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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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Doch ihm war aufgefallen, und das hatte er sich gleich in Gedanken notiert, dass diese Männer einer Kanzlei angehörten, deren Namen auf -ein und -itz endeten.
    »Ralph«, sagte einer der Männer, »die Sache ist doch so offensichtlich wie die Nase in meinem Gesicht.
Warum
kann uns Ihr Klient nicht wenigstens in diesem einen Punkt entgegenkommen? Eine winzige Konzession. Das wäre doch wirklich kein Drama.«
    Dudley legte die Stirn in Falten. »Ich habe es versucht, Sol, ich habe es wirklich versucht. Die ganze Nacht habe ich auf ihn eingeredet. Aber mein Klient will keinen Millimeter weichen. Er sagte: ›Wir haben Ihnen A gegeben, und wir haben Ihnen B gegeben. C bekommen Sie nicht mehr.‹ Das genau waren seine Worte.«
    Die drei machten finstere Gesichter und lehnten sich zurück. In ihren Halunkenherzen breiteten sich Frustration, Konfusion und Ärger aus. Und in ihren Halunkenaugen war Dudley naiv, uninformiert und überhaupt ein Trottel.
    Tatsächlich hatte Dudley keine Ahnung, warum sie das nicht bekommen sollten, was sie so dringend haben wollten. Es hatte irgendetwas mit einer Steuerrückzahlung zu tun. Dudley hatte versucht, das Ganze zu verstehen, es aber bald als zu kompliziert aufgegeben. Sein Mitarbeiter bei Hubbard, White & Willis – ein junger Mann, der quasi ganz allein den Vertrag zusammengestellt und aufgesetzt hatte – hatte ihm erklärt, dass sein Klient, wenn sie der Forderung der Halunken nachgäben, eine nicht unwesentliche Abschreibungsmöglichkeit verlieren würde, auch wenn die, rein rechtlich, auf wackligen Beinen stand.
    »Lassen Sie uns darüber reden, Ralph«, sagte einer der Halunken.
    Das war so ziemlich das Letzte, was Ralph Dudley wollte. Er war ja gar nicht in der Lage, über die Sache zu diskutieren. Wenn sie darauf bestanden, würde ihnen recht schnell klar, wie richtig sie mit ihrer Einschätzung lagen, dass er tatsächlich naiv, vertrottelt und vollkommen uninformiert war.
    »Wo bleibt denn der Junge?« Dudley sah zur Tür. Sein Mitarbeiter, der sich mit der Abschreibungsgeschichte bestens auskannte und sie auch fast schon ärgerlich akkurat ausführen konnte, hatte vor zehn Minuten den Raum verlassen, um im Büro anzurufen.
    »Ralph, die Sache fängt wirklich an, uns auf die Eier zu gehen …«
    Dudley unterdrückte ein Stirnrunzeln. Ein Gentleman lässt sich nicht so weit herab, Gossenausdrücke zu gebrauchen.
    »Wir hängen jetzt schon seit einem Monat an diesem Fall.«
    Dudley, der seine ganze Aufmerksamkeit bisher dem Verlauf der Konversation geschenkt hatte, war jetzt froh, dass sein Gegenüber diese Bemerkung hatte fallen lassen. Er beugte sich vor und goss jedem aus der silbernen Kanne Kaffee nach. »Ein Monat ist doch gar nichts. Neulich habe ich mit einem Freund von Abbott & Miller gesprochen, und …«
    Dudley spürte sofort das Interesse des Mannes, der in diesem Trio der Wortführer zu sein schien. »Wen kennen Sie denn dort?«
    »Phil Abbott.«
    Er lachte. »Sie kennen Phil?«
    »Wir spielen regelmäßig in seinem Club Karten. Nach dem Tod seiner Frau haben wir viel Zeit miteinander verbracht.«
    »Phil ist der Cousin meiner Mutter.«
    »Nicht möglich!«, täuschte Dudley freudige Überraschung vor. »Die Welt ist doch ein Dorf. Phil ist ein sehr angenehmer Mann, und sein Witz funkelt so brillant wie ein Feuerwerk. Sie beide sind also miteinander verwandt?«
    »Aber ja. Er ist oft zu uns nach Brooklyn gekommen.«
    »Wir haben neulich zusammen zu Mittag gegessen, das war, mal nachrechnen, der Freitag nach Thanksgiving. Ich glaube, er ist über Gerties Tod ganz gut hinweggekommen. Als Emma, das war meine Frau, starb, haben er und ich uns besser kennen gelernt. Nach Gerties Ableben haben wir viele Stunden miteinander geredet.«
    »Ja, er hat sie sehr geliebt.« Der Wortführer beobachtete Dudley und suchte sein Gesicht nach verräterischen Anzeichen ab. »Natürlich haben sie sich auch gestritten, aber das gehört ja wohl zu einer richtigen Liebe dazu.«
    »Ich bin der Vormund meiner Enkelin, und ich sage Ihnen, ein Kind großzuziehen lehrt einen eine Menge über Liebe. Manchmal kommt man sich dabei vor wie im Himmel, dann wieder wie auf dem Schlachtfeld. Phil hat mir übrigens viel über die Kinder erzählt, mit denen er gespielt hat. Vielleicht waren Sie eines davon.«
    »Ganz bestimmt war ich das. Wir haben ihn immer Onkel Phil genannt, denn er war für uns mehr ein Onkel als ein Cousin. Immerhin war er ja gut und gerne zwanzig Jahre älter als wir. Ja, wir

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