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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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zuckte mit den Schultern. »In der obersten Schublade.«
    Dudley lief hin, machte sie auf und blickte hinein. »Junie …«
    Sie sah verwundert den schockierten Ausdruck auf seinem Gesicht. »Poppie, was ist denn los? Was ist mit dir?«
    »Junie!« Ralph zog Taylor Lockwoods Scheck aus der Schublade. Er musste sich an der Wand abstützen und starrte auf das Papier.
    »He, Poppie, es ist …«
    Ihre Stimme erstarb, als ein Ruck durch ihn ging und er sich ihr zuwandte. Da waren nicht nur Enttäuschung und Ärger auf seinem Gesicht, sondern ein Ausdruck, den sie erst einmal gesehen und der ihr einen großen Schrecken eingejagt hatte. Ein Zuhälter hatte einmal so geschaut, kurz bevor er ein Rasiermesser mit Perlmuttgriff aus dem Stiefel zog und damit einer seiner Frauen, die ihn hintergangen hatte, die Lippen aufschlitzte.
    Thom Sebastian saß im Blue Devil in der West Fifty-Seventh an der Bar. Ein angesagter Laden, hauptsächlich farbiges Publikum, alle superschrill angezogen. Sebastian hielt sich an einem Wodka Gimlet fest und dachte: Es wird schon alles gut gehen.
    Nach drei Stunden Schlaf und einer warmen Mahlzeit fühlte er sich langsam besser. Sein inneres Gleichgewicht war noch nicht wiederhergestellt, aber er hatte die Kontrolle über sich zurückgewonnen. Den Kreditvertrag hatte er inzwischen fertig gestellt. Und er hatte damit angefangen, allerlei Kontakte zu knüpfen und Headhunter anzurufen. Die hatten ihm versichert, bei seiner Reputation könne er leicht einen neuen Job finden, und zwar einen, bei dem ihm ein sechsstelliges Jahresgehalt winke.
    Heute Abend saß er hier und dachte ganz kühl über seine Partnerschaft bei Hubbard, White & Willis nach. Er erinnerte sich fast mit Heiterkeit, dass sie ihm immer wie etwas vorgekommen war, von dem sein Leben abzuhängen schien.
    Nachdem Wendall Clayton ihn in sein Büro gerufen und ihm mit seiner leisen, nicht unangenehmen Stimme erklärt hatte, die Kanzlei bedaure es zwar sehr, könne ihm aber nicht das Angebot machen, ihn als Partner aufzunehmen, hatte er mit hängenden Schultern vier bis fünf Minuten einfach nur dagesessen und vor sich hin gelächelt. Clayton musste gedacht haben, sein Gegenüber habe den Verstand verloren. Er hatte dann zu ihm gesprochen und ihm in wohl abgewogenen Worten erklärt, dass die Kanzlei seine Arbeit durchaus zu schätzen wisse und bereit sei, ihm ein ausgezeichnetes Zeugnis auszustellen. Es sei nur leider so, dass gewisse Finanzzwänge eine Aufnahme Sebastians in den Partnerkreis nicht zuließen.
    Finanzzwänge!
Dieser Ausdruck brannte wie Säure in ihm. Wegen so blöder Finanzzwänge verlor er seinen Job.
    Sein Lächeln verging, als Claytons Worte hart auf ihn herabprasselten. Er senkte den Kopf, und dabei fiel ihm ein Gegenstand auf Claytons Schreibtisch ins Auge – eine arabische Schale mit Einlegearbeiten. Sein Blick heftete sich auf das Stück, als wäre es sein Lebensretter. Wenn er nur lange genug darauf starrte, ließe sich vielleicht die ganze furchtbare Wirklichkeit darin einsperren, und er könnte ihr entfliehen und sie für immer hinter sich lassen.
    Hier an der Theke musste er lächeln, als er daran dachte, dass er danach Selbstmord begehen wollte. Er war an dieses Vorhaben herangegangen, wie es ihm sein scharfer und organisierter Akademikerverstand vorschrieb. Zuerst hatte er nachgesehen, ob seine Lebensversicherung eine Selbstmordklausel enthielt (das war nicht der Fall), hatte sein Testament geändert (er hatte es bei einem Anwalt aufgesetzt und hinterlassen, der nicht zu Hubbard, White & Willis gehörte) und sich schließlich in Büchern darüber informiert, welche Selbstmordmethode am effektivsten war, die wenigsten Schmerzen bereitete und die hygienisch sauberste Lösung brachte (abgesehen von dem Risiko eines höchst unangenehmen Magenauspumpens erschien es ihm am besten, eine Überdosis zu nehmen).
    Er dachte an Linda Davidoff und erinnerte sich, wie er sie einmal recht direkt und plump gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen wolle. Und er wusste noch, wie geradezu entsetzt sie Nein gesagt hatte, und auch, wie sie errötet war und verlegen gelächelt hatte, wenn er vor ihr seine zotigen Witze von sich gegeben hatte. Was für ein unschuldiges Kind sie doch gewesen war.
    Zwei Wochen später hatte sie sich umgebracht.
    Leben und Tod.
    Aber jetzt, endlich, verlief sein Leben wieder auf der richtigen Bahn, auch wenn ihm ein paar Probleme noch geblieben waren. So wartete er zum Beispiel immer noch auf Einzelheiten

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