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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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genug. Selbst wenn ich in diesem Jahr allen meinen Lieben eine zu Weihnachten schenke, bleiben noch welche übrig.«
    »Haben Sie denn schon Antwort erhalten?«
    »Nächste Frage, bitte. Ich habe sechsundneunzig Bänder verschickt – an Agenten, Plattenfirmen, Produzenten und an ein paar von meinen Lieblingsmusikern. Bislang kann ich auf vierundachtzig Ablehnungen blicken. Aber da ist auch ein ›Vielleicht‹ dabei.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    »Danke, das kann ich wirklich gebrauchen.«
    Die Kellnerin kam und fragte, ob sie noch einen Wunsch hätten. Reece und Taylor schüttelten gleichzeitig den Kopf. Dann sagte der Anwalt mit Blick auf ihre kaum angerührte Scheibe Toast: »Versuchen Frauen sich eigentlich ständig an einer Diät?«
    Frauen versuchen vor allem, sich nicht vor gut aussehenden jungen Anwälten übergeben zu müssen.
    Taylor beugte sich zu ihm vor und sagte: »Da gibt es noch etwas, das ich Sie fragen muss. Linda Davidoff war doch auch mit dem Fall Hanover & Stiver befasst, oder?«
    »Linda? Ja, sie war meine Assistentin bis zum Juli oder August. Jedenfalls bis kurz vor ihrem Tod.«
    »Nun ja, sie hat ganz abrupt, von einem Tag auf den anderen, aufgehört, an dem Fall zu arbeiten.«
    »Sie ist sehr schwer krank geworden. Haben Sie denn nicht davon gehört? Linda hat einen Zusammenbruch erlitten. Aber sie ist Monate vor dem Tag gestorben, an dem der Wechsel verschwunden ist. Deswegen kann sie kaum etwas mit dem Diebstahl zu tun gehabt haben, oder?«
    »Halten Sie es nicht auch für eigenartig, wenn jemand drei Monate lang Tag und Nacht an einem Fall arbeitet, dann unvermittelt damit aufhört, Selbstmord begeht und einige Zeit später der Wechsel fort ist?«
    Sie hörte auf zu reden, als er ein zusammengefaltetes grünes Blatt Papier aus der Jackentasche zog und es ihr zuschob. Taylor sah ihn vorsichtig an und faltete das Blatt dann auseinander. Sie wusste schon, worum es sich dabei handelte – um den Gerichtsterminkalender mit der heutigen Übersicht. Ihr Blick fiel auf den Kringel um Banque Genève gegen Hanover & Stiver. »Sie stehen vor etlichen Möglichkeiten, Taylor, und müssen deshalb sehr umsichtig vorgehen, denn viel Zeit haben Sie nicht mehr. Nur noch zwölf Tage.« Er tippte mit der Fingerspitze auf das Papier. Diese Geste enttäuschte sie, und zwar nicht so sehr, weil er sie drängte, sondern weil damit die ersten persönlichen Bande zerstört wurden, die an diesem Morgen zwischen ihnen geknüpft worden waren. Taylor hatte sich schon halb in dem Gefühl gewiegt, dies hier wäre so etwas wie ein Rendezvous. Aber das Blatt riss sie brutal in die Wirklichkeit zurück, und sie musste sich daran erinnern, dass das, was sie für ein trautes Treffen gehalten hatte, für Reece der seidene Faden war, an dem seine berufliche Existenz hing.
    Er legte eine Hand auf ihren Arm. Sein Griff war fest und warm. »Wie immer diese Geschichte auch ausgehen mag, Taylor, ich weiß, dass ich mit Ihnen die richtige Wahl getroffen habe.« Sie sahen sich an. Taylor wandte als Erste den Blick ab.
    Nachdem Reece gezahlt hatte, sagte Taylor: »Wir können uns morgen wieder treffen, und ich gebe Ihnen dann den neuesten Stand meiner Ermittlungen. Vielleicht sollten wir das regelmäßig tun.«
    Er schüttelte den Kopf. »Morgen habe ich um neun Uhr einen Gerichtstermin«, entgegnete er und erhob sich. »Dafür muss ich noch ein paar Zeugen präparieren. Und wenn ich jetzt auf die Uhr sehe …«
    Taylor blieb sitzen und erklärte: »Gehen Sie zuerst, damit niemandem etwas auffällt.« Diese Vorsichtsmaßnahme schien ihn zu beeindrucken.
    »Rufen Sie mich an, oder kommen Sie in mein Büro, wenn Sie etwas zu berichten haben.«
    »Halten Sie das für sicher?«
    »Ja. Mein Büro ist letzte Woche auf Wanzen untersucht worden.«
    Taylor Lockwood saß in ihrem Arbeitsbereich im Großraumbüro der Halsted Street und wählte eine Nummer. Sie ließ es zehnmal klingeln, dann schaltete die Anlage auf die Zentrale um. Taylor legte auf, erhob sich und spazierte wie ein Teenager beim Schaufensterbummel durch die Flure. Sie stieg eine Treppe hinauf und bog dann in den Korridor ein, der sie am Pausenraum und am Aktenzimmer vorbeiführte, in dem die Kopien der Standardverträge und Gerichtsanträge abgeheftet wurden. Am Ende des Gangs befand sich ein Büro, das kleiner war als die meisten in der Kanzlei. Das Innere war voll gestopft mit einem italienischen Renaissance-Schreibtisch, einem hohen Bücherregal, zwei

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