Ein toedlicher Plan
Akisha-SR-10-Sender an der Trennwand von Lockwoods Arbeitsbereich anbringen. Das herzförmige Mikrofon war nicht größer als ein halber Dollar. Das einzige Problem bei diesem Sender war seine geringe Reichweite von lediglich dreißig Metern, und dafür war die zu kleine und leistungsschwache Batterie verantwortlich. Er hatte seinen Auftraggeber darauf hingewiesen, und der hatte erwidert, dreißig Meter reichten vollkommen aus. Taylors Gespräche würden nämlich an einen Empfänger gestrahlt, der sich im Gebäude selbst befinde.
Der Mann beendete seine Arbeit, testete abschließend das Mikrofon und schritt zur Tür. Er setzte stets den ganzen Fuß auf und rollte darauf ab, damit seine Gummisohlen beim Gehen keine klatschenden Geräusche erzeugten. An der Tür blieb er einen Moment stehen, hielt den Atem an und lauschte, bevor er hinaus auf den Flur trat. Als er am Pausenraum vorbeikam, entdeckte er auf dem Tresen eine halb volle Flasche Champagner. Sie war außen beschlagen, und als er sie mit dem Handrücken berührte, stellte er fest, dass der Inhalt noch kalt war. Daraufhin zog er sich Stoffhandschuhe über und füllte einen Plastikbecher mit dem Schaumwein. Wieder draußen auf dem Gang, leerte er den Becher auf einen Zug. Dann zerdrückte er ihn, steckte ihn in seine Tasche und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
…Neun
Wendall Clayton war der festen Überzeugung, dass es sich bei der ersten Einbringung eines Klienten in eine Kanzlei um den bedeutendsten Meilenstein in der Laufbahn eines Wall-Street-Anwalts handelte – wichtiger noch als das Examen an der juristischen Fakultät und entscheidender als das Angebot, als Partner einzusteigen. Beides besaß Bedeutung, war aber nicht mehr als abstrakte Stufen auf der Karriereleiter. Wenn man jedoch seinen ersten zahlenden Klienten gewonnen hatte, gehörte man, zumindest in Claytons Augen, fortan zur Aristokratie und hob sich damit vom Patriziertum ab.
Vor einigen Jahren, als Clayton – damals ein junger Anwalt und frisch bei Hubbard, White & Willis als Partner eingestiegen – gerade am achtzehnten Loch auf dem Kurs des Meadowbrook Club auf Long Island eingelocht hatte, näherte sich ihm ein Mann aus seiner Viererpartie und sagte: »Hören Sie, Wendall, sind Sie daran interessiert, ein wenig für ein Krankenhaus tätig zu werden?«
Er hatte die Frage an einem Sonntag gestellt bekommen, und schon am Dienstag konnte er dem Vorstand der Kanzlei den ersten unterzeichneten Anwaltsvorschuss vorlegen – und zwar von dem riesigen St.-Agnes-Krankenhauskomplex in Manhattan. Andere Klienten hatten ihn in der Folge mit interessanten juristischen Problemen konfrontiert, und weitere hatten ihm und der Kanzlei mehr Geld eingebracht. Aber weil es sich beim St. Agnes um seinen ersten Klienten handelte, war dieses Krankenhaus für ihn auch heute noch etwas ganz Besonderes. Und er achtete stets darauf, dass es den besten juristischen Rat oder Beistand erhielt, den er aufbieten konnte.
An diesem Donnerstagmorgen saß Wendall Clayton in seinem Büro, lehnte sich auf seinem Thron zurück und kaute auf seiner Zigarre herum. Ihm gegenüber hatten zwei Männer Platz genommen. Der eine der beiden war der Finanzdirektor des St. Agnes, ein großer, schwerer Mann und, milde ausgedrückt, alter Veteran der Krankenhausverwaltung. Bei dem anderen handelte es sich um Mitchell Reece. Keiner der drei machte ein übermäßig glückliches Gesicht. Reece wandte sich mit leiser Stimme an die beiden anderen. »Ist eine haarige Angelegenheit. Was soll ich sagen? Ich schätze, die Sache steht vierzig zu sechzig zugunsten der Gegenseite.«
Reeces Ruhe irritierte Clayton. Er wünschte, ein anderer als dieser junge Mann würde sich um die Angelegenheit kümmern. Obwohl das St. Agnes zu Claytons Klientenstamm gehörte, durfte er es nur in Körperschaftsangelegenheiten beraten und vertreten. Wenn jemand aber Anzeige gegen das Krankenhaus erstattete oder die Einrichtung selbst gegen jemanden Klage erheben wollte, entschied der Seniorprozesspartner, Lamar Fredericks, welcher Prozessanwalt den Fall übernahm. Damals vor sechs Monaten, als die Angelegenheit Benning gegen St. Agnes gerichtskundig gemacht wurde, hatte Clayton der Frage, wen der Seniorpartner aussuchen würde, keine allzu große Beachtung geschenkt. Er überließ es Fredericks, einen der Prozessanwälte zu benennen, die gerade verfügbar waren. Als Clayton auf den Namen Mitchell Reece gestoßen war, hatte er sich nur gemerkt, dass dieser Mann
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