Ein toedlicher Plan
wog einige Einwände ab, die ihm in den Sinn kamen, versuchte die Situation so wie das FBI, das Justizministerium oder das SEC zu analysieren und gelangte zu dem Schluss, dass die Sache bombensicher war. »Brillant«, entgegnete er, ein Wort, das ihm bei Geschäftsgesprächen so gut wie nie über die Lippen kam und das er auch sonst nur selten gebrauchte.
»Wie steht’s jetzt, Thom?«, drängte Bosk. »Nun gib dir schon einen Ruck. Die Geschichte ist unglaublich heiß, so heiß, dass man sich die Finger daran verbrennt. Lass uns haufenweise Kohle schaufeln!«
Sebastian drehte sich zu seinem Freund um und wollte schon etwas darauf entgegnen, schwieg dann aber lieber. Sein Blick wanderte über Bosks vorstehendes hübsches Kinn zu seinen Wurstfingern und zu den hungrigen Augen, und er erkannte in diesem Moment, wen er da vor sich hatte – einen ziemlich unreifen Jungen, der sich auf einer sehr teuren Couch lümmelte. Er wandte sich an Callaghan, der ein Dieb, ein eitler Pfau und ein aufgeblasenes Arschloch sein mochte, aber wenigstens ein erwachsener Mann war. »Ich sage trotzdem Nein.«
»Sie werden nie viel Geld machen, Thom, und ich spreche von siebenstelligen Beträgen, wenn Sie nicht bereit sind, ein Risiko einzugehen«, entgegnete Callaghan.
»Das ist mir durchaus bewusst.«
»Himmel noch mal, Thom«, fuhr Bosk ihn wütend an, »wir haben Monate an dieser Sache gearbeitet. Du hast selbst gesagt, dass du dir nach allem, was die Kanzlei dir angetan hat, das holen würdest, was dir zusteht. Und man hat dich da wirklich verarscht!«
Erneut wies Callaghan Bosk mit einer Handbewegung an, den Mund zu halten. Dann lächelte er. »Thom«, begann er langsam, »Sie sind ein sehr gescheiter junger Mann. Sie sind nicht auf den Kopf gefallen und haben ziemlich was drauf. Mit Ihren Fähigkeiten könnten Sie leicht die gesamte Finanzwelt alt aussehen lassen.«
»Verstehen Sie doch, Callaghan«, erwiderte Sebastian, »ich bin vor allem und in erster Linie Anwalt. Und mehr will ich auch nicht sein.«
Callaghan nickte. »Ich bin ziemlich enttäuscht, aber ich kann Sie nicht zu etwas zwingen, womit Sie nichts zu tun haben wollen.« Sebastian erhob sich. Er wartete darauf, dass ihn Freude, Erleichterung und ein Gefühl der Befreiung überkämen, doch nichts davon stellte sich ein. »Bis dann«, sagte er und ging zur Tür.
Mitchell Reece schloss seine Aktentasche und schob sie unter seinen Sitz an Bord der Delta 727.
Er hatte noch nichts von Taylor gehört. Es war ihm bisher noch nicht gelungen, Lillick zu erreichen, nachdem der angerufen und die Nachricht hinterlassen hatte, es sei dringend. Reece fragte sich, was da so dringend sein konnte. Dann kehrten seine Gedanken zu dem Fall zurück, an dem er gerade arbeitete, und nachdem er sich in einigen Fragen Klarheit verschafft hatte, kam ihm aus irgendeinem Grund Wendall Claytons Beerdigung wieder in den Sinn.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der ich Wendall Clayton kennen gelernt habe, dachte er. Es war spät an einem Samstagabend, und wir beide liefen über die Madison Avenue. Er kam gerade aus der Kanzlei und ich aus der Kirche …
Der Geistliche verließ die Kanzel und marschierte wie ein Talkshowmaster mitten in die Menge der Versammelten …
Und wir plauderten ein wenig über dies und das. Ich erkannte, wie verblüffend ähnlich sich sein Beruf und der meine sind. Er drückte seine Sorge um einen jungen Menschen, irgendeinen Anwalt in der Kanzlei, aus, der von großen Zweifeln geplagt wurde. Wendall wollte seinen Protegé inspirieren und ihm zu neuem Selbstbewusstsein verhelfen …
Mehrere hundert Menschen waren an jenem Tag zusammengekommen. Fast alle Partner von Hubbard, White & Willis, viele Angestellte und eine große Zahl von Freunden. Reece hatte der Witwe nicht sein Beileid ausgedrückt.
… und genauso habe ich mit den seelischen und geistigen Zweifeln unserer jungen Leute zu tun und versuche ihnen auf meine Weise Trost und Zuspruch zu geben …
Reece erinnerte sich, dass die Kirche riesig gewesen war. Ein mächtiger und stabiler gotischer Bau. Die Streben und Balken strömten in gewaltiger Höhe zusammen. Holz, Stein und Metall verschmolzen im dunklen Apogäum des immensen Gebäudes und waren wahrhaft dem Himmel nahe.
Reece kam zu dem Schluss, dass ihm Linda Davidoffs Beerdigung besser gefallen hatte. Die Kirche, in der für sie die Messe gelesen worden war, hatte einen nicht mit ihrer Wuchtigkeit erschlagen, und der Geistliche war in seiner
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