Ein toedlicher Plan
sich einen guten Ruf erworben hatte und häufiger Donald Burdicks Klienten vor Gericht vertrat. Letzteres war zwar ärgerlich, aber nicht weiter relevant.
Doch nun, da die Fusionsgespräche auf Hochtouren liefen, konnte Clayton sich die Blamage einer schlechten Rechtsvertretung für einen seiner Klienten nicht leisten. Er hätte es lieber gesehen, wenn einer der Partner, und da am besten Lamar Fredericks selbst, den Fall übernommen hätte, obwohl der Senior zu den Verbündeten von Donald Burdick gerechnet werden musste und darüber hinaus ein ziemlich großes Arschloch war. Clayton sah es nur ungern, dass diese Angelegenheit in den Händen eines so jungen Anwalts lag, und dann auch noch in denen eines so gut aussehenden und selbstsicheren Mannes, der hier in aller Gelassenheit saß und anscheinend nicht geneigt war, sich von Adel beeindrucken zu lassen.
Am ärgerlichsten an diesem Reece aber war, dass er Claytons Klienten geradewegs und ohne Umschweife ins Gesicht sagte, sein Krankenhaus habe gute Chancen, eine Zehn-Millionen-Dollar-Klage zu verlieren. »Die Gegenseite hat einen Gutachter bestellt, sie hat Aufnahmen vom Kläger zum Zeitpunkt, kurz bevor er ins Krankenhaus ging – da hat er achtundsiebzig Kilo gewogen –, und sie kann Bilder von ihm vorzeigen, wie er in die New Yorker Uni-Klinik verlegt wurde, mit einem Gewicht von nur noch achtundfünfzigeinhalb Kilo. Und außerdem ist sie im Besitz der schriftlichen Aussage einer der Krankenschwestern im St. Agnes, in der diese erklärt«, Reece zitierte ihre Worte aus dem Gedächtnis: »›Ich habe gesehen, wie unsere Behandlung bei ihm angeschlagen hat, und ich dachte: Großer Gott, wir haben ihn umgebracht: Meiner Meinung nach konnte es keinen Zweifel geben, dass der Mann sterben würde.‹« Reece räusperte sich und fuhr dann fort: »Sie berichtet weiter, dass sie nach diesem Anblick nach Hause gegangen ist und für den Patienten gebetet hat.«
»Scheiße«, sagte der Finanzdirektor.
Clayton bemerkte, dass er die Zähne zusammenbiss, und zwang sich zur Ruhe. »Nun, Mitchell«, sagte er dann, »vielleicht ist die Sache doch nicht so hoffnungslos, wie Sie sie eben dargestellt haben.«
Reece zuckte mit den Schultern. »Ich halte die Angelegenheit nicht für hoffnungslos, und das habe ich auch nie gesagt.«
»Wie dem auch sei«, erklärte Clayton, »wir sind fest entschlossen, es nicht auf einen Vergleich ankommen zu lassen.« Er betonte das »wir«, um damit anzudeuten, dass er als Anwalt für Wirtschaftsrecht das geraten hatte, was seinesgleichen in solchen Fällen immer zu raten pflegten, während Reece den Eindruck erweckt hatte, der Fall ließe sich vor Gericht gewinnen, und der Finanzdirektor war ohnehin fest entschlossen, es auf einen Prozess ankommen zu lassen.
Doch jetzt sagte der Finanzdirektor: »Nun ja, ein Vergleich … vielleicht sollten wir darüber noch einmal nachdenken.«
»Ja, was halten Sie davon?« Clayton wusste, dass er den jungen Anwalt etwas zu eindringlich ansah. Er kam sich schon halb wie eine junge Frau vor, der der Hof gemacht wird und die es gar nicht erwarten kann, noch mehr aus dem Mund des Galans zu hören. Clayton spürte, dass er die Situation nicht vollkommen unter Kontrolle hatte, und dieses Gefühl der Ohnmacht verdross ihn außerordentlich.
Reece schüttelte den Kopf. »Bei der Vorverhandlung hat der Richter wie üblich einen Vergleich vorgeschlagen. Aber der Kläger weigert sich, das auch nur in Erwägung zu ziehen. Die Gegenseite hat anscheinend großes Vertrauen in ihre Sachverständigen.«
Clayton saß nur teilnahmslos da und tauschte mit seinem Klienten Blicke aus. Obwohl er den Anwalt am liebsten am Revers gepackt und ihn angeschrien hätte, dass er raus sei und Lamar Fredericks ab sofort den Fall übernehme, bemerkte er lediglich: »Natürlich werden Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun.«
Reece grinste über diese Bemerkung, die doch nur das feststellte, was auf der Hand lag, und erklärte: »Eingedenk des Umstands, dass hier ein schwerer Fall von falscher ärztlicher Behandlung vorliegt, würde ich sagen, dass wir eine realistische Chance haben.«
Der Finanzdirektor rutschte unruhig auf seinem Sessel hin und her.
Clayton wartete einen Moment, damit der Anflug von Zorn wieder vergehen konnte, was jedoch nicht geschah. Daher bemerkte er so ruhig und so aristokratisch, wie ihm das nur möglich war: »Ich würde nicht von falscher Behandlung sprechen, Mitchell.«
»Nun, es war aber ein ärztlicher
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