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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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hinterließen Abdrücke auf der Staubschicht der Flasche, die, wie er mit leisem Wohlgefallen feststellte, Jahrgang 1963 war.
    Das Jahr, in dem der Demokratenpräsident ermordet worden war.
    Das Jahr, in dem Donald Burdick seine erste Million gemacht hatte.
    Ein sehr guter Jahrgang für Portwein.
    Er trug jeweils zwei gefüllte Gläser zu seinen Gästen Bill Stanley, Lamar Fredericks, Woody Crenshaw – alles alte reaktionäre Knacker, wie seine Enkelin sagen würde, falls ein solcher Ausdruck von Jugendlichen überhaupt noch gebraucht wurde, was vermutlich nicht der Fall war – und drei andere Mitglieder des Aufsichtsrats, junge, namenlose Männer, und Burdick gestattete sich das kleine Vergnügen, höflich und freundlich zu ihnen zu sein. Im Moment schlotterten den dreien nämlich vor Angst bestimmt die Knie. Wendall Clayton hatte sie unter seine Fittiche genommen, sie zu dem gemacht, was sie heute waren, und sie dank seines Einflusses in den Aufsichtsrat gebracht.
    Burdick und seine Gäste hatten sich ins Arbeitszimmer zurückgezogen. Draußen klatschte nasser Schnee gegen die Butzenglasscheiben.
    »Auf Hubbard, White & Willis«, sagte Burdick. Alle hoben die Gläser, stießen aber nicht miteinander an.
    Die Restauration hatte rasch eingesetzt. Abtrünnige und Kollaborateure hatte man gebrandmarkt und dann mit einem Fußtritt in die Arme der Headhunter und Arbeitsämter befördert. Aber von Claytons eigentlichem Stab, von den jungen Assistenten und Anwaltsgehilfen, war niemand gegangen. Man pflegte im Haus die Überzeugung, dass solche Mitarbeiter sich doppelt und dreifach anstrengen würden, um das Stigma des Clayton-Stallgeruchs loszuwerden.
    Die drei Namenlosen hier im Arbeitszimmer waren die Letzten, auf die das Fegefeuer wartete.
    Einer der drei bemerkte: »Ihre Gattin ist ausgesprochen charmant, Donald.«
    Burdick lächelte. Die drei hatten Vera schon bei früheren Gelegenheiten kennen gelernt, aber nie zuvor waren sie von ihr zum Dinner eingeladen und unterhalten worden. Nie zuvor hatten sie Berichte von ihren Reisen oder Anekdoten über ihre politischen Freunde gehört. Kurzum, die drei waren nie zuvor in ihren Bann gezogen worden (während Vera ihrerseits deren Loyalität abschätzte und ihrem Mann den jeweiligen Befund mit ihren himmelblauen Augen signalisierte).
    Er stellte die Flasche aus dem Jahr des Anschlags mitten auf den Beistelltisch.
    »Bill ist schon darüber informiert«, begann er, »aber für den Rest von Ihnen habe ich Neuigkeiten. Morgen treffe ich mich mit John Perelli. Ich verrate Ihnen wohl kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir da ein kleines Problem haben. Die Partnerversammlung hat den Fusionsvertrag abgesegnet, und John Perelli wird uns darauf festnageln wollen.«
    Einer der Namenlosen meldete sich zu Wort. »Ich kenne diesen Vertrag so gut wie meine Westentasche, Donald. Er ist voller Löcher.« Dieser Mann gehörte zu denen, die ihn aufgesetzt hatten, er war derjenige, der den Platz rechts von Clayton eingenommen hatte, damals in jenem kalten, muffig riechenden Konferenzraum, wo sie zusammen mit Perelli bis zwei Uhr morgens über dem Vertrag gesessen hatten.
    Burdick, insgeheim beeindruckt, dass der junge Mann seinem Blick standgehalten hatte, entgegnete: »Aber wir sind auf der Sitzung übereingekommen, die weiteren Verhandlungen in gegenseitigem Einverständnis und auf Treu und Glauben anzugehen. Die Kanzleileitung hat nun beschlossen, dass wir die Fusion nicht weiter verfolgen werden, und das aus dem einfachen Grund, weil wir die Fusion nicht wollen. Damit beenden wir das gegenseitige Einverständnis und stehen vor einem Vertragsbruch. Denken Sie nur an den Fall Texaco und Pennzoil.«
    Ein anderer Namenloser sagte: »Ich kenne den Fall, Don.« Das war schon fast unverschämt, und so fügte er schnell hinzu: »Es ist richtig, dass die Gegenseite uns einige Schwierigkeiten bereiten könnte, aber ich glaube auch, dass wir uns ausreichend abgesichert haben. Und da jetzt Wendall Clayton nicht mehr unter uns ist, sind die Grundvoraussetzungen des Fusionsvertrags hinfällig geworden.«
    »Gibt es in dem Vertrag vielleicht eine Klausel, dass Clayton der neuen Kanzlei angehören muss?«
    »Nein.«
    Burdick zuckte mit den Schultern und erklärte mit einem leisen Lächeln: »Dann, fürchte ich, haben wir noch immer unser kleines Problem.«
    Der erste Namenlose warf die Frage auf: »Welchen Schaden könnte Perelli denn schon vor Gericht geltend machen?«
    »Wir wollen aber nicht, dass

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