huhn und andere Dinge befunden hatten. Jetzt war nur noch Brokkoli da.
    Taylor Lockwood hasste Brokkoli.
    Gegen Mitternacht raste Reece über den Highway nach Süden. Taylor streckte sich auf ihrem Sitz aus und lauschte dem Motorengeräusch. Das leise Vibrieren des Lincoln ließ sie immer wieder kurz einnicken.
    »Security Services?«, fragte Reece. »Das ist doch nur ein vornehmer Ausdruck für Wirtschaftsspionage.«
    »Es war eine Rechnung dieser Firma für nicht näher spezifizierte Dienstleistungen. Siebzehnhundert Dollar verlangten sie. Ich meine, für eine solche Summe müssen sie schon ganz schön was getan haben.«
    »Könnte auch nur Zufall sein. Vielleicht hat Wendall sich im Haus eine Alarmanlage einbauen lassen.«
    »Oder er hat die Firma beauftragt«, entgegnete sie gähnend, »in dein Büro einzubrechen und den Wechsel zu stehlen. Da war übrigens noch etwas recht merkwürdig. Die Rechnung war an Wendalls Privatanschrift adressiert. Die Firma selbst hat darauf aber keine Adresse hinterlassen.«
    »Ich weiß zufällig«, sagte Reece, »dass manche dieser Sicherheitsdienste aus steuerlichen Gründen Rechnungen stellen, obwohl sie das Geld längst in bar erhalten haben. Sie mögen es nicht, wenn man ihre Spur zurückverfolgen kann.«
    »Hast du gehört, worüber die Leute auf der Party geredet haben? Großer Gott, die sind gerade im ersten Jahr in der Kanzlei und haben nichts Besseres zu tun, als sich über die Fusion aufzuregen. Wendall hat sich auf ein hohes Risiko eingelassen. Wenn er die Fusion nicht durchbekommt, verliert er viel von seiner Reputation …«
    Reece lachte. »Von wegen. Wenn es mit der Fusion nichts wird, ist er seinen Job los …« Er drehte sich zu ihr um und ertappte sie beim Gähnen. »He, ist mit dir alles in Ordnung?«
    »So ganz schwach erinnere ich mich noch an die Zeit, in der ich regelmäßig zu schlafen pflegte. Ist gar nicht schlecht, solltest du auch probieren.«
    »Ich hab’s einmal versucht. Der Effekt hat nicht lange vorgehalten.«
    Er streckte eine Hand aus und massierte ihren Nacken.
    »Oh, das tut gut …« Sie schloss die Augen. »Hast du jemals in einem Wagen geliebt?«
    »Nein, nie.«
    »Ich auch nicht. Liegt vermutlich daran, dass ich auch noch nie in einem Autokino gewesen bin.«
    »Einmal, als ich noch auf der High School war, habe ich … Gottverdammte Scheiße!«
    Ein heftiger Stoß ging durch den Lincoln. Taylor riss die Augen auf. Von der Straße war nichts mehr zu sehen, und sie starrte auf Bäume und Sträucher, die mit einer Geschwindigkeit von siebzig Meilen in der Stunde auf sie zurasten. Unter dem Wagen kratzte und scharrte es. Kabel und Leitungen wurden zerrissen. Und immer noch sausten Zweige und Büsche an den Wagenfenstern vorbei. Ein furchtbarer Schmerz schoss durch ihren Rücken, als Reece brüllte: »Das Auto! Das verdammte Auto! Es hat uns von der Straße abgedrängt. Es hat uns …«
    Er trat das Bremspedal durch und versuchte gleichzeitig das Steuerrad zu halten, das sich wie verrückt hin und her drehte, während die Vorderreifen gegen Steine und Sträucher prallten.

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