Ein toedlicher Plan
Brust.
Das Motelzimmer, in das die Polizisten sie gebracht hatten, war eine arge Bruchbude. Die Einrichtung stammte noch aus den Sechzigern – türkisblaue Wände, Pressspanmöbel, ein orangefarben und braun gemusterter Teppich und an der Seite des Bettes ein Münzschlitz, um es vibrieren zu lassen. Ein solches Haus traf man sonst eher abseits von den Westchester Parkways an, ein Motel, das hauptsächlich von verstohlenen Werktagsaffären und Notfällen wie diesem lebte. Taylor konnte sich keinen anderen Grund vorstellen, warum man sonst im Valhalla Starbright Auto Lodge absteigen sollte.
»Es war nur ein Traum«, versicherte sie ihm, so als müsste sie ihn trösten.
»Alles ist wieder gut.«
Sie lachte, wie sie in der letzten Nacht gelacht hatte, nachdem der Lincoln ins Wasser geplatscht und dort schaukelnd stehen geblieben war. Sie hatten im Innern des Autos gewartet, sich vor Schreck nicht gerührt und den eigenartigen Geräuschen des sinkenden Fahrzeugs gelauscht. Luft blubberte und zischte, der Motor stöhnte und ächzte. Wie lange würde es noch dauern, bis das Frontende unter die Wasseroberfläche tauchte?
Aber so weit kam es gar nicht. Der Wagen sank einen halben Meter tief in den Schlick ein, und das war’s.
Sie lachten – doch nicht lange. Nach einer Viertelstunde wurde ihnen klar, dass sich die Türen nicht öffnen ließen. Und die elektrischen Fensterheber versagten. Eine Stunde später fand sie ein Polizist in einem Streifenwagen und schlug mit einer Eisenstange die Seitenfenster ein, damit sie hinausklettern konnten.
Der Beamte brachte sie in das Motel. Reece rief gleich die Leihwagenfirma an und teilte ihnen den Schaden mit. Der Mann am anderen Ende hörte sich das in aller Ruhe an, so als geschähe dergleichen jeden Tag. Wenn Mitchell es wünsche, würde er sofort einen neuen Wagen nach North White Plains schicken. Reece beriet sich mit Taylor, und sie beschlossen, die Nacht hier zu verbringen und morgen früh mit dem Zug zurückzufahren.
Taylor erwachte um halb zehn aus dem Albtraum und erblickte das milchig weiße Herbstlicht, das durch die orangefarbenen Blenden drang. Sie drehte sich um, legte den Kopf auf Mitchells Brust und drückte sich an ihn.
Während sie versuchte, den Nachhall des Entsetzens zu verdauen, befiel sie ein neuer Schrecken. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie sich in Westchester befanden, vielleicht ganz in der Nähe des Hauses, in dem seine Freundin wohnte. Alles in ihr verkrampfte sich, und sie hielt ihn so fest, wie es nur ging. Am liebsten hätte sie ihm hier und jetzt die sprichwörtliche Pistole auf die Brust gesetzt. Aber im Endeffekt traute sie sich dann doch nicht. Unvermittelt drehte er sich zu ihr und sagte: »Das war’s. Mir reicht es jetzt endgültig. Ich mache das nicht mehr mit.« Taylor konnte kaum noch atmen. Sie fürchtete, er habe ihre Gedanken gelesen, sei es leid, dass sie sich so an ihn klammerte, und mache Schluss mit ihr.
Aber spätestens, als er fortfuhr, begriff sie, dass er etwas ganz anderes meinte. »Ich gehe zu Burdick. Und zur Polizei. Ich werde alles sagen.«
Taylor zitterte vor Erleichterung so sehr, dass sie einen Moment brauchte, bis ihr der Sinn seiner Worte klar wurde. »Warum denn das? Wir sind doch so nahe dran.«
»Letzte Nacht, das war kein Unfall. Der Wagen hat uns von der Straße gedrängt, und er hat uns schon die ganze Zeit verfolgt, seit wir Wendalls Haus verlassen haben. Kaum waren wir auf der Höhe des Wasserreservoirs, hat der Fahrer das Steuer herumgerissen und uns gerammt.«
»O Gott!«
»Wer war alles auf der Party? Wendall, Ralph Dudley, wer noch?«
»Thom Sebastian zum Beispiel. Eigentlich war die halbe Kanzlei dort versammelt. Ich habe Sean Lillick, Carrie Mason und noch viele andere von Claytons Klonen gesehen.«
»Wir müssen zur Polizei.«
»Nein.«
»Taylor, es geht nicht mehr anders …«
»Wenn wir das tun, erfährt unweigerlich auch der Vorstand, dass dir der Wechsel gestohlen worden ist. Und damit bist du deinen Job los.«
»Ein Job ist eine Sache, Lebensgefahr eine ganz andere. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen sollte.«
»Mitchell, wir sind kurz vor dem Ziel. Ich fühle es. Am Montag findet die Verhandlung statt. Lass uns noch so lange durchhalten.« Sie nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände. »Bis Montagmorgen, einverstanden?«
»Nein.«
Aber sein Widerstand erlahmte bereits. »Bis Montagmorgen«, wiederholte sie, doch diesmal klang es weniger wie ein
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