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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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»Kommen Sie, ich platze vor Energie, und ich fliege wie ein Vogel. Ich muss jetzt einfach tanzen …«
    »Aber …«
    Er zog sie auf die kleine Tanzfläche. Nach fünfzehn Minuten hing ihr das Haar in schweißnassen Strähnen herab. Ihre Zehen brannten wie Feuer, und in den Waden breitete sich die Vorstufe eines Muskelkaters aus. Sebastian hingegen bewegte sich unverdrossen im Rhythmus des Reggae-Rocks. Seine Augen waren geschlossen, und er schien sich ganz der Katharsis von Bewegung, Sound und Koks hingegeben zu haben. Taylor brach an seiner Schulter zusammen. »Genug!«
    »Ich dachte, Sie wären Skifahrerin?«
    »Aber jetzt bin ich vollkommen erledigt.« Sie japste.
    Er hob die Augenbrauen, und die Überraschung in seinem Blick war echt. »Wir haben doch noch gar nicht zusammen gegessen.«
    »Es ist schon ein Uhr«, erwiderte Taylor. »Ich bin seit fast vierundzwanzig Stunden auf den Beinen.«
    »Dann ist es höchste Zeit, was in den Magen zu bekommen.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Einen Teller voll leckerer kleiner Pastawürmer in Crème fraîche mit Cilantro und Basilikum. Dazu einen winzigen Endiviensalat und eine Flasche Mersault.«
    Taylors Widerstand wurde löchrig.
    »
Belgische
Endivien!«
    »So hungrig bin ich nun auch wieder nicht.«
    »Okay«, entgegnete Sebastian rasch. »Wie wär’s denn damit: Wir nehmen noch ein kleines Dinner ein, Sie erzählen mir alles über das Pine Breath Inn in Vermont, oder wo immer Sie Ski fahren, und dann ist die Nacht für uns vorbei. Oder aber ich bringe Sie gleich nach Hause, und Sie müssen meine Attacken an Ihrer Wohnungstür abwehren. Ich sage Ihnen allerdings gleich, dass nur wenige Frauen es bisher geschafft haben, hinreichend lange Widerstand zu leisten.«
    »Thom …«
    »Und ich mache keine Gefangenen.«
    Sie legte den Kopf auf seine Schulter. Eine Sekunde später hob sie ihn wieder, lächelte und resignierte. »Gibt es vielleicht auch Spaghetti und Fleischbällchen in dicker roter Sauce à la Ragú?«
    »Ich fürchte, ich darf mich hier nie wieder blicken lassen. Aber wenn das Ihr Wunsch ist, zwinge ich den Koch, Ihnen so etwas zuzubereiten.«
    »Dann lassen Sie mir zwei Minuten Zeit, mein Make-up aufzufrischen.«
    »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen. Uns steht ja noch die ganze Nacht zur Verfügung.«

…Sechs
    Der Wecker heulte wie ein Rauchmelder.
    Taylor Lockwood öffnete ein Auge. Das mussten die schlimmsten Kopfschmerzen ihres Lebens sein. Sie lag fünf Minuten ganz still da, während sie diesen Morgen in der Hitparade ihrer fürchterlichsten Kater zu platzieren versuchte. Vielleicht nahm er doch keinen der Spitzenplätze ein. Sie richtete sich auf, und die Kopfschmerzen verlangten sofort ihren Tribut. Taylor schlug mit der Handfläche auf den Wecker und kroch dann vorsichtig zum Bettrand. Sie trug noch ihren Slip und ihren BH. Die Gummibänder hatten tiefe dunkelrote Linien in ihr Fleisch geschnitten, und sie fürchtete schon, diese Verfärbungen würden nie mehr weggehen. Taylor fuhr mit der Zunge durch den ausgetrockneten Mund. Was die Zungenspitze dort entdeckte, gefiel ihr gar nicht. Sie wankte ins Bad wo sie hintereinander mehrere Gläser Wasser trank und sich zweimal die Zähne putzte. Dann durchforstete sie auf der Suche nach den restlichen Kleidungsstücken ihr Apartment.
    Irgendwann warf sie einen Blick auf die Uhr. Halb neun. Mittwochmorgen. Mal nachrechnen … Du bist so gegen Viertel vor vier nach Hause gekommen. Das macht summa summarum viereinhalb Stunden Schlaf.
    Und das war nicht gerade ein Kräfte schöpfendes, erholsames Ruhen gewesen.
    Taylor bewohnte im Fifth Avenue Hotel ein Apartment mit zwei kleinen Zimmern. Das Hotel war ein düsteres Gebäude im gotischen Stil, das sich vor allem durch seine Adresse und den Umstand, dass Richter Crater seinerzeit angeblich auf dem Weg hierher gewesen war, kurz bevor er von der Bildfläche verschwand, von anderen vergleichbaren Häusern unterschied. Die Einrichtung ihres Apartments erinnerte an eine Studentenbude – nicht gerade Apfelsinenkisten als Möbel, aber viel mit Marmorfolie beklebtes Sperrholz und schwarz und weiß gefärbtes Plastik. Dazu ein gewaltiges Sofa mit einem Haufen Kissen und Segeltuchstühle, die, betrachtete man sie aus einem bestimmten Winkel, zu grinsen schienen.
    Taylor knetete ihren Bauch, der nur leicht über den Bund des Slips ragte. Jedes Glas Wein enthält hundertfünfzig Kalorien … Sie massierte ihre Schläfen, und alles verschwamm vor ihren Augen.

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